Sonntag, 30. Dezember 2012

Frage: Fängt am 1. Januar ein neues Spiele-Jahr an?

Antwort: Nein, der Jahrgang hat längst begonnen. Der Jahresrhythmus wird von der Spiel-des-Jahres-Jury vorgegeben, für die bereits im April das Jahr zu Ende ist. Alles, was bis dann nicht in den Geschäften ist, wird kurzerhand aufs nächste Jahr verschoben. Immerhin bleibt uns dann bis zum Herbst Zeit, den Jahrgang eingehend auszuprobieren und zu bilanzieren. Denn zwischen Mai und September herrscht Neuheiten-Sommerflaute. Anschließend kann auf den Essener Spieltagen im Oktober der Beginn des neuen Jahrgangs groß gefeiert werden.

Sonntag, 23. Dezember 2012

Der verzauberte Turm

Kinderspiel des Jahres 2013
Wer befreit die Prinzessin aus dem verschlossenen Turm? Der rote Prinz oder der blaue Zauberer? Der Zauberer versteckt den Schlüssel in einer der Vertiefungen, die sich in dem dreidimensionalen Spielbrett befinden. Anschließend entscheidet der Würfel, wie weit die beiden Spielfiguren ziehen dürfen. Der Prinz sucht verzweifelt nach dem Schlüssel, der von den magnetischen Füßen der Figuren angezogen wird, sobald diese auf dem richtigen Feld stehen. Der Zauberer, der erst nach acht Schritten auf das Spielbrett springen darf, läuft hingegen zielstrebig zum Versteck. Wer den Schlüssel hat, steckt ihn in eines der sechs Schlüssellöcher des Turms. Wenn es das richtige Schloss ist, springt die Prinzessin aus ihrem Gefängnis.
Material | Magnet, Schloss und Feder funktionieren gut und sind keine Effekthascherei. Sondern sie passen perfekt zum spielerischen Ablauf. Während Prinz und Zauberer zwei massive Holzpöppel sind, ist die stilisierte Prinzessin aus unschönem Plastik gefertigt.
Spielregel | Die Anleitung hätte auf ein übersichtliches Blatt gepasst, wird hier aber auf ein 16-seitiges aufwändig gestaltetes Heft verteilt.
Zielgruppe | Der verzauberte Turm ist ein Zwei-Personen-Spiel für Kinder ab vier oder fünf Jahre. Wenn mehr Kinder mitmachen wollen, müssen sie die den Prinzen abwechselnd spielen.
Fazit | Am Anfang hat der Zauberer die besseren Chancen. Wenn er aber nicht das richtige Schlüsselloch findet, steigen die Siegmöglichkeiten des Prinzen, da der Schlüssel in den folgenden Runden an einem anderen Ort versteckt werden muss. Da die „verbrauchten“ Verstecke markiert sind, hat der mit Vorsprung losgelaufene Prinz eine höhere Trefferwahrscheinlichkeit. Die Kinder sind von dem attraktiv gestalteten Suchspiel mit seinen Memory- und Bluffelementen begeistert.



Der verzauberte Turm
von Inka Brand und Markus Brand
Drei Magier Spiele (Schmidt) (Redaktion: Claudia Geigenmüller)
für 2 bis 4 Kinder (besser: 2) ab zirka 5 Jahre
zirka 37 Euro
Feder oder Magnet, Holz oder Plastik – Der verzauberte Turm ist das Kinderspiel des Jahres 2013 >>

Blogeintrag aktualisiert im Juni 2013

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Mausgetrixt

Clever rausziehen – geschickt bluffen
Ziege spielt gegen Maus. Wenn eine Farbe gewürfelt wird, darf die Ziege einen Wurzelbüschel aus der Erde ziehen. Wenn die Farbe der Wurzel mit der des Würfels übereinstimmt, wird diese aus dem Spiel genommen. Wenn sogar eine der drei Mausfiguren am Büschel hängt, kommt die Ziege dem Sieg ein Stück näher: Wenn sie alle drei Mäuse gefunden hat, gewinnt sie. Der Spieler, der auf der Seite des Nagers sitzt, wird dann aktiv, wenn der Würfel eine Maus zeigt. Er entfernt dann eine der Wurzeln.
Material | Der dreidimensionale Spielaufbau ist beeindruckend und begeistert alle Kinder. Ein Spieler kann unterirdisch die Wurzeln einsehen, während von oben an den Büscheln genagt wird.
Spielregel | Laut Anleitung ist es ein Spielziel der Ziegen, möglichst viele Wurzeln vor den Mäusen zu retten. Doch leider ist dies ein fataler Irrtum, der dazu führt, dass die Kinder regelmäßig mit dieser fälschlichen Annahme spielen. Jedesmal, wenn die Ziege eine Wurzel ergattert, hilft sie dem Mäusespieler – denn nur er profitiert davon, wenn die Wurzeln gefressen werden. Er hat nämlich gewonnen, sobald diese komplett weg sind und noch mindestens eine Mausfigur im Spiel ist.
Fazit | Die Kinder merken gar nicht, dass die Spielregel sie auf einen falschen Pfad führt. Sie haben großen Spaß an dem attraktiv ausgestatteten Mausgetrixt und der Suche nach den leckeren Farbwurzeln. Aber: heiligt der Zweck – mehr Spielspaß – das Vorgaukeln eines irrigen Spielziels? Nein.


