Mittwoch, 22. Oktober 2014

Kayanak

Angeln, Eis und Abenteuer
Spiel des Jahres – Sonderpreis Kinderspiel 1999
Jedes Kind hat einen Eisbär, der sich auf den zunächst noch mit Papier verschlossenen Eislöchern bewegt, die sich in der Schachtel befinden. Bei einem entsprechenden Würfelwurf dürfen bis zu drei Löcher aufgehackt werden, die sich neben der Bärenfigur befinden. Wenn der Würfel einen Fisch zeigt, wird der magnetische Angelhaken in diese Löcher gehalten. Mit etwas Glück bleiben am Schachtelboden liegende Fische – kleine Metallkugeln – hängen.
Material | Das Spiel ist Ende 1998 erstmals erschienen und sein hervorragendes Material kann auch in der Neuauflage überzeugen. Ein Blatt Schreibmaschinenpapier wird zwischen zwei stabile Lochpappen gelegt. Mit der Spitze der Angelrute kann das Papier mühelos durchlöchert werden. Leider sind die Eisbären zu wenig standfest und sollten besser liegend bewegt werden. Außerdem können die Fischkügelchen leicht verloren gehen.
Spielregel | Die Kayanak-Grundregel ist im Vergleich zu 1998 deutlich entschlackt worden, was dem Spiel sehr gut tut. Der zweite Würfel, die auftauenden Schollen und die wieder zufrierenden Eislöcher sind jetzt in eine Fortgeschrittenenversion ausgelagert worden.
Zielgruppe | Ab 6 Jahre. Die von Haba für die Neuauflage gewählte Altersangabe „ab 4“ ist deutlich zu niedrig – trotz gekürzter Spielregel. Denn die taktischen Herausforderungen bleiben recht anspruchsvoll, und auch der Umgang mit Angel und den kleinen Fischen ist nicht einfach.
Fazit | Kayanak ist ein sehr schönes Spiel. Die Arbeit mit Hacke und Angel macht den Kindern richtig Spaß. Bei welchem Spiel hat man denn ein wirkliches Werkzeug in der Hand? Gleichzeitig müssen die Spieler vorausschauend handeln und bei einem gewürfelten Eisbär die Figur zu einem taktisch günstigen Standplatz bewegen. Allerdings sollte man darauf achten, dass die Kinder nicht in die Eislöcher gucken, weil das die Überraschung nimmt.

Kayanak
von Peter-Paul Joopen
Haba
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 4 Jahre (besser: 6 Jahre)
zirka 30 Euro

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Feuerdrachen gewinnen den Deutschen Kinderspiele Preis

Der diesjährige Deutsche Kinderspiele Preis wurde in der Messe Essen an den italienischen Autor Carlo Emanuele Lanzavecchia und seinem deutschen Verleger Michael Hopf, Geschäftsführer von Haba, für Feuerdrachen übergeben. Der bei uns noch unbekannte Lanzavecchia brachte die Preisverleihung im Scheinwerferlicht routiniert über die Bühne. Normalerweise würde er da als Zauberer stehen, erzählte er von seiner Beschäftigung mit magischen Tricks.
Hopf war nicht das erste Mal auf der Essener Bühne und berichtete davon, dass die beliebtesten Haba-Spiele Obstgarten und Tier auf Tier nun auch als App zu haben seien. „Ich bin absolut kein Liebhaber von Apps“, sagte Michael Hopf. „Aber man kann Kinder nicht von den Medien abhalten“, plädierte er für qualitativ gute Spielumsetzungen.
Lacher gab es im Publikum der Preisverleihungsgala, als eine weitaus überdimensionierte Feuerdrachen-Schachtel auf die Bühne getragen und dort auf den Kinderspiel-Preis-Sockel gesetzt wurde. Diese Haba-Schachtel überragte die Russian-Railroads-Schachtel, die den Deutschen Spiele Preis gewonnen hatte, also den Hauptpreis, bei weitem. Während Hans im Glück mit seinem epischen Erwachsenenspiel Understatement ausdrückte, dominierte das Kinderspiel den Bühnenauftritt. Eigentlich sind die Größenverhältnisse umgekehrt: Der Deutsche Kinderspiel Preis ist dem Hauptpreis nachgeordnet, und wird von dem Spiele-Fachpublikum gewählt, das sich mehrheitlich für Russian Railroads entschieden hat.
Feuerdrachen >>
Autoren und Verleger von Russian Railroads (Platz 1), Istanbul (Platz 2) und Feuerdrachen (Kinderspiel).

