Freitag, 27. November 2009

Die Kinder von Carcassonne

Wer an der Reihe ist, zieht ein quadratisches Carcassonne-Plättchen und legt es an. Das ist ganz einfach: denn die Wege sind so gezeichnet, dass es immer passt. Wohin die Spielfiguren kommen, ist auf den Straßen bereits fest eingezeichnet. Deshalb muss man aufpassen, wenn irgendjemand eine Straße fertig baut. Genau dann werden nämlich die Figuren so auf die Wege gestellt, wie dies abgebildet wurde.
Material | In der ersten Auflage war die Grafik katastrophal: es war nämlich kaum zu erkennen, wo die Straßen endeten. Denn durch die als Abschluss gedachten Innenhöfe verlief ein ordentlich gepflasterter Weg. Erst in der zweiten Auflage wurden dort die Wege aufgerissen und wir sehen grüne Wiese. So ist klar erkennbar, wo die Straßen beginnen und enden. „Wir haben nicht gut genug über die Grafik geguckt“, erklärte der Hans-im-Glück-Verlag gegenüber der spielbox. Und der Druck sei ohne Rücksprache mit dem Autor angelaufen, hieß es zerknirscht.
Missglückt: die Grafik der ersten Auflage. Wo enden die Wege?
Regel | In der ersten Auflage hieß es nebulös, dass die Weg in den Stadtteilen enden. Doch nirgends war erklärt, was ein Stadtteil ist. In der zweiten Auflage der Anleitung wurde dies zusammen mit der neuen Grafik neu formuliert. Jetzt ist alles tadellos.
Zielgruppe | Ab 4 – behauptet die Spielschachtel. Doch das ist nicht richtig. Denn Die Kinder von Carcassonne ist taktisch durchaus anspruchsvoll. Deshalb können eigentlich erst Sechsjährige sinnvoll mitspielen.
Fazit | Wie lege ich an, damit meine eigenen Figuren schnell eingesetzt werden – und die gegnerischen das Nachsehen haben? Das ist eine interessante Herausforderung: mal spiele ich konstruktiv, mal destruktiv. So halten sich die Ähnlichkeiten zum Original-Carcassonne in Grenzen: das Spielgefühl ist ein anderes. Wer ein taktisches Legespiel sucht, sollte zugreifen – und zwar bei der zweiten Auflage.
Gelungen: die zweite Auflage der Kinder von Carcassonne.

Die Kinder von Carcassonne
1. Auflage (Artikel-Nr. 48192)

von Marco Teubner und Klaus-Jürgen Wrede
Hans im Glück (Vertrieb: Schmidt)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 4 (besser: 6) Jahre

Die Kinder von Carcassonne
2. Auflage (Artikel-Nr. 48199)

von Marco Teubner und Klaus-Jürgen Wrede
Hans im Glück (Vertrieb: Schmidt)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 4 (besser: 6) Jahre
zirka 18 Euro

Blogeintrag aktualisiert im Juni 2010

Freitag, 9. Oktober 2009

Würfelwölfe

Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres 2009
Eine Hundemeute bewacht die in der Mitte des Spielbretts liegende Schafherde. Jeder Spieler hat einen Hund und bewegt diesen rund um die Herde. Alle würfeln gleichzeitig. Wenn der Würfel „Hund“ zeigt, bellt das Kind und geht mit seiner Hundefigur einen Schritt nach vorne. Wer ein „Schaf“ würfelt ruft „mäh“ und bleibt stehen. Turbulent wird es, wenn ein Spieler den „Wolf“ würfelt. Er springt auf und läuft einmal um den Tisch. Anschließend wird sofort weitergewürfelt. Sobald ein Hund die vor ihm laufende gegnerische Hundefigur eingeholt hat, ist das Spiel kurz unterbrochen. Für seinen erfolgreichen Schäferhund gewinnt das Kind einen Schafchip. Und schnell geht es weiter …
Material | Kompakt – wodurch ein preisgünstiges Spiel entstanden ist.
Zielgruppe | Das ist ein einfaches Spiel für Kinder im Schulanfangsalter, die zu lange still sitzen mussten.
Fazit | Alles passiert gleichzeitig. „Mäh“ oder „Wuff“ rufen und den Tisch umrunden, dann wieder würfeln. Das ist „ganzheitliches“ Spielen, und es macht Spaß.
Würfelwölfe
von Marco Teubner
Haba
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 6 Jahre
zirka 8 Euro