Mausgetrixt
von Karin Hetling
Ravensburger (Redaktion: Alexandra Cordes)
für 2 bis 4 (besser: 2) Kinder ab zirka 5 Jahre
zirka 35 Euro

Donnerstag, 29. November 2012

Drecksau

Ab in den Matsch!
Empfehlungsliste Spiel des Jahres 2012
Meine drei Schweine wollen dreckig sein. Dazu spiele ich Matschkarten aus und schütze sie vor Regen mit einem Dach. Gleichzeitig schrubbe ich gegnerische Dreckschweine schön sauber.
Spielregel | Die schwarz-weiß gedruckte Anleitung lässt keine Fragen offen, wäre aber mit farbigen Abbildungen etwas übersichtlicher.
Zielgruppe | Für alle. Erwachsenen macht dieses flotte Kartenspiel viel Spaß, Kindern ab sechs Jahre – mit etwas Übung schon ab fünf – bereitet es sogar noch mehr Freude.
Fazit | Die schön illustrierten Karten spinnen eine herrlich lustige Geschichte, die in Kombination mit dem interessanten Ablauf für Dynamik sorgt. Mal geht’s schnell, mal dauert es länger. Aber immer wird noch eine weitere Runde gespielt.
KinderZEIT
Drecksau ist als games we play Spieletipp in der Wochenzeitung DIE ZEIT (Nr. 49 / 2012, Seite 47) erschienen.

Drecksau
von Frank Bebenroth und Arpad Fritsche
Kosmos (Redaktion: Vincent Gatzsch)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 7 (besser: 6) Jahre
zirka 7 Euro

Sonntag, 11. November 2012

Zebra-Schwein

Ein sau-komisches Zeichenspiel
Sechs Tierplättchen liegen auf dem Tisch, und jedem ist eine Zahl zugeordnet. Zwei verdeckt geworfenen Würfel entscheiden, welche Tierkombination der erste Spieler illustrieren muss. Ein „Schnecken-Kamel“ oder der „Schlangen-Papagai“? Die Mitspieler müssen raten. Wer zuerst einen Tipp abgeben möchte, haut auf das Zebra-Schwein. Wer richtig rät, bekommt genauso einen Siegpunkt wie derjenige, der das Bild gemalt hat.
Material | Das grunzende Zebra-Schwein ist ein Blickfang.
Zielgruppe | Bei Erwachsenen trifft solch ein Zeichenspiel oft auf wenig Begeisterung. Viele Kinder zeigen sich beim Malen jedoch überraschend routiniert – man merkt, dass in Kindergärten und Grundschulen häufig gezeichnet wird. Wer gerne malt, kann ab sechs oder sieben Jahre mitspielen.
Fazit | Wenn die Tiere wegen eines Rüssels oder eines Geweihs unübersehbar charakteristische Merkmale besitzen, ist die Aufgabe einfach. Wer hingegen einen knuffigen Hund mit einem süßen Eisbären verkuppeln muss, hat es nicht leicht. Genau das macht Zebra-Schwein zu einem anspruchsvollen Kommunikationsspiel, das in der richtigen Runde viel Spaß macht.



Zebra-Schwein
von Emely Brand und Lukas Brand
Schmidt (Redaktion: Antje Gleichmann)
für 3 bis 6 Kinder ab zirka 6 Jahre
zirka 22 Euro

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Die Spielewelt trifft sich in Essen

Wolfgang Kramer (70, Foto rechts) ist am Vorabend der Internationalen Spieltage in der Messe Essen mit einem Deutschen Spiele Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden. Hunderte Spiele hat er erfunden, zu den bekanntesten gehören das Kartenspiel 6 nimmt und Heimlich & Co. Dieser Brettspiel-Klassiker wird in diesem Herbst von Amigo in einem neuen Format vorgestellt.
Mit dem 1986 zum Spiel des Jahres gewählten Titel hatte Kramer die umlaufende Siegpunktleiste erfunden. Sie ist als „Kramerleiste“ längst zum Standard in der Spieleentwicklung geworden. Unzählige Brettspiele ziert diese Laufbahn, auf der mit einem Blick der Führende und die Verfolger zu erkennen sind.
Auf besonders große Medienresonanz stieß ein Kunststück der Gummersbacher Familie Brand (Foto rechts). Während die Eltern Inka und Markus mit dem Strategiespiel Village den Hauptpreis erhielten, nahmen die Kinder Emely und Lukas die Trophäe für das mit dem Deutschen Kinderspiele Preis prämierte Mogel Motte entgegen. Dass sie damit auch die Möglichkeit hatten, erstmals an der ansonsten den Erwachsenen vorbehaltenen Preisverleihung teilzunehmen, sei ein zusätzlicher Ansporn gewesen, berichteten die Eltern. Denn bislang mussten Emely und Lukas zu Hause bleiben, während die längst etablierten Spieleautoren-Eltern (Monsterfalle) zur abendlichen Gala fuhren.
Donnerstag 10 Uhr: Die Hallen der Messe Essen füllen sich für vier Tage Spielspaß.

Montag, 15. Oktober 2012

Frage: Mit Kindern auf die Spielemesse – lohnt sich das?

Antwort: Durchaus. Schließlich sind die alljährlich in der Messe Essen stattfindenden Internationalen Spieltage die weltweit größte Publikumsveranstaltung für Brett- und Kartenspiele, auf der man an Hunderten von Tischen unzählige Neuheiten erklärt bekommt und ausprobieren kann. Allerdings sind zwei Dinge zu beachten. Erstens: Eine Mehrheit der Aussteller richtet sich nicht an Kinder, sondern an Erwachsene und Jugendliche. Im Fokus der Herbstneuerscheinungen stehen oftmals komplexe Erwachsenenspiele mit der Altersangabe „12 plus“ und mindestens 120 Minuten Dauer. Kinderspiele erscheinen zumeist im Frühjahr und werden auf der Nürnberger Spielwarenmesse (die allerdings der Öffentlichkeit verschlossen ist) präsentiert. Trotzdem bleibt auch für Kinder in Essen viel zu entdecken, zumal viele Aussteller auch ihre Frühjahrsneuheiten dabei haben, und einzelne das komplette Verlagsprogramm zeigen. Zweitens: In den Messehallen ist es sehr laut, zeitweise ist das Gedränge groß, und man muss mit Wartezeiten auf freie Tische rechnen. Spielplatzangebote, die den Kindern im Laufe eines langen Tages Bewegung verschaffen, sind in lediglich bescheidenem Umfang vorhanden. Deshalb ist der Besuch nur Kindern (ab frühestens fünf Jähren) zu empfehlen, die sehr viel Spielerfahrung haben, sich auch in unruhigen Hallen gut auf Regeln sowie Spielabläufe konzentrieren können und dabei Spaß haben. internationalespieltage.de >>

