Samstag, 26. Dezember 2015

Catan Junior

Würfeln, tauschen und bauen – entlang der Landschaftsfelder errichten die Spieler Schiffsverbindungen und Piratenlager. Ein Schiff kostet Holz und Wolle, während man für das Lager zusätzlich eine Ananas und einen Säbel braucht. Für die „Coco hilft“ genannten Ereignisplättchen wird auch ein Gold benötigt. Wer die meisten „Coco“-Plättchen aufdeckt, darf ein zusätzliches Piratenlager auf die Burg von „Käpt’n Klau“ stellen. Dieser „Käpt’n“ wird bei einer gewürfelten 6 versetzt und blockiert die Ziffer eines Landschaftsfeldes. Es gewinnt, wer seine sieben Piratenlager zuerst verbaut hat.
Material | Das Holz und die Schafswolle sind schön vertraut. Aber warum gibt es eine Ananas und kein Getreide? Die Gestaltung es Spiels wäre noch besser, wenn sie sich enger an das erwachsene Vorbild anlehnte. Denn die Kinder können durchaus verstehen, dass dem Bergwerk kein Säbel erwächst, sondern dort Erz gewonnen wird.
Zielgruppe | Catan Junior ist ein anspruchsvolles Spiel für Schülerinnen und Schüler ab der ersten Klasse, die viel Spielerfahrung haben und ihren catanbegeisterten Eltern nacheifern wollen.
Fazit | Bis zum Catan Junior war es ein weiter Weg. Bereits Ende 2007 erschien Die Siedler von Catan Junior, bei dem leider eine zu komplizierte Regel und verunglückte Grafik den Spaß trübte. Ende 2012 kam Madagascar Catan Junior, das mit einer kindgerechten Regel überzeugte, aber ein wenig unter dem abwegigen Thema litt. 2014 gab es kurzzeitig ein überarbeitetes Siedler von Catan Junior, was nun in diesem Spiel mit dem knappen Namen Catan Junior mündet. Das Ergebnis ist brillant. Wenn es stimmt, dass Catan das „Koks der Spieler“ ist (so titelte soeben Die Zeit), dann ist diese Junior-Variante die perfekte Einstiegsdroge.

Catan Junior
von Klaus Teuber
Kosmos (Redaktion: Sandra Dochtermann, Lizenz: Catan)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 6 Jahre
zirka 27 Euro

Samstag, 5. Dezember 2015

Unendliche Weiten: Star Wars im Brettspiel

Das Erwachen der Macht kommt ins Kino, und das Merchandising läuft auf Hochtouren. Mehrere Star-Wars-Brettspiele wetteifern nun um die kleinen und großen Fans.
Die große Würfelrebellion (von Reiner Knizia bei Ravensburger) spielt im Rahmen der klassischen Star-Wars-Trilogie und begleitet Luke Skywalker, Princess Leia, Han Solo und Chewbacca von Yavin 4 bis zum Death Star 2 (das Material ist englischsprachig). Man wirft vier Symbolwürfel und belegt damit die Symbole auf dem ersten Planetenschauplatz. Wer eine Reihe vervollständigt, gewinnt Verbündete und Siegpunkte. Das simple Gewürfel, bei dem sechs Schauplätze abgearbeitet werden, ist leider nur mäßig spannend.
Wobei das im Vergleich zu Angriff der Rebellen (von Sandra Dochtermann und Ralph Querfurth bei Kosmos) noch ein Lob ist. Dieser Flug durch den Weltraum der aktuellen Animationsserie Rebels ist banal und langweilig. Hier bewegt man sich mit seiner Spielfigur über verdeckte Spielplättchen, unter denen sich Verbündete oder Gegner verstecken. Letztere werden mit Hilfe eines zehnseitigen Würfels bekämpft. Angriff der Rebellen ist eine Neuauflage eines gleichnamigen Spiels, das 2011 erschien.
Ubongo – Das Erwachen der Macht (von Grzegorz Rejchtman bei Kosmos) ist eine etwas vereinfachte Version des Klassikers. Das Ubongo-Original ist zwar besser, aber diese Version ist auch nicht schlecht. Hier sind die eckigen puzzleähnlichen Teile mit Filmszenen bedruckt und müssen im konzentriert-hektischen Wettstreit passend aufs eigene Tableau gelegt werden. Schön ist das leider nicht, da die Star-Wars-Bilder gar nicht zusammenpassen, wenn sie fertig gepuzzelt sind. Zwar sind hier auch etwas größere Legeteile dabei, die das Spiel erschweren. Da aber – je nach Würfelwurf – nur die helle oder die dunkle Seite der Teile verwendet wird, spart man sich das Umdrehen. Der Wertungsmechanismus ist hier ganz einfach und verzichtet auf eine Glückskomponente.
Carcassonne – Star Wars (von Klaus-Jürgen Wrede bei Hans im Glück), angesiedelt in der klassischen Trilogie, ist die interessanteste Sternenkriegneuheit. Statt südfranzösischer Straßen gibt es Handelsrouten, statt Städte Asteroidenfelder, statt Klöster gibt es Planeten. Auf Bauern und ihre Felder wird verzichtet, so dass diese Ausgabe tatsächlich deutlich einfacher zu spielen ist, zumal mit Hilfe von Würfeln nun auch der taktisch weniger gewiefte Spieler siegen kann. Bei einem Unentschieden gibt es im Weltraum keine friedliche Punkteteilung, sondern ein Würfelduell. Je nach Figurenzahl und Fraktionssymbolen auf den Plättchen (man gehört entweder der hellen oder dunklen Seite an oder zur Kopfgeldjägerfraktion) bekommt man bis zu drei Würfel. Wer beim Würfeln verliert, erhält Trostpunkte in Höhe seiner Würfelanzahl. Bei den Planeten, deren Besitzer man auch vom Nachbarplättchen aus angreifen kann, ist das manchmal recht attraktiv. Insbesondere bei größeren und mühsam errichteten Asteroidenfeldern (streitet man sich bei Star Wars eigentlich wirklich im deren Besitz?) kann ein Verlust schon äußerst ärgerlich sein. Dann wirkt der Glücksfaktor übermächtig. Trotzdem: das grundlegende Carcassonne-Spielprinzip ist so gut, dass auch diese Star Wars Edition eine durchaus spannende Einstiegsvariante darstellt.