Sonntag, 6. September 2009

Burg der 1000 Spiegel

Das Spiel mit Spiegeln
Deutscher Kinderspiele Preis 2009
Die Schachtel ist ein Burg mit neun Räumen und zwölf Fenstern. An einer Seite der Schachtel schaue ich durch das eine offene Fenster ins Haus rein – und blicke auf die Spiegel, die im 45-Grad-Winkel mitten in den Räumen stehen. Und was sehe ich? Einen der Gegenstände, die sich vor den elf anderen Fenstern befinden.
Wer sich gut merkt, wo die Gegenstände verdeckt in die Burg eingesteckt werden, ist klar im Vorteil. Denn es wird mit einem Würfel ausgelost, welcher Gegenstand sichtbar sein muss. Dann nehme ich die Spiegel und stecke sie so um, dass ich beim Blick in die Schachtel tatsächlich auf die richtige Karte schaue.
Material | Toll. Die Spiegel-Burg sieht faszinierend aus.
Zielgruppe | Gedacht ist das Spiel ab 6. Aber irgendwie zielt das Spiel an jeder Altersgruppe vorbei.
Fazit | Auf der Spielwarenmesse waren viele Leute begeistert als sie sich den Spiegeleffekt haben vorführen lassen. Oft wurde spontan „Kinderspiel des Jahres“ gerufen. Doch ein genauer Blick auf die Spielregeln und den Ablauf ließ schon damals erste Zweifel aufkommen. Und die Spielerunden waren der endgültige Realitätsschock. Denn eines was sofort klar: Manche Kinder begriffen sofort, wie Spiegel und die Grundlagen der Optik funktionieren. Und andere Kinder, zumeist jüngere Schulkinder, haben es nicht verstanden. Für sie war das Ganze ein rätselhaftes Glücksspiel – oder bestenfalls ein Lernspiel. Und für die anderen reduzierte sich der Ablauf zu einem gestalterisch aufwändigen Memory. Doch eines ist eben nicht gelungen: die Spiegel mit einem Spielablauf zu verzahnen, der wirklich überzeugt. Die Burg der 1000 Spiegel ist kein schlechtes Spiel. Aber eben auch kein besonders gutes.
Burg der 1000 Spiegel
von Inka Brand und Markus Brand
Kosmos (Redaktion: Sandra Dochtermann)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 6 Jahre
zirka 30 Euro

Dienstag, 4. August 2009

Nicht zu fassen

Das märchenhafte Versteckspiel
Nominiert für das Kinderspiel des Jahres 2009
Der Wolf und die sieben Geißlein: Ein Spieler bekommt die gar nicht so furcht erregende Fingerpuppe und muss zunächst weggucken. Seine Mitspieler verstecken nun ihre Geißlein-Figuren hinter, unter oder in den sieben Möbelstücken. Jetzt kommt der Wolf und braucht ein gute Spürnase. Zwei Versuche hat er. Wo sind die Ziegen? Jede Gefundene verschwindet in seinem Bauch. Und die Spieler, deren Geißlein gut versteckt sind, erhalten einen Wackerstein als Siegpunkt. Wer unter dem Waschzuber unentdeckt bleibt, erhält sogar zwei Punkte. Die in der Uhr versteckten Tiere befreien ein bereits gefangenes Zicklein.
Material | Sehr schön. Die Möbel werden über den Tisch verteilt, damit sprengt Nicht zu fassen das übliche Brettspielformat.
Regel | Sie hätte erwähnen können, dass man mehrere Runden spielen muss, damit alle mal Wolf sein können. Da kommt man aber auch selbst drauf.
Zielgruppe | Ab 4, aber auch Schulkinder spielen mit überraschend großer Begeisterung mit. Zu zweit ist es langweilig, zu viert, fünft oder sechst ist es toll.
Fazit | Eines der besten Spiele, mit denen bereits vierjährige Spielanfänger begeistert werden können. Und: Selbst große Kinder und Eltern spielen gerne mit. Sie feuern den verwirrt guckenden Wolf gerne mit guten Tipps an. Der belgische Autor Fréderic Moyerson hat mit diesem Spiel eine ganz einfache Idee mit passendem Material und altersgerechter Regel perfekt umgesetzt.
Nicht zu fassen
von Fréderic Moyerson
Zoch
für 2 (besser: 3) bis 6 Kinder ab zirka 4 Jahre
zirka 30 Euro