Samstag, 6. Oktober 2012

Frage: Für welches Alter sind Kinderspiele?

Antwort: Ab zirka vier Jahren können Kindergartenkinder vollständige Brett- oder Kartenspiele bewältigen, weil sie sich an Regeln halten und erste kleine taktische Entscheidungen treffen können. Bei Spielen ohne Entscheidungsmöglichkeiten darf man „ab 3“ auf die Schachtel schreiben, bei besonders eingängigem Material sind die Kleinen auch schon mal ein paar Monate vorher dabei. Hier geht es dann nur um das Nachvollziehen der Regelelemente. Memory und memoryähnliche Titel sind ebenfalls für Dreijährige geeignet. Altersangaben sind aber nur ein ungefährer Wert. Kinder entwickeln sich überaus unterschiedlich. „Ab 5“ oder „ab 6“ steht auf Schachteln für ältere Kindergartenkinder sowie Grundschüler. „Ab 8“ ist bereits ein Hinweis darauf, dass es sich um einen Titel handelt, der als Erwachsenenspiel bezeichnet werden kann. Einige dieser Spiele werden hier in diesem Blog vorgestellt, wenn sie Dritt- oder Viertklässlern besonders gefallen. Die Angabe „ab 7“ sollte Kinderspielen vorbehalten sein, die erste Lese- oder größere Rechenkenntnisse verlangen, weil dann alle Kinder bereits in der Schule sind. Manchmal steht jedoch „ab 7“ auf einer Schachtel, wenn sich der Verlag nicht entscheiden konnte, welche Zielgruppe gemeint ist.

Montag, 1. Oktober 2012

Spinnengift und Krötenschleim

Was kommt in den Kessel rein?
Nominiert für das Kinderspiel des Jahres 2012
Der Spieler zieht seine Figur über das Spielbrett zum nächsten Chip. Um diesen zu gewinnen, muss er würfeln. Der Würfel zeigt keine Zahlen, sondern Spinnengift, Krötenschleim, Mäusedreck und ähnliches an. Jetzt gilt es, unter den verdeckten Memory-Kärtchen genau das zu finden, das dem Würfelbild entspricht. Zu Belohnung gibt es einen Siegpunkt sowie den Chip, der in den Einwurfschlitz eines Hexenkessels gesteckt wird, an dessen Boden ein kapselförmiges Monster hockt. Sobald genug Chips in der Dose sind, purzelt das Ungeheuer nach unten und alle Chips fallen raus.
Material | Der Hexenkessel-Gimmick, der einer Spardose ähnelt, fasziniert die Kinder. UPDATE Außerdem sind die Illustrationen mit einem Graf Ludo für die beste Kinderspielgrafik 2012 ausgezeichnet worden,
Zielgruppe | Sechs- oder Siebenjährige, die länger als dreißig Minuten konzentriert dabei bleiben können.
Fazit | Im Kern ist Spinnengift und Krötenschleim ein intelligentes Merkspiel, das insbesondere bei denjenigen Chips eine Herausforderung bietet, die mehrfaches Würfeln verlangen. Dann passiert es oft, dass zwei- oder dreimal beispielsweise Mäusedreck gewürfelt wird und mehrere unterschiedliche Mäusekärtchen umzudrehen sind. Leider muss man das Spiel aufgrund seiner recht langen Dauer als eher abwechslungsarm bezeichnen – jedenfalls dann, wenn sich der Neuigkeitswert des Hexenkessel-Effekt erledigt hat. Spinnengift und Krötenschleim ist eine grundlegend überarbeitete Neuauflage des 1996 mit dem Deutschen Kinderspiele Preis ausgezeichnete Hallo Dachs (erschienen bei Goldsieber).



Spinnengift und Krötenschleim
von Klaus Teuber
Kosmos (Redaktion: TM-Spiele, Lizenz: Catan)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 6 Jahre
zirka 25 Euro

Donnerstag, 27. September 2012

Kingdom Builder

Baue Dein Königreich
Spiel des Jahres 2012
Wer an der Reihe ist, setzt drei Siedlungen in das Gelände ein, welches die zufällig gezogen Karte anzeigt. Dabei muss möglichst angrenzend an bestehende eigene Siedlungen gebaut werden. Wer sich neben einer festen Ortschaft ansiedelt, bekommt ein Plättchen, das einem das Siedeln dauerhaft erleichtert.
Spielregel | Sie ist recht übersichtlich. Leider fehlt aber ein Einstiegsszenario, das den Beginn erleichtern würde.
Zielgruppe | Für spielerfahrene Kinder ab acht oder neun, die eine taktische Herausforderung suchen, sowie Jugendliche und Erwachsene.
Fazit | Obwohl die Regeln gar nicht so schwer sind, fällt es nicht leicht, sich in den Ablauf hineinzudenken. Doch wer die Starthürde überwunden hat, zeigt sich von einem Spiel beeindruckt, das strategische Momente mit einem angemessenen Zufallsanteil klug verzahnt. Der flexible Aufbau sorgt für Abwechslung und langandauernden Spielspaß.
KinderZEIT
Kingdom Builder ist als games we play Spieletipp in der Wochenzeitung DIE ZEIT (Nr. 40 / 2012, Seite 51) erschienen.