Montag, 13. Oktober 2014

Geister, Geister, Schatzsuchmeister!

Kinderspiel des Jahres 2014
Die Spieler schwärmen mit ihren Figuren gemeinsam aus, um in einem verwunschenen Haus die acht Schatzjuwelen einzusammeln. Der Würfel entscheidet, wie weit man laufen darf und ob man eine Spielkarte aufdecken muss. Diese Karte sagt, in welches Zimmer ein Geist muss. Wenn in irgendeinem Raum ein dritter Geist auftaucht, werden die Geister gegen eine Spukfigur umgetauscht. Sobald es sechs Mal spukt, haben alle gemeinsam verloren. Deshalb läuft man nicht nur zu den Räumen mit den Schatzjuwelen, sondern muss auch darauf achten, in welchem Zimmer Gespenster mittels Spezialwürfel zu vertreiben sind.
Material | Schön giftgrünliche Geister und ein übersichtliches Spielbrett stehen schlecht rollenden Würfeln und ärgerlichen Details gegenüber, die Kindern den Zugang zum Spiel erschweren: wenn die 6 mit einer 9 verwechselbar ist, die 7 wie ein 1 aussieht* oder das J unterschiedlich geschrieben ist.
Spielregel | Die Spielanleitung ist etwas umständlich formuliert, was aber nur ein kleiner Kritikpunkt ist. Ein weitaus größeres Problem ist die wenig durchdachte Abstufung zwischen dem Basisspiel und dem Fortgeschrittenenspiel. Während die Einsteigerregel insbesondere zu viert bedeutet, dass man sehr leicht gewinnen kann, bedeutet die Expertenversion einen sehr großen Sprung mit einer übergroßen Erschwernis. Dann ist es zu zweit fast unmöglich, zu gewinnen. Sinnvoll wäre es gewesen, die verschieden Elemente des Fortgeschrittenenspiels schrittweise hinzuzufügen und für das Spiel zu zweit, zu dritt und zu viert jeweils unterschiedlich zu gewichten.
Zielgruppe | Für Grundschüler ab zirka acht Jahre, am besten für Runden zu dritt oder zu viert. Etwas jüngere Kinder können dann mitspielen, wenn Erwachsene dabei sind, die die Regel beherrschen. Da Geister, Geister, Schatzsuchmeister ein kooperatives Spiel ist, kann jeder Spielzug gemeinsam entschieden werden. Allerdings müssen Ältere den Jüngeren genug Freiräume lassen. Denn wenn nur einer bestimmt, wo es langgeht, macht es keinen Spaß.
Fazit | Gerade für ältere Grundschulkinder ist Geister, Geister, Schatzsuchmeister ein spannendes Spiel. Falls die Kinder es nicht schafften, die acht Juwelen rechtzeitig aus dem Haus zu holen, wollen sie es gerne erneut spielen. Wenn man die Fortgeschrittenenregel nicht wörtlich nimmt, sondern einzelne Elemente schrittweise verwendet, kann man den Reiz des Spiels noch länger aufrechterhalten. Kooperation und gemeinsame Planung ist eine Herausforderung, die hier mit überschaubarem Regelaufwand umgesetzt wurde.