Mittwoch, 8. Juli 2009

Polizei-Alarm

Empfehlungsliste Spiel des Jahres 2009
Der eine Spieler bewegt sein winziges Metallauto über einen Stadtplan. Er ist Polizist und muss schnell zu den eingezeichneten Tatorten. Doch er findet zehn mal einen Fehlalarm und nur zwei tatsächliche Einbrüche. Der Mitspieler ist in der Rolle des Ganoven. Er würfelt die ganze Zeit hektisch, um die Zahlenkombinationen der Tresorkarten zu knacken.
Material | Das Spielbrett besteht aus zwei Teilen. Eines ist unten, und hat in seinem Zentrum einen Magneten. Im oberen Spielbrett befinden sich die vertieft eingelassene Straßen. Durch geschicktes Bewegen des oberen Bretts kommt das Polizeiauto – angezogen vom Magneten – in Fahrt. Das funktioniert gut und macht den einmaligen Reiz dieses Spiels aus.
Zielgruppe | Es ist eigentlich ein Zwei-Personen-Spiel, man kann bestenfalls noch einen dritten Spieler gebrauchen. Der kann in seinen Spielpausen aufpassen, das die ganz auf sich konzentrierten Spieler nicht schummeln und beispielsweise die Bordsteinkanten beachten. Mitspielen können Kinder ab 6, die den etwas seltsamen Mechanismus dieses Spiels (nicht das Auto, sondern der Plan wird bewegt) verstehen. Und das tun die Allermeisten.
Fazit | Ein klasse Spiel mit tollem Material, schön hektisch. Ein „asymetrisches“ Zwei-Personen-Spiel, bei dem beide Spieler gleichzeitig beschäftigt sind. Außerdem gibt es eine effektvolle Polizeisirene …

Polizei-Alarm
von Kai Haferkamp und Markus Nikisch
Haba
für 2 bis 4 Kinder (besser: maximal 3 Kinder) ab zirka 6 Jahren
zirka 25 Euro

Freitag, 3. Juli 2009

Alternativen zum Gameboy

Viele Kinder kennen nur noch elektronische Spiele. Harald Schrapers setzt auf Brett- und Kartenspiele, die begeistern …
Westdeutsche Allgemeine (WAZ) vom 3. Juli 2009 >>


Donnerstag, 2. Juli 2009

Zoowaboo

Auf die Plätze, fertig – Floß
Nominiert für das Kinderspiel des Jahres 2009
Zehn Holztiere machen sich bereit, in das Floß einzusteigen. Passen alle in die Aussparung in der Floßmitte? Wer dies glaubt, legt sein grünes Plättchen: klar, zehn Tier passen immer. Dann wird eine weitere Figur dazugelegt. Wer jetzt zweifelt, wählt das rote Plättchen. Diesem Spieler müssen die anderen nun beweisen, dass alle Tiere einen Platz auf dem Floß finden können. Das machen sie gemeinsam unter dem Druck der Sanduhr.
Material | Typische Selecta-Tiere, sehr schön.
Regel | Gleich acht (!) Sprachen inklusive Koreanisch finden wir pro Doppelseite – das ist zu unübersichtlich.
Zielgruppe | Am besten zu dritt oder viert. Ab fünf oder sechs Jahre, Ältere machen gerne mit.
Fazit | Hier braucht man Nerven. Passen sogar noch 13 oder 14 Tier auf die unterschiedlich großen Schiffe? Das Steigern ist spannend – das Beladen der Boote turbulent. Am Anfang kann man das noch in Ruhe beobachten, da gibt es zunächst nur ein oder zwei Punkte zu gewinnen. Die Schlussrunden, die bis zu sechs Siegpunkte bringen, sind entscheidend.

Zoowaboo
von Carlo A. Rossi
Selecta
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 5 Jahre
zirka 28 Euro

Mittwoch, 1. Juli 2009

Das magische Labyrinth

Kinderspiel des Jahres 2009
Unterhalb meiner magnetischen Spielfigur wird eine Metallkugel durch ein nicht einsehbares „Untergeschoss“ des Spielplans bewegt. Wenn die Kugel gegen eine Holzwand prallt, fällt sie runter, und ich beende meinen Zug erfolglos. Dabei bilden die Holzwände ein Labyrinth, dessen Verlauf ich mir im Laufe des Spiels einprägen sollte. Dann kann ich die ausgelosten magischen Gegenstände auf dem Spielplan schneller erreichen, als meine Mitspieler.
Material | Von Rolf Vogt bildschön gestaltet. Der Effekt mit der Kugel und dem Magnetismus funktioniert reibungslos. Nur das Umstecken der Holzwände ist nicht ganz so einfach.
Regel | Dürfen zwei Figuren auf einem Feld stehen oder nicht? Diese widersprüchliche Regel wird in der zweiten Auflage hoffentlich verändert. Außerdem wünsche ich mir, dass zur Standardregel nur 19 Holzmauer gehören – das vermeidet Frust bei Anfängern. Die weiteren fünf Mauern kann man anschließend immer noch dazunehmen, um den Schwierigkeitsgrad zu steigern.
Zielgruppe | Ab sechs Jahre, größere Kinder sowie Familien. Auch zu zweit gut zu spielen.
Fazit | Es ist ein gutes und ruhiges Spiel, das besonders die Kinder anspricht, die sich ein Spiel gerne konzentriert erarbeiten. Erwachsene spielen dann gerne mit, wenn sie bereit sind, dem Memory-Anspruch gerecht zu werden.
Das magische Labyrinth
von Dirk Baumann
Drei Magier / Schmidt (Redaktion: Thorsten Gimmler)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 6 Jahre
zirka 37 Euro