Kingdom Builder
von Donald X. Vaccarino
Queen Games
für 2 bis 4 SpielerInnen ab zirka 8 Jahre
zirka 43 Euro

Montag, 24. September 2012

Tempo, kleine Fische!

Ein roter und ein grüner Flussfischer stehen in ihrem Boot und jagen vier Fischen nach. Diese versuchen, aus dem Fluss ins offene Meer zu fliehen. Wird rot oder grün gewürfelt, rutscht das Fischerboot einen Schritt nach vorn, indem der nächste Flussabschnitt aus dem Spiel genommen wird. Wenn der Würfel eine der vier anderen Farben zeigt, schwimmt der entsprechende Fisch einen Abschnitt weiter. Sobald die Fischer ein Tier einholen, landet dieses gefangen im Boot.
Material | Schön. Das Leben am Flussufer ist lustig gezeichnet.
Zielgruppe | Für Spielanfänger ab drei oder vier Jahre.
Fazit | Das vielleicht beste Kinderspiel dieses Jahres befindet sich in einer sehr unauffälligen kleinen Schachtel und ist die Wiederauflage eines zwölf Jahre alten Titels. Damals erschien es unter dem Namen Avanti Mare weitgehend unbeachtet in kleiner Auflage bei Selecta. Tempo, kleine Fische ist ein erstklassiges Brettspiel mit brillant abgestimmten Mechanismen, was für eine Spiel für diese Altersklasse ziemlich einmalig ist. Die Spannung entsteht dadurch, dass die Kinder vorab wetten, welche Seite gewinnt: Fisch oder Fischer? Beeindruckend ist, wie hier die Elemente eines kooperativen Spiels mit denen eines Wettbewerbsspiels miteinander verwoben sind.

Tempo, kleine Fische!
von Günter Burkhardt
Ravensburger (Redaktion: Monika Gohl)
für 2 bis 6 Kinder ab zirka 3 Jahre
zirka 7 Euro

Freitag, 21. September 2012

Frage: Müssen Kinder beim Spielen etwas lernen?

Antwort: Mich ärgert es, wenn auf dem Cover eines Brettspiels „Förderziele“ aufgedruckt sind. Motorische Fertigkeiten, rechnen, schreiben, lesen, Farben erkennen: Alles scheint wichtig zu sein, nur das Spielen nicht. Die fex-Reihe von Haba will sogar die „exekutiven Funktionen“ eines Kindes trainieren (siehe spielbox 6/2011). Kann man die Kinder nicht einfach mal in Ruhe spielen lassen? Es gibt überhaupt keinen Grund, ein Spiel mit irgendwelche Erwartungshaltungen zu überfrachten. Denn: erstens wird das Spiel dadurch meistens nicht besser; zweitens ist Spielen an sich schon eine tolle Sache; und drittens lernen Kinder bei einem Brettspiel eh schon eine Menge. Sie müssen Regeln lernen und Regeln einhalten, sie müssen eine gewisse Zeit konzentriert still sitzen und gegebenenfalls verlieren. Allein das ist für die Kleinen manchmal anstrengende Arbeit – da brauchen sie nicht auch noch übermotivierte Eltern. Selbstverständlich ist ein Spiel nicht deshalb schlecht, wenn es nebenbei auch noch Geschick oder den Umgang mit Zahlen trainiert. Das ist aber niemals ein Kriterium für die Qualität – darüber entscheidet allein der spielerische Gehalt und der Spaß.

Montag, 17. September 2012

Mogel Motte

Schummeln erlaubt
Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres 2012
Deutscher Kinderspiele Preis 2012
Eigentlich geht es nur darum, Zahlenkarten reihum abzulegen. Der Kartenwert muss jeweils eins höher oder eins niedriger sein als die zuvor gelegte Karte. Um das Loswerden seiner Karten zu beschleunigen, kann man sie auch auch verschwinden lassen, auf den Boden werfen, in die Hemdtasche stecken und so weiter. Aber Vorsicht: Ein Mitspieler ist „Wächter“. Wenn er einen beim Verschwindenlassen erwischt, gibt es eine Strafkarte und man muss die „Wächter“-Rolle selbst übernehmen.
Spielregel | Laut Anleitung sei mogeln, schummeln und „alles, was Spaß macht“ bei diesem Spiel erlaubt. Wer etwas weiter liest, merkt jedoch, dass dies leicht misszuverstehen ist. Denn es gibt wichtige Regeln, an die man sich zu halten hat, obwohl diese von den Mitspielern kaum zu kontrollieren sind: Man darf nie mehr als eine Karte gleichzeitig verschwinden lassen, und man muss das Spiel sofort unterbrechen, wenn ein Mitspieler erwischt wird.
Material | Rolf Vogt hat die Karten bildschön illustriert.
Zielgruppe | Erwachsene, Jugendliche und ältere Grundschulkinder mit viel Spielerfahrung, die sich auch dann an die Regeln halten, wenn ein Spiel mit dem Motto „Schummeln erlaubt“ auf dem Tisch liegt.
Fazit | Beim Deutschen Kinderspiele Preis gewinnt das Spiel, das vielspielenden Erwachsenen ganz besonders auffällt und bei dem sie selbst auch gerne eine Runde mitspielen. Ein derart originelles Aktionsspiel wie Mogel Motte, das augenzwinkernd die Regelbesessenheit von Spielern aufs Korn nimmt, bietet sich da an. Für Mogel Motte zeichnen die Kinder des Autorenpaares Inka und Markus Brandt verantwortlich. Die Eltern räumen mit Village den am Vorabend der Essener Spieltage verliehenen Preis für die Erwachsenen ab, während Emely und Lukas gleichzeitig die Kindertrophäe erhalten. Das passt.