Sonntag, 15. November 2015

Chef Alfredo

Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres 2015
Vier große Töpfe gibt es, in denen die Bohnen-, Möhren-, Knoblauch- und Tomatensuppe gekocht werden. Ein Chip, der die Suppensorte anzeigt, wird hineingelegt und der Topf wird mit dem Deckel verschlossen. Sobald der Würfel „Alfredo“ anzeigt, werden die Töpfe auf dem Herd vertauscht, so dass es schwierig ist, sich die Position zu merken. Das sollte ich mir aber: Denn sobald ich eine Suppeneinlage würfele, muss ich diese Zutat aus dem Vorrat nehmen und möglichst in den richtigen Topf werfen. Da der linke Nachbar nicht in den Topf hineinsehen darf, kann er nur vermuten: richtig oder falsch? Wenn er „richtig“ sagt, dann gewinne ich sofort einen Siegpunkt. Wenn er „falsch“ sagt, wird der Topf geöffnet und geprüft, ob der Gemüseeinwurf korrekt war.
Material | Beeindruckend sind die bildschönen Holztöpfe, in denen die Suppen zubereitet werden. Allerdings hat Holz als Naturmaterial einen Nachteil. Es kann passieren, dass das Holz und insbesondere die Topfdeckel nicht hundertprozentig identisch aussehen. Dass die Kinder das merken, ist jedoch unwahrscheinlich.
Zielgruppe | Ab zirka 6 Jahre. Für 5-Jährige (so die Empfehlung auf der Schachtel) ist das Spiel noch ein wenig zu schwierig.
Fazit | Bei Chef Alfredo kochen wir mit einem unbeweglichen Pokerface. Ich muss gar nicht zwingend den richtigen Topf finden. Manchmal reicht es, wenn ich mir nicht anmerken lasse, dass ich beim Blick in den Topf gesehen habe, dass meine Bohne in der Tomatensuppe landet. Chef Alfredo verbindet ein Merkspiel mit unterhaltsamen Bluffelementen zu einem schönen Erlebnis. Da macht es auch nichts, wenn die Spieldauer bei ungünstigen Würfelergebnissen manchmal etwas zu lang ist.

nettChef Alfredo
von Michael Schacht
Queen Games
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 5 (besser: ab 6) Jahre
zirka 35 Euro