Dienstag, 30. Juni 2009

Die Jury hat entschieden

Während für die Festlegung der Nominierungen und der Empfehlungsliste eine lange Jury-Klausurtagung notwendig war (Bericht auf spieldesjahres.de >>), ist dies für die Diskussion über den Hauptpreis nicht notwendig. Es ging in den letzten sechs Wochen nur noch um fünf Titel – und alle sind zweifelsfrei gute Spiele.
Offenkundig ist es, dass für das Kinderspiel des Jahres eine sehr große Altersspanne möglich ist. Die Unterschiede zwischen vierjährigen Kindergartenkindern, die ein Nicht zu fassen mögen, und eine Familien mit Grundschulkindern, die in Land in Sicht eine Herausforderung finden ist enorm. Wie soll ich diese Spiele vergleichen? Die Kindergartengruppe hat keine Chance, Land in Sicht zu spielen. Und für Familien mit größeren Kindern ist Nicht zu fassen eine schöne Zwischendurch-Unterhaltung, aber sicherlich keine besondere Herausforderung.
Dies ist ein Dilemma – das die Jury trotzdem gelöst hat. Gleichzeitig wird deutlich: Die weiteren Spiele der Nominierungsliste fallen gegenüber Das magische Labyrinth kaum oder gar nicht zurück. Nicht zu fassen ist ein brillantes Spiel für die Kleinsten, das auch Großen viel Spaß macht. Das Geschicklichkeitsspiel Curli Kuller deckt ebenfalls ein großes Altersspektrum ab. Augenmaß wird für Zoowaboo benötigt – meiner Meinung nach der interessanteste Spielemechanismus dieses Jahres. Und Land in Sicht ist ein durchaus anspruchsvolles Familienspiel.
Jury-Koordinator Wieland Herold (rechts) übergibt an den Autor Dirk Baumann und Axel Kaldenhoven (Geschäftsführer Schmidt Spiele) die Urkunden.

Montag, 29. Juni 2009

Das magische Labyrinth

Dirk Baumann war sichtlich gerührt, als er die Auszeichnung für sein Das magische Labyrinth entgegennahm. Der 38-jährige Diplom-Informatiker konnte mit seinem Spieleerstling den wichtigsten Kinderspiele-Preis der Welt in Empfang nehmen. Gleichzeitig war es ein großer Erfolg für die Berliner Schmidt Spiele, deren Übernahme der kleinen Spieleschmiede Drei Magier sich nach nur wenigen Monaten auszahlte.
Das magische Labyrinth ist ein klasse Spiel für Grundschulkinder, bei dem auch Erwachsene gerne mitspielen. Es konnte sich unter der Auswahl der fünf nominierten Titel, die allesamt überzeugende Spiele mit teils unterschiedlichen Zielgruppen sind, durchsetzen. Aufmerksamkeit und ein gutes Gedächtnis sind gefordert, wenn die magnetischen Spielfiguren die Kugel durch den „Keller“ des Spielbretts führen. Hier bilden umsetzbare Holzmauern ein Labyrinth, an dem die Kugel immer wieder scheitern. Wie bei einem Poolbillard-Tisch oder einem Kicker rollt die Kugel wieder zurück – und der Spieler kann neu beginnen.
Neben dem „großen“ Spiel des Jahres Dominion – eine ebenfalls überzeugende Entscheidung – braucht sich Das magische Labyrinth nicht zu verstecken. Im letzten Jahr hatte mit Wer war’s das erste Mal das Kinderspiel die Nase vor, wenn man die Umsatzzahlen im Vergleich zu Keltis sieht. Ich bin gespannt, wo das diesjährige Kinderspiel des Jahres landet.