Mogel Motte
von Emely Brand und Lukas Brand
Drei Magier Spiele (Schmidt) (Redaktion: Claudia Geigenmüller)
für 3 bis 5 Kinder ab zirka 7 (besser: 8) Jahre
zirka 10 Euro

Dienstag, 11. September 2012

Klack!

Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres 2012
36 magnetische Scheiben liegen auf dem Tisch. Auf jeder befinden sich drei farbige Symbole. Die beiden Würfel rollen. Der eine Würfel zeigt ein Symbol, der andere eine Farbe. Jetzt müssen alle Kinder gleichzeitig nach den Scheiben greifen, auf denen Symbol und Farbe in der erwürfelten Kombination abgebildet sind. Hektisch wird es, wenn ein Würfel eine weiße Seite zeigt. Das ist der Joker, und man kann noch mehr Scheiben in Windeseile einsammeln. Gewinner ist, wer am Ende den höchsten Scheibenturm gesammelt hat.
Material | Die Magnetscheiben sind perfekt für Kinderhände. Klack macht es, wenn die Platten aneinanderhaften. Das fühlt sich schön an. In der fehlerhaften Erstauflage verblasste der Würfelaufdruck, ab der zweiten Auflage ist alles o.k.
Zielgruppe | Kindergartenkinder, die möglichst gleich alt sind. Denn die Jüngeren haben gegen die Älteren oft keine Chance.
Fazit | Klack ist das perfekte Kindergartenspiel, das bereits Vierjährige ohne die Hilfe der Erzieher spielen können. Der Ablauf ist eingängig und das Material sehr robust. Gleichzeitig macht das „Aneinanderklacken“ viel Spaß und fordert die Reaktionsschnelligkeit der Kleinen.

Klack
von Haim Shafir
Amigo
für 2 bis 6 Kinder ab zirka 4 Jahre
zirka 15 Euro

Montag, 10. September 2012

Frage: Wer entscheidet? Die Kinder?

Antwort: Spielekritik ist keine Publikumsbefragung. Die Bewertung eines Spiels muss ein Spielekritiker selbst vornehmen und verantworten. Und zwar mit seiner ganzen Erfahrung und Subjektivität. Zugegeben: Eine subjektive Kinderspielkritik ist eine Gratwanderung. Denn ich bin nun einmal kein Kind. Aber ich spiele alle hier besprochenen Titel zusammen mit Kindern. Mal schaue ich nur zu, mal moderiere ich, mal spiele ich richtig mit. Entscheidend ist, dass es mir gelingt, die Perspektive der Kinder einzunehmen. Der daraus gewonnene Eindruck plus die Maßstäbe, die ich als Rezensent von Erwachsenenspielen gesammelt habe, ergeben schlussendlich das Urteil. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob das Spiel den Kindern Spaß macht. Doch das allein reicht nicht. Ohne dass ich mehrere dutzende Partien spielen kann muss ich einschätzen, ob es die Kinder auch langfristig fesselt. Oder gibt es Brüche im Ablauf, die irgendwann auch den Kleinen auffallen? Bei manchen Titeln sorgt gar nicht der Spielmechanismus für Aufmerksamkeit, sondern ein auffallender Gimmick, sinnfreie Elektronik, ein Soundeffekt oder ein durchs TV gepuschtes Thema. Hier darf sich ein Kritiker nicht täuschen lassen.

Dienstag, 4. September 2012

Frage: „Testen“ Sie Spiele?

Antwort: Ich bin kein Spieletester. Ich bin Spielekritiker; ich rezensiere (bespreche) Neuerscheinungen. Es ist kein Test, weil sich Spielspaß nun einmal nicht testen lässt. Spaß, Freude und Gefallen sind subjektiv. Die Qualität des Materials, die Verständlichkeit der Anleitung – also objektivierbare Aspekte – machen den kleineren Teil einer Besprechung aus. Subjektivität bedeutet aber nicht, dass die Bewertungsergebnisse beliebig oder willkürlich sind. Mehr als ein Literatur- oder Filmkritiker bin ich auf das gemeinsame Erleben eines Spiels zusammen mit anderen Menschen angewiesen. Das und die jahrzehntelange Erfahrung mit Spielen fließen in mein Urteil mit ein.

Donnerstag, 23. August 2012

Kalimambo

Empfehlungsliste Spiel des Jahres 2012
Ein Kali ist ein bislang unentdecktes Tier, das einem Vielfraß (Gulo gulo) ähnelt. Es rennt in einer Kolonne mit den Figuren der Mitspieler in einer Kreisbahn, auf der sich zufällig verteilte Elefantenmisthaufen befinden. Alle Spieler und der Kali spielen gleichzeitig eine Zahlenkarte aus, mit der die Reihenfolge festgelegt wird, mit der eine Figur an die Kolonnenspitze gesetzt wird. Wer im Mist landet, erhält drei Strafpunkte. Noch schlimmer kann es sein, wenn man Kolonnenletzter ist. Dann kann einem das am Schluss laufende Nashorn Mambo mit Schwung in den Rücken fallen.
Zielgruppe | Große Gruppen, am besten fünf bis sieben Leute. Die Regel ist eigentlich kinderleicht. Aber der Reiz dieses sehr chaotisch wirkenden Spiel erschließt sich erst ab zirka acht Jahren. Auch Erwachsene sind begeistert.
Fazit | Kalimambo ist ein faszinierendes Spiel. Manche glauben, man könne seine Spielkarten auch nach dem Zufallsprinzip ausspielen – und verlieren prompt.
KinderZEIT
Kalimambo ist als games we play Spieletipp in der Wochenzeitung DIE ZEIT (Nr. 35 / 2012, Seite 37) erschienen.