Geister, Geister, Schatzsuchmeister!
von Brian Yu
Mattel Games
für 2 bis 4 SpielerInnen ab zirka 8 Jahre
zirka 33 Euro

* das wurde in der zweiten Auflage geändert

Freitag, 10. Oktober 2014

Spiel ’14 wächst, Kinderspiele stagnieren

Warum die Essener Spieltage in den neuen Hallen bleiben, obwohl die Bürgerinnen und Bürger den Umbau der Messe verhindern
Vom 16. bis zum 19. Oktober 2014 findet in der Messe Essen die Spiel ’14 statt, die weltgrößte Publikumsveranstaltung für Brett-, Karten- und Gesellschaftsspiele. Sie ist in diesem Jahr erneut gewachsen und weitete sich in die Halle 4 hinter die so genannten Galeria aus. Diese Galeria, in der sich auch ein paar spielerische Bewegungsangebote für Kinder befinden, ist gewissermaßen die Trennlinie zwischen dem Alt- und dem Neubaubereich der Messe.
Viele Jahre befand sich die Spiel in den Hallen auf der Altbauseite, bis sie 2013 in die Neubauten mit den Hallen 1, 2 und 3 umzog. Der Grund dafür: Die angestammten Gebäude sollten zum Teil abgerissen und anschließend neu errichtet werden. Doch während der Spiel ’13 gab es noch keinerlei Bautätigkeit. Denn es war ein Bürgerbegehren gestartet worden, das sich gegen den Umbau aussprach. Im Januar 2014 Jahres entschieden die Essener Bürgerinnen und Bürger mit einer Mehrheit von 50,4 Prozent, den Beschluss des Stadtrates aufzuheben, 123 Millionen Euro in die stadteigene Messe zu investieren.
Jetzt wird neu geplant, um mit deutlich weniger Geld wenigstens die veralteten zweigeschossigen Hallen durch zeitgemäße Gebäude zu ersetzten und den Eingangsbereich Ost (Foto unten) aufzuwerten. Mit einem Baubeginn wird frühestens 2016 gerechnet, Fertigstellung wäre nicht vor Ende 2019. Mindestens so lange wird die Spiel in den Hallen 1, 2 und 3 bleiben, plus die Erweiterungsmöglichkeit in die Halle 4.
Kinder werden von der Vergrößerung allerdings weniger profitieren. Die Internationalen Spieltage expandieren nämlich in einem Sektor, der eher ältere Spielerinnen und Spieler anspricht. Mit der Nicht-Teilnahme des Coppenrath Verlags und dessen bekannter Marke Die Spiegelburg an der Spiel ’14 entfällt sogar ein Angebot für die Kleinen.
Mit Kindern auf die Spielemesse: Lohnt sich das? >>

Dienstag, 7. Oktober 2014

Die verrückte Vogelscheuche

… mit Schnabelgrün
Zuerst wird der Zahlwürfel geworfen. Er bestimmt, wie viele Getreidekornchips ich in die Strohballen stecken darf, die oben einen Einwurfschlitz haben und unten offen sind. Anschießend entscheidet der Farbwürfel, auf welchen Ballen der Rabe Schnabelgrün fliegt. Ich muss mich nun daran erinnern, ob ich oder die Mitspieler bereits Körner in diesen Strohhaufen gesteckt haben. Wenn ja, dann sage ich „Magie, Magah und Spinnenhaar“, hebe das Stroh hoch und gewinne die Körner. Ein Mitspielerkann mich daran hindern, wenn er reaktionsschnell die Vogelscheuchenfigur einsetzt, und den Raben auf den benachbarten Strohballen vertreibt.
Material | Die Strohballen sehen aus wie Spardosen, was perfekt zu diesem sehr schön gestalteten Spiel passt.
Spielregel | Drei Schwierigkeitsstufen, die gut aufeinander aufbauen, kennt die gut gestaltete Spielregel.
Zielgruppe | Ab 4 oder 5 Jahre.
Fazit | Die verrückte Vogelscheuche ist ein attraktiv gestaltetes Merkspiel, das den Kindern Freude bereitet. So viel, dass das oft etwas schnell und abrupt eintretende Ende enttäuschend wirkt. Deswegen ist es ein guter Tipp, erst bei acht gewonnenen Körnern Schluss zu machen, so wie es die Regel ganz am Ende anspricht.
Die verrückte Vogelscheuche
von Klaus Zoch
Noris
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 4 Jahre
zirka 20 Euro