Sonntag, 8. November 2015

Kakerlaloop

Nehmt euch in Acht, die Kakerlake kommt aus dem Schacht!
Die aus Kakerlakak bekannte und mit Elektroantrieb krabbelnde Kakerlake ist wieder da. Diesmal irrt sie im Untergeschoss der Schachtel herum, läuft durch einen Looping und taucht dann auf dem Spielbrett auf. Jetzt müssen die Kinder das Spiel unterbrechen, bei dem sie versuchen, mittels eines Würfels ihre Spielfiguren quer durch die Arena laufen zu lassen. Die Kakerlake droht, die Spielfiguren so zu verschieben, dass sie nicht mehr richtig auf einem der Lauffelder stehen. Dann muss die Figur zurück auf Start.
Material | Sehr große Schachtel, gut designt, und die faszinierende Kakerlake mit dem Namen Hexbug Nano V2. Leider läuft sie sich manchmal in einer Ecke fest, dann soll man sie leicht anschubsen.
Zielgruppe | Kinder ab ungefähr fünf Jahre.
Fazit | Die Kakerlake schafft es, die Kinder zu faszinieren. Sie bringt den Zufallsfaktor „Zeit“ auf eine interessante Weise in einen sehr einfachen Brettspielablauf. Leider ist die Dauer das Aufenthalts der gemeinen Küchenschabe auf dem Spielbrett unkalkulierbar. Zu oft dauert es ziemlich lange, bis sie wieder in den Loopingschacht verschwindet, oder sie hakt so fest, dass man sehr viel Geduld haben muss oder sie anschieben muss. Das führt gelegentlich dazu, dass die Spannung nachlässt.
Kakerlaloop
von Inka und Markus Brand
Ravensburger (Redaktion: Anne Lenzen)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 5 Jahre
zirka 40 Euro

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Crazy Coconuts

Jeder Spieler hat eine Affenfigur, die als Katapult für die Kokosnüsse dient. Genau zielend versuchen sie reihum, die Wurfgeschosse in die Becher zu befördern. Wenn die Nuss in einem der Behältniss liegen bleibt, wird dieser auf das eigene Tableau gesetzt. Wer es schafft, sechs Becher zu gewinnen und zu einer Pyramide zu stapeln, gewinnt die Partie. Da mit Kokosnusstreffern auch bereits gewonnene Becher von den Gegnern erobert werden können, ist dies gar nicht so einfach.
Material | Die Affenkatapulte funktionieren beim Nüsseschießen sehr gut. Nicht so schön sind die sich wellenden Spielertableaus aus zu dünner Pappe und die billige Schachtel.
Zielgruppe | Kinder ab zirka 5 oder 6 Jahre und Erwachsene.
Fazit | Die gummiummantelten Nüsse liegen weder stabil in der Flugbahn, noch bleiben sie immer in dem Becher liegen, in den sie sollen. Das sorgt für einen schönen Glückseffekt, der bei Crazy Coconuts mit Geschicklichkeit kombiniert wird. Das Ganze ist sicherlich irgendwie eher ein Spielzeug und nicht so sehr ein Spiel. Dem Spaß tut das keinen Abbruch.

schönCrazy Coconuts
von Walter Schneider
Pegasus (Redaktion: Klaus Ottmaier, Lizenz: Korea Board Game)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 5 Jahre
zirka 25 Euro

Sonntag, 18. Oktober 2015

Nach neun Jahren am Ziel: Das Geheimnis des Zauberers

Neun Jahre lang brauchten Guido Hoffmann und Jens-Peter Schliemann (Foto) bis zur Fertigstellung ihres Das Geheimnis des Zauberers, die wohl beeindruckendste Kinderspiel-Neuerscheinung der Essener Spieltage 2015. Zaubererfiguren, die unter ihrem Umhang die beiden Symbole ihres magischen Spruches tragen, werden in einen Raum mit verspiegelten Wänden gestellt. Die Spieler öffnen die Wand auf ihrer Seite und versuchen, zu erkennen, welche Symbole sich auf dem zuletzt hinzugekommenen Magiers befinden.
Das Spiel sei ihr „Findungsprojekt“ gewesen, erzählen die beiden Autoren gut gelaunt am Mattel-Messestand. Schliemann ist Mathematiker und Hoffmann Künstler. Dies sei eine perfekte Kombination, um Spiele zu entwickeln.
Die neunjährige Entwicklungszeit, in der viele verschiedene Prototypen entstanden, hatte einen wesentlichen Grund: Hoffmann und Schliemann fanden für das aufwändig gestaltete Spiel lange Zeit keinen Verlag, weil allen die Produktion zu teuer erschien. Bis jetzt der US-Konzern Mattel zugriff. Der verwendet statt sehr teurer Teile aus Pappe einen Kunststoffaufbau als Basis, der es ermöglicht, das Spiel zu einem angemessenen Preis auf den Markt zu bringen. „Die denken im Sinne von Spielzeug“, erläutert Jens-Peter Schliemann den Prozess, der zur Marktreife geführt hat. „Der Spielwert ist genauso“, sagt er auf die Frage, ob ein Spiel aus Holz und Pappe nicht schöner sei.
Für Mattel ist Das Geheimnis des Zauberers genauso ein Kinder- wie ein Erwachsenenspiel, weshalb die Altersangabe „ab 7“ aufgedruckt ist. Ein deutscher Verlag hätte maximal „ab 6“ angegeben und darauf verzichtet, die Spielkarten mit zu lesendem Text zu bedrucken und sich stattdessen auf die Abbildung von Symbolen beschränkt. Auch die ungeschickt formulierte Spielanleitung macht den Unterschied zu der Kinderspiel-Erfahrung vieler deutscher Verlagshäuser deutlich.
Trotzdem bleibt unter dem Strich: Das Geheimnis des Zaubers ist eine schöne Innovation. Die neun Jahre Entwicklungs- und Wartezeit haben sich gelohnt.