Kalimambo
von Antonio Scrittore
Zoch (Noris)
für 3 bis 7 SpielerInnen ab zirka 8 Jahre
zirka 20 Euro

Mittwoch, 22. August 2012

Die kleinen Drachenritter

Hoch zum Drachen, Beute machen!
Nominiert für das Kinderspiel des Jahres 2012

Eine steile Kletterwand wird in der Tischmitte aufgebaut. Sie bietet auf beiden Seiten je zwei Kletterrouten, so dass bis zu vier Kinder mitmachen können. Man wirft einen Farbwürfel und wählt einen Pappgegenstand der entsprechenden Farbe. Die Gegenstände werden an die Kletterwand gelehnt und dabei so gestapelt, dass am Ende die eigene Spielfigur obenauf gestellt über die Wand schaut.
Material | Drachenritter wird ohne Spielbrett geliefert. Man stellt die Kletterwand also direkt auf den Tisch – und muss feststellen, das das Spiel auf glatten Tischoberflächen überhaupt nicht funktioniert, weil die Gegenstände wegrutschen. Dann muss man ein Tischtuch griffbereit haben. Dass die Spieler keine eigenen Kletterwände haben, sondern sich eine gemeinsame teilen müssen, kann problematisch sein: wer zu ungeschickt ist, wirft manchmal nicht nur seinen eigenen Gegenständestapel um, sondern auch einen gegnerischen.
Spielregel | Wer die Farbe „grau“ würfelt, darf nichts stapeln. Stattdessen kommt ein grauer Felsbrocken-Chip ins Spiel. Damit darf aber laut Regel nicht der Spieler werfen, der jetzt aussetzen muss. Sondern er wird selbst beworfen. Diese doppelte Strafe ist eine Ungereimtheit in der Regel, die dadurch abgemildert wird, dass der graue Chip meistens eh zu leicht ist, um einen Gegenständestapel zum Kippen zu bringen.
Zielgruppe | Geschickte Kinder ab fünf Jahren.
Fazit | Im Grundsatz sind die Drachenritter ein tolles Geschicklichkeitsspiel. Allerdings trübt das unausgereifte Material und manches Regeldetail den Gesamteindruck. Warum werden auch die Mitspieler bestraft, wenn ein Kind unachtsam gegen die Kletterwand stößt? Wenn es Spaß machen soll, darf man die Drachenritter eben nicht so ernst nehmen.



Drachenritter
von Marco Teubner
Huch & friends (Vertrieb: Hutter Trade)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 5 Jahre
zirka 25 Euro

Mittwoch, 1. August 2012

Monster-Alarm

Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres 2012
Grüne und gelbe Monster verheißen Pluspunkte, blaue und rote Ungeheuer bedeuten Minuspunkte. Jeder besitzt zwei Kartenstapel, dessen oberstes Monster jeweils sichtbar ist. Eine der beiden Karten muss ausgewählt und in die Tischmitte gelegt werden. Dort entstehen vier getrennte Reihen für die unterschiedlichen Farben. Wer das vierte Monster in eine Reihe legt, muss diese vier Karten an sich nehmen.
Material | Das Kartenspiel ist einem schönen Schuber verpackt. Die Monstergrafiken sind Geschmackssache.
Zielgruppe | Kinder ab sechs, die sich nicht so leicht frustrieren lassen.
Fazit | Die Spiegelburg-Kartenspiele sind die ersten Spieletitel des Coppenrath-Verlags, die nicht in die Merchandising-Welt von Lilifee, Sharky, Felix und so weiter gehören. Der Ablauf von Monster-Alarm erinnert an den Klassiker 6 nimmt (zu dem es die sehr empfehlenswerte Kinder-Edition 6 nimmt Junior gibt). Monster-Alarm ist ein solides Spiel, das ein wenig Taktik mit einem großen Glückfaktor vermischt. 50 Prozent aller zu gewinnenden Karten bedeuten Minuspunkte. Das Frustpotenzial ist also beträchtlich, und das macht das Spiel in den Augen vieler Kinder eher unsympathisch.

Monster-Alarm
von Ivan de Faveri
Die Spiegelburg (Coppenrath) (Lizenz: Projekt Spiel)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 6 Jahre
zirka 7 Euro

Donnerstag, 19. Juli 2012

Indigo

Verschlungene Pfade – überraschende Wendungen – zauberhaft einfach
Empfehlungsliste Spiel des Jahres 2012
Ich lege mein Wegeplättchen an die bereits bestehenden Wege an, und ein Edelstein saust wie auf Schienen bis zum Ende der neu entstandenen Verbindung. Ziel ist es, dass der Stein irgendwann am Rande des Spielbretts landet und aus dem Wegegewirr „rausfällt“. Wenn er dabei mein „Tor“ durchschreitet, erhalte ich den Siegpunkt.
Material | Indigo ist abstrakt, aber Kinder haben genug Fantasie, dem Spiel Leben einzuhauchen.
Spielregel | Vier großformatige Anleitungsseiten plus eine Regelhilfe für alle Spieler – das deutet auf ein nicht unaufwändiges Spiel hin. Doch in der Praxis erweist sich Indigo als kinderleicht, denn man kaum etwas falsch machen.
Zielgruppe | Eigentlich zielt die Aufmachung auf Erwachsene. Doch Grundschulkinder ab etwa sechs Jahren sind mindestens genauso begeistert.
Fazit | Indigo ist ein einfaches Spiel mit begrenzten taktischen Möglichkeiten. Ganz besonders attraktiv sind die Elemente des Teamspiels, bei denen die sechs Siegpunkt-„Tore“ jeweils zwei unterschiedlichen Besitzern gehören. Die Kinder verhandeln deswegen gerne ihren Zug, schließen Bündnisse und lösen dies notgedrungen wieder auf. Indigo überzeugt als anspruchsvolles Kinderspiel so sehr, dass Erwachsene gerne mitspielen.
KinderZEIT
Indigo ist als games we play Spieletipp in der Wochenzeitung DIE ZEIT (Nr. 30 / 2012, Seite 39) besprochen worden.

Indigo
von Reiner Knizia
Ravensburger (Redaktion: Philipp Sprick)
für 2 (besser: 3) bis 4 SpielerInnen ab zirka 8 (besser: 6) Jahre
zirka 25 Euro

Freitag, 29. Juni 2012

Super Rhino!

Ein heldenhaftes 3D-Stapelspiel
Empfehlungsliste
Kinderspiel des Jahres 2012

Eine Karte ist die Bodenplatte unseres gemeinsames Hauses. Dann knickt das erste Kind zwei Wandkarten im 90-Grad-Winkel und beginnt damit den Bau. Anschließend spielt es eine seiner Dachkarten aus und legt sie als Decke oben drauf. Die Dachkarten zeigen mit Linien an, wie der nachfolgende Spieler die Wände für die nächste Etage setzen muss. Manche Spielkarten haben besondere Funktionen. Besonders spannend sind die Dächer mit einer Nashorn-Markierung. Auf diese muss zusätzlich die Rhinozeros-Figur gestellt werden. Schluss ist, wenn das Hochhaus umkippt. Gewonnen hat, wer dann die wenigsten Dachkarten auf der Hand hat und unschuldig am Zusammenbruch des Stapelhauses ist.
Material | Es funktioniert! Spielkarten lassen sich leichter stapeln als man denkt. Am besten spielt man auf dem Fußboden, damit kleinere Kinder nicht auf den Stuhl klettern müssen, um an hohen Häusern weiterbauen zu können.
Zielgruppe | Für Kinder ab fünf, die eine ruhige Hand besitzen. Auch ältere Grundschulkinder sind mit Begeisterung dabei, da es nicht nur um die Geschicklichkeit geht, sondern Super Rhino ein vollständiges Kartenspiel ist.
Fazit | Super Rhino ist ein faszinierendes Geschicklichkeitsspiel.

Super Rhino
von Steven Strumpf und Scott Frisco
Haba (Lizenz: Excel Global)
für 2 bis 5 Kinder ab zirka 5 Jahre
zirka 7 Euro

Mittwoch, 6. Juni 2012

Schnappt Hubi!

Bahnt euch den Weg durch die verzauberten Wände des Spukhauses!
Kinderspiel des Jahres 2012

Hasen und Mäuse laufen durch die Räume des Hauses, um die geheime Tür zu finden und anschließend das unsichtbare Gespenst Hubi zu fangen. Man gibt in die elektronische Spieleinheit, der einem Kompass ähnelt, ein, in welche Richtung man gehen will. Eine Stimme verrät dann, ob dort ein Durchgang, Mauseloch oder eine Mauer existiert. Ein entsprechendes Bauteil wird in das Spielbrett eingesteckt, so dass nach und nach das Haus mit Wänden komplettiert wird.
Spielregel | Die Hoffnung mancher Eltern, man könne das Spiel ohne das Lesen der Anleitung verstehen, erfüllt sich nicht. Insbesondere das Prinzip, dass für das Öffnen der Geheimtür je eine Figur auf jeder Seite stehen muss und auch Hubi nur zu zweit besiegt ist, wird nicht deutlich. Da muss man in die schön gestaltete Regel schauen, die auf der letzten Seite eine sehr übersichtliche Kurzanleitung besitzt.
Material | Der elektronische Kompass zieht die Blicke der Kinder auf sich. Ravensburger hat dabei aus der Not eine Tugend gemacht. Statt ein aufwändiges, komplett elektronisches Spiel zu schaffen, in dem die Positionen der Spieler farbig aufleuchten und auf Richtungspfeile an den vier Seiten des Spielbretts gedrückt wird, hat man eine preisgünstigere Variante gewählt: Die Elektronik ist in die Kunststoffbox neben dem Spielbrett verbannt. Das ist für die Kinder eine interessante spielerische Herausforderung. Denn sie müssen den Zusammenhang zwischen Kompass und Spielbrett, die Raum-Lage-Beziehung, korrekt wahrnehmen. Weniger gelungen ist allerdings die Idee, über das Brett verteilte Tierabbildungen sprechen zu lassen. Wie erkennt mann eine Fledermaus an ihrer Stimme? Ein neutrale Moderatorenstimme wäre an einigen Stellen gelungener.
Zielgruppe | Das Spiel ist ab fünf Jahren. Wer mit etwas Übung über eine angemessene Raum-Lage-Wahrnehmung verfügt, kann auch schon als Vierjähriger mitmachen, selbst wenn er die taktischen Möglichkeiten noch nicht durchschauen wird. Da Schnappt Hubi! aber ein kooperatives Spiel ist, können ältere Mitspieler jederzeit helfen. Die Eltern spielen sehr gerne mit, denn Schnappt Hubi! ist reizvoll. Dass sie mitspielen, ist oft auch notwendig, denn das Spiel toleriert es nicht, wenn kleinere Kinder unabsichtlich entgegen der elektronischen Vorgaben handeln.
Fazit | Kooperative Spiele sind selten, elektronisch unterstützte Spiele sind noch seltener. Deswegen scheint Schnappt Hubi! dem ebenfalls bei Ravensburger erschienenen Wer war’s? zu ähneln. Wobei diese Ähnlichkeiten auch nicht größer sind, als die zwischen zwei Spielen, die beispielsweise auf dem Memory-Prinzip beruhen. Schnappt Hubi! ist ein attraktives und  spannendes Spiel, das auf große Begeisterung stößt. Durch den kooperativen Ansatz ist es ein kommunikatives Spiel, das bei den Kindern für viel Gesprächsstoff sorgt. Die Elektronik hat ein wichtige unterstützende Rolle, trotzdem bleibt es im Kern ein Brettspiel, das eine bildschöne dreidimensionale Gestaltung erfahren hat.