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Spinderella ist Doublegewinner

Das Erfolgsteam: Walter Scholz, Roberto Fraga, Albrecht Werstein.

Spinderella hat das Double geschafft. Nach dem Kinderspiel des Jahres hat es auch den Deutschen Kinderspiele Preis gewonnen. Dies war nicht überraschend. Denn das Fachpublikum, das beim Deutschen Spiele Preis abstimmt, mag komplexe Spiele. So gewann bei den Erwachsenenspielen das Schwergewicht Auf den Spuren von Marco Polo (Hans im Glück) und bei den Kinderspielen das überaus anspruchsvolle Spinderella.
Die Preise wurden am Vorabend der Essener Spieltage während der feierlichen Eröffnungsgala überreicht. Der französische Spinderella-Autor Roberto Fraga erzählte auf der Bühne, dass er im Bett auf die Idee für sein Spiel gekommen sei. „Ich habe gesehen, wie sich eine Spinne herabgelassen hat.“ Seit das Spiel fertig ist, finde er in seinem Haus immer mehr echten Spinnen, merkte Fraga schmunzelnd an.
Spieleredakteur Walter Scholz, der das Spiel im Zoch-Verlag betreut hat, war bereits vom allerersten Prototyp überzeugt. „Wow, was für einen Idee“, sei seine damalige Reaktion gewesen. Beeindruckt sei er davon gewesen, dass im Raum zwischen den beiden Spielbrettern unsichtbare Spielfelder entstehen. Scholz dankte dem französischen Spieleverlag Gigamic dafür, dass er sich an der Erstausgabe beteiligt habe, damit sich das Risiko der aufwändigen Produktion reduziert.
Verleger Albrecht Werstein verriet, dass Zoch seinen Standort von München nach Fürth verlagern werde, wo Noris-Spiele seinen Sitz hat. Seit 2010 gehört Zoch zu Noris und ist damit ein Teil der Simba Dickie Group geworden. „Das Tolle an der Zusammenarbeit mit Noris ist, dass wir völlig frei in der Entscheidung sind, was wir machen“, erläuterte Werstein auf der Bühne in der Messe Essen das Erfolgskonzept.

Spinderella >>

Samstag, 3. Oktober 2015

Frage: Darf man beim Bewerten von Kinderspielen großzügig sein?

Antwort: Nein, denn ich nehme Kinder und Kinderspiele ernst. „Das merken die Kinder doch eh nicht“ – diesen Spruch habe ich schon häufiger gehört, wenn ich ein Spiel als mäßig oder schlecht bewertet habe. Irgendein Knackpunkt in der Regel, ein Logikfehler, ein undurchdachter Schlenker im Ablauf – da bin ich konsequent und werte das Spiel ab. Da kann man noch so oft rufen: „Aber den Kindern macht es doch Spaß.“ Ich finde, man muss sich auf mich verlassen können. Wenn etwas nicht stimmt, dann habe ich es zu benennen. Zumal es sein kann, dass die Kinder früher oder später genau diese Unwucht im Spiel ebenfalls finden. Und dann ist Schluss mit dem Spaß.

Frage: Wer entscheidet? Die Kinder? >>

Montag, 28. September 2015

Schatz-Rabatz

Nominiert für das Kinderspiel des Jahres 2015
40 unterschiedliche Holzgegenstände liegen auf dem Tisch und müssen zeitgleich von allen Spielern in ihre Schatzkiste gestopft werden. Aber Vorsicht: Man sollte nicht zu viel hineinstapeln. Denn wenn die Sanduhr abgelaufen ist, wird bei allen Kindern geguckt, ob der Deckel die Kiste lückenlos verschließt. Wenn dies nicht der Fall ist, muss Überstehendes raus, wobei Umschichten verboten ist. Anschließend wird eine der Tafeln umgedreht, auf der einige Gegenstände abgebildet sind, die man nicht behalten darf. Die restlichen Schätze werden gezählt, um den Rundengewinner zu bestimmen.
Spielregel | Erfahrenere Kinder sollten unbedingt die Regelvariante spielen, in der die Tafeln mit den abzugebenden Schätzen vorher aufgedeckt werden. Dann kann man schon beim Grapschen nach den Holzteilen darauf achten. Ansonsten würde das Spiel zu gleichförmig, weil alle nur nach den kleineren Schätzen greifen.
Zielgruppe | Kindergartenkinder ab zirka 5 Jahre und Grundschulkinder.
Fazit | Schatz-Rabatz ist ein schönes Hektikspiel, bei der räumliches Vorstellungsvermögen gefragt ist. Das Verstauen der Schätze in die kleinen Kisten ist eine rasante Herausforderung, die den Kindern Spaß macht.
schönSchatz-Rabatz
von Karin Hetling
Noris
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 5 Jahre
zirka 20 Euro

Sonntag, 13. September 2015

Phara-oh-oh!

Vorsicht vor der Mumien-Falle!
Um Richtung Grabkammer zu kommen, muss zuerst ein Farbplättchen ausgewählt und gegebenenfalls aufgedeckt werden, zu dessen Feld man laufen möchte. Dann gilt es, eine gleichfarbige Holzkugel so aus Schale rauszunehmen, dass der so genannte Pharaonenstab nicht umkippt und aufs Spielbrett fällt. Sobald man die zweite Hälfe des Weges erreicht, muss auch auf die Bewegung der Mumie geachtet werden. Wenn die einen erwischt, kann man sich mit der Abgabe eines Skarabäusplättchens befreien, das man hoffentlich zuvor gesammelt hat. Um die Ziel-Grabkammer zu betreten, braucht man sogar zwei Skarabäen. Wer die zu den Farben der zwei dortigen Plättchen passenden Kugeln fehlerfrei aus der Schale bekommt, gewinnt.
Material | Mit der bildschönen Holzschale und den 20 Kugeln sowie dem wackeligen Stab zu spielen, macht sehr viel Spaß.
Zielgruppe | Schulkinder ab 6 oder 7, Jugendliche und Erwachsene. Gut insbesondere für altersgemischte Gruppen, weil Kinder mit kleinen Fingern einen Vorteil beim Greifen der Kugeln haben und damit die Großen ärgern können, die ihnen ansonsten überlegen sind. Mit einer einfacheren Regelvariante können auch ältere Kindergartenkinder mitspielen.
Fazit | Pharao-oh-oh ist ein gutes Spiel, das Taktik auf dem Spielbrett mit einem spannenden Geschicklichkeitselement verbindet. Haba hat damit das beeindruckende Gulo Gulo (erschienen 2003 bei Zoch) wieder aufgelegt und durch ein großes Spielbrett erweitert. Damit hat das Spiel zwar ein wenig an Klarheit und Stringenz verloren, bietet aber immer noch reichlich Unterhaltung.

schönPhara-oh-oh!
von Wolfgang Kramer, Jürgen P. K. Grunau und Hans Raggan
Haba
für 2 bis 6 (besser: bis 5) Kinder ab zirka 7 (besser: ab 6) Jahre
zirka 30 Euro

Sonntag, 6. September 2015

Scotland Yard Junior

Die spannende Jagd nach Mister X quer durch London
Der Ganove Mister X befindet sich an einer Haltestelle irgendwo in London, von der drei oder vier Linien in unterschiedlichen Farben ausgehen. Diese Farben stehen für Taxi, Bus, Underground und Boot. Der für Mister X zuständige Spieler nimmt ein Ticket in der gewählten Farbe in die Faust. Oder die Faust ist leer, wenn der Ganove bleiben soll, wo er ist. Der verfolgende Detektiv steht ebenfalls in London und nimmt gleichzeitig ein Ticket in die Hand. Anschließend zeigen beide ihren Fahrschein, fahren mit ihrer Spielfigur die Linie entlang, und wir sehen, ob es zu einem Zusammentreffen kommt. Dann würde X das erste Mal festgenommen.
Material | Die Gestaltung entspricht in vielerlei Hinsicht dem „großen“ Scotland Yard. Selbst der beliebte Sichtschirm, den man sich aufsetzen kann, ist dabei, obwohl er bei dem kompakten und übersichtlichen Innenstadtplan eigentlich nicht notwendig ist. Die Tickets aus Pappe, die man in die Faust nimmt, sehen schon nach kurzer Zeit ziemlich „durchgeschwitzt“ aus. Hier wären Kunststoff oder Holz das bessere Material.
Spielregel | Entgegen der Spielanleitung spielt es sich flotter, wenn nur Mister X sein Ticket in die Faust nimmt. Der Detektiv kann seine Figur ohne diese Prozedur auf dem Plan versetzen, sobald sich der Ganove entschieden hat. Schön ist, dass die Anleitung auch eine Vier-Personen-Variante enthält, bei der Mister X einen Komplizen erhält, so das zwei Spieler als Team auf der Flucht sind.
Zielgruppe | Für Kindergartenkinder ab 6 Jahre und Schulkinder. Besonders gut als Zwei-Personen-Duell, bei dem auch Erwachsene gerne mitmachen.
Fazit | Scotland Yard Junior ist spannend und flott. Michael Schacht ist eine eigenständige Spielidee zu dem Klassiker Scotland Yard gelungen, die thematische Elemente geschickt aufnimmt, ohne als abgespeckter Abklatsch zu wirken.
schönScotland Yard Junior
von Michael Schacht
Ravensburger (Redaktion: Monika Gohl)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 6 Jahre
zirka 20 Euro

Mittwoch, 29. Juli 2015

Push a Monster

Nominiert für das Kinderspiel des Jahres 2015
Die flachen Monsterfiguren drängeln sich auf einem Podest. Der Würfel entscheidet, welches knuffige Ungeheuer als nächstes einen Platz benötigt. Mittels zweier Schieber wird es vorsichtig auf die Plattform bewegt. Wichtig ist, dass dabei keines der anderen Monster aus der Arena gedrängt wird und runterfällt. Denn dann gewinnen alle Gegner ein Siegerplättchen in der Größe des gefallenen Monsters.
Material | Vor Spielbeginn müssen die hölzernen Monsterfiguren und der Würfel mit Aufklebern spielfertig gemacht werden. Die Aufkleber mittig aufzubringen, ist nicht immer ganz einfach – insbesondere beim unförmigen gelben Monster.
Zielgruppe | „Ab 5“ steht auf der Schachtel. „Ab 6“ ist aber die realistischere Angabe, da das Hantieren mit den zwei Schiebern eine recht große motorische Herausforderung ist.
Fazit | Wie schiebe ich das Monster am besten auf das Podest? Wer das ungewöhnliche Schiebesystem beherrscht, macht bei diesem Geschicklichkeitsspiel gerne mit. Auf der einen Seite wird etwas Glück benötigt, um kleine Monster zu würfeln, für die vielleicht gerade noch eine Lücke zu finden ist. Auf der anderen Seite werden ältere Kinder mit etwas Erfahrung ein paar taktische Möglichkeiten erkennen. Wenn schon ein Monster herunterfallen muss, sollte es möglichst ein kleines grünes sein. Denn das grüne Siegerplättchen ist kurz und zählt nur wenig, wenn am Ende die Länge der aneinandergelegten Plättchen über den Gewinner entscheidet. Geschickt kann auch versucht werden, dem Mitspieler die dicken Ungeheuer so hinzuschieben, dass sie besonders leicht runterkippen.

schönPush a Monster
von Wolfgang Dirscherl und Manfred Reindl
Queen Games
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 5 (besser: 6) Jahre
zirka 35 Euro

Montag, 8. Juni 2015

Spinderella

Kinderspiel des Jahres 2015
Deutscher Kinderspiele Preis 2015
Der grüne Würfel zeigt die Aktionsmöglichkeiten Ameise, Spinne oder Borke an. Wenn ich Ameise würfele, bewege ich eine meiner drei Ameisenfiguren entsprechend der Augenzahl des brauen Würfels Richtung Ziel. Wenn mehrere Ameisen gestapelt auf einem Feld stehen, können sie Huckepack getragen werden. Bei einer gewürfelten Spinne findet mein Zug auf dem oberen Spielbrett der dreidimensionalen Waldkonstruktion statt. Der weiße Würfel zeigt an, wie weit ich die beiden Spinnenfiguren schieben darf, unter der sich die Magnetaufhängungen einer Krankonstruktion befinden. Wenn die beiden oberen Spinnen näher aneinanderrücken, senkt sich die unten hängende Spinne und hat die Chance, mit Magnetkraft eine gegnerische Ameise zu fangen. Diese wird zurück zum Start gesetzt, und ich darf zur Belohnung meine eigene Ameise um so viel Schritte setzen, wie es mein brauner Würfel erlaubt. Wenn Borke gewürfelt ist, kombiniere ich den Ameisen- oder Spinnenzug mit der Möglichkeit, den Baumstamm auf ein Feld mit ein oder zwei Ameisen zu setzen, die damit blockiert werden.
Spielregel | Soll ich die Borke vor oder nach der Insektenbewegung setzen? Allein diese taktische Überlegung ist so anspruchsvoll, dass man spätestens hier den Verdacht hat, dass die Spielregel ein paar Schlenker zu viel macht. Für ein Kinderspiel wäre es besser gewesen, konsequenter die Regelmenge und die Entscheidungsmöglichkeiten zu reduzieren.
Material | Spinderella besitzt einen genialen und brillant gestalteten Aufbau mit seinem an vier Baumstämmen befestigten Spinnennetz und der frei schwebenden Magnetspinne. Einziger Kritikpunkt ist die Borke. Sie ist so geformt, dass man sie nur sehr schwer mit zwei Fingern hochheben und auf ihr gegebenenfalls zwei Ameisen unfallfrei transportieren kann.
Zielgruppe | Grundschulkinder ab 6 oder 7 Jahre, die sowohl das technische Verständnis für die Spinnenkonstruktion mitbringen als auch reichlich Spielerfahrung besitzen.
Fazit | Spinderella ist im Grunde ein tolles Spiel, das für die Kinder eine große Herausforderung bedeutet. Auf der einen Seite gilt es, insbesondere bei einer gewürfelten Borke, eine Vielzahl an taktischen Möglichkeiten zu bedenken. Und auf der anderen Seite muss man verstehen, wie die Spinnen zu bewegen sind, um sie als Ameisenjäger zu verwenden. Wichtig ist, dass dies alle Mitspieler mit ähnlichem Geschick beherrschen, weil der Frust sonst vorprogrammiert ist. Falls die Spieler die Spinnenbewegung perfekt durchschaut haben, kann sich die Spieldauer unter Umständen erheblich verlängern – dann fühlt man sich an Mensch ärgere dich nicht erinnert.
schönSpinderella
von Roberto Fraga
Zoch
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 6 Jahre
zirka 30 Euro

Blogeintrag aktualisiert im September 2015

Sonntag, 24. Mai 2015

Der verdrehte Sprach-Zoo

Sprechen, merken, nacherzählen
Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres 2015
Ein Spieler deckt einen grünen und einen blauen Chip auf: Ein Elefant und ein Besen sind zu sehen. Dazu denkt sich das Kind einen Satz aus, beispielsweise „der Elefant fegt mit dem Besen sein Gehege“. Die Chips werden nun in die beiden Spielplanlöcher gelegt und der Drehmechanismus wird ein Stück weiterbewegt. Nun werden erneut ein Tier- und ein Motivchip aufgedeckt, und das nächste Kind sagt einen Satz, in dem beide Bilder vorkommen. Wenn 22 Chips mit solchen Merksätzen versehen im Räderwerk liegen, beginnt die Erinnerungsrunde. Das Motiv wird abgedeckt, eine Tierkarte gezogen und das Rad wird gedreht, bis das entsprechende Tier zu sehen ist. Welches Motiv gehört zu diesem Tier? Der Spieler sagt es, und es wird geschaut, ob es richtig ist. Bei einem Erfolg zieht die Affenfigur einen Schritt nach vorne. Wenn der Affe das Ziel erreicht, haben alle Kinder gewonnen.
Material | Der gut funktionierende Zahnradmechanismus sorgt dafür, dass in der Erinnerungsrunde Tier- und Motivchip so zugeordnet sind, wie sie in der Merkrunde vorkamen. Der Dreh an dem Rad macht den Kindern Spaß.
Spielregel | Sechs Seiten Anleitung sind zu lang für ein Kinderspiel. Zwei Spielideen, verknüpft mit einer leichteren Einstiegsmöglichkeit, Profivarianten, einem zweiten Kartenstapel und der zusätzlichen Herausforderung – das zu verstehen und richtig zuzuordnen wird vielen Eltern nicht leicht fallen. Der Sprach-Zoo entpuppt sich somit zunächst als Lernspiel für Eltern: Förderziel sinnentnehmendes Lesen. Völlig überflüssig sind die einleitenden Absätze der Spielregel, die eine Aneinanderreihung von modischen Pädagogikbegriffen wie „eigenständiges Lernen“, „ganzheitliche Entwicklung“, „Bildungsstandards“ und „Basisfähigkeiten“ enthalten, zumal insbesondere die versprochene „Einbeziehung aller Sinne“ von diesem Sprach-Zoo gar nicht erfüllt wird. Dass die Regel von den Kindern die Ausformulierung „verrückter“ Geschichten und Abenteuer verlangt, macht die Erwachsenenperspektive deutlich, aus der heraus dieses Spiel beschrieben wird. Kinder denken überhaupt nicht in solchen Kategorien.
Zielgruppe | Kinder ab 4, wenn sie bereits recht sprachgewandt sind, oder ab 5 Jahre. Das von Ravensburger angegebene Höchstalter „7“ ist zu niedrig gegriffen, es spielen auch etwas ältere Grundschulkinder gerne mit.
Fazit | Klar ist, dass das Formulieren der Merksätze nicht jedem Kind liegt. Aber diejenigen, denen das Ausdenken von kurzen Sätzen leicht fällt, macht dieses Spiel viel Spaß – obwohl die sich pädagogisch wertvoll gebende Spielregel den gegenteiligen Eindruck vermittelt. Der verdrehte Sprach-Zoo hat alles, was man von einem kooperativen Kommunikationsspiel erwartet: Manchmal ist es lustig, oft ziemlich spannend und die Kinder sind voll dabei, wenn es darum geht, dass der Affe ans Ziel kommt.
schönDer verdrehte Sprach-Zoo
von Klaus Kreowski
Ravensburger (Redaktion: Jutta Lehmberg, Helena Görres)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 4 Jahre
zirka 14 Euro

Freitag, 22. Mai 2015

Kinderspiel des Jahres 2015 – nominiert und empfohlen

Wie im Vorjahr auch hat die Jury Kinderspiel des Jahres für 2015 zehn Titel auf ihre Listen gehoben. Es ist eine ausgewogene Auswahl. Was dabei besonders auffällt: Die Kinderspieljury konzentriert sich in diesem Jahr ausschließlich auf ihre Kernkompetenz und empfiehlt Spiele für ihre primäre Zielgruppe der 4-, 5- und 6-Jährigen. Gleich vier Spiele, die ab 4 Jahre geeignet sind, haben es auf die Empfehlungsliste geschafft. Das ist eine schöne Auswahl für absolute Spieleanfänger.
Eine Chance auf den Hauptpreis haben diese vier Spiele nicht, denn dafür wurden Schatz-Rabatz (ab 5) sowie Push a Monster und Spinderella nominiert (beide ab 6). Die Entscheidung, welches dieser drei bemerkenswerten Spiele den blauen Pöppel Kinderspiel des Jahres erhält, wird am 8. Juni bekannt gegeben.
 
NOMINIERT FÜR DAS KINDERSPIEL DES JAHRES 2015
Push a Monster von Wolfgang Dirscherl und Manfred Reindl (Queen Games) ab 6
Schatz-Rabatz von von Karin Hetling (Noris) ab 5
Spinderella von Roberto Fraga (Zoch) ab 6
 
EMPFEHLUNGSLISTE KINDERSPIEL DES JAHRES 2015
Chef Alfredo von Michael Schacht (Queen Games) ab 6
Fliegenschmaus von Dietmar Keusch (Haba) ab 5
Fröschlein aufgepasst! von Manfred Ludwig (Noris) ab 4
Honigbienchen von Reiner Knizia (Amigo) ab 4
Joe’s Zoo von Wolfgang Dirscherl (Piatnik) ab 5
Schau mal! von Haim Shafir (Amigo) ab 4
Der verdrehte Sprach-Zoo von Klaus Kreowski (Ravensburger)
ab 4

Samstag, 2. Mai 2015

Absacker

Es gibt Karten mit den Ziffern 3 bis 7. Reihum legen die Spieler von ihren je drei Handkarten bis zu drei in die Tischmitte. Wer dabei die dritte 3er Karte auslegt, gewinnt alle drei Karten. Bei den anderen Zahlenwerten bedeutet folglich die vierte, fünfte oder sechste Karte einen Gewinn. Am Lukrativsten ist es, die siebte 7er-Karte zu legen.
Zielgruppe | Mitspielen kann, wer einer Ziffer eine Menge zuordnen kann. Ab 6 Jahre ist folglich eine gute Altersangabe, die auch für das Vorgängerspiel Yummy (Ravensburger) galt. Bei Amigo sieht das Spiel etwas erwachsener aus, um die Zielgruppe nach oben zu erweitern.
Fazit | Absacker ist schon die dritte Auflage dieses Spiels, davor kam Yummy, und davor gab es den Titel Dummy bei Klee. Es ist ein einfaches Kartenspiel und macht den Kindern richtig Spaß, die bald auch die kleinen taktischen Möglichkeiten entdecken: Nicht die