Schnappt Hubi!
von Steffen Bogen
Ravensburger (Redaktion: Katja Volk)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 5 Jahre
zirka 40 Euro

Montag, 21. Mai 2012

Kinderspiel des Jahres 2012 – nominiert und empfohlen

Die sechs Jurorinnen und Juroren, die über das Kinderspiel des Jahres entscheiden, haben gesprochen. Das flotte Die kleinen Drachenritter, das elektronisch unterstützte Schnappt Hubi! und Spinnengift und Krötenschleim von „Altmeister“ Klaus Teuber sind für den Hauptpreis nominiert. Dieser wird 11. Juni in Berlin gekürt – also vier Wochen vor dem Spiel des Jahres und dem Kennerspiel des Jahres.
Jetzt darf spekuliert werden, welches Spiel die besten Chancen hat. Hat Schnappt Hubi! zu viel Ähnlichkeit mit Wer war’s? Ist Spinnengift vielleicht zu langatmig? Sind die Drachenritter eine Spur zu einfach? Die Jury wird es entscheiden.
Neun interessante Spiele sind auf der Empfehlungsliste zum Kinderspiel des Jahres zu finden. Das sind drei Titel weniger als im Jahr zuvor. Was sicherlich eine vertretbare Entscheidung ist. Denn insgesamt scheint die Zahl der wirklich guten Spiele in diesem Jahrgang recht beschränkt zu sein.
Aus Kinderspielsicht lohnt auch ein Blick auf die Empfehlungsliste des Spiels des Jahres mit seinem roten Pöppel. Das Kartenspiel Drecksau gefällt Erwachsenen und gehört zudem zu den besten Kinderspielen dieses Jahres. Auch mit Indigo sowie teilweise Kalimambo kann man Kinder erreichen. Zwei Spiele, bei denen spielerfahrene Achtjährige gerne mitmachen, sind sogar für den roten Hauptpreis nominiert: das Würfelspiel Vegas und das Kommunikationsspiel Eselsbrücke.  
Spiel des Jahres >

NOMINIERT FÜR DAS KINDERSPIEL DES JAHRES 2012  
Die kleinen Drachenritter von Marco Teubner (Huch & friends) ab 5  
Schnappt Hubi! von Steffen Bogen (Ravensburger) ab 5  
Spinnengift und Krötenschleim von Klaus Teuber (Kosmos) ab 6  

EMPFEHLUNGSLISTE KINDERSPIEL DES JAHRES 2012  
Captain Kidd von Angelika Lange und Jürgen Lange (Beleduc) ab 3  
Coraxis & Co von Andreas Frei u.a. (Queen) ab 7  
Flossen hoch! von Edith Grein-Böttcher (Zoch) ab 4  
Hexenhochhaus von Klaus Kreowski (Drei Magier) ab 4  
Klack von Haim Shafir (Amigo) ab 4  
Mogel Motte von Emely Brand und Lukas Brand (Drei Magier) ab 7  
Monster-Alarm von Ivan de Faveri (Spiegelburg) ab 5  
Scout – Zirkus Stapelix von Liesbeth Bos (Kosmos) ab 5  
Super Rhino von Steven Strumpf und Scott Frisco (Haba) ab 5

Donnerstag, 1. März 2012

Uluru

Tumult am Ayers Rock
Ein games we play Spieletipp für
die KinderZEIT

KinderZEIT
DIE ZEIT Nr. 10 / 2012,
Seite 41 >>

Empfehlungsliste Spiel des Jahres 2011
Wie muss ich meine acht Spielfiguren aufstellen? Acht Spielkarten zeigen an, wie sie auf die verschiedenen Punkte des kleinen Tableaus, das vor jedem von uns liegt, verteilt werden. Mal gibt es mehrere Lösungen, mal eine Lösung, mal gar keine.
Zielgruppe | Ab acht Jahren. Da die Spielkarten in unterschiedliche Schwierigkeitsstufen eingeteilt sind, können es sogar noch jüngere Kinder versuchen. Andere Karten sind hingegen eine Herausforderung für Erwachsenen. Eine bemerkenswerte Besonderheit ist die Rückseite des Spielbretts. Hier sind zwei Kartenreihen aufgezeichnet, so dass ein Spieler den einfachen Kartensatz verwendet und der andere den komplizierteren. So können Kinder gegen Erwachsene antreten.
Fazit | Mit Traumvögeln möchte uns Uluru (so nennen die Aborigines den Ayers Rock) in die Mythologie Australiens entführen. Dass unter dem Druck der Sanduhr und der gleichzeitig spielenden Gegner von Traum nichts übrig bleibt, ändert nichts an einem hervorragenden Spiel.



Uluru
von Lauge Luchau
Kosmos (Redaktion: Michael Baskal)
für 1 bis 5 SpielerInnen ab zirka 8 Jahre
zirka 32 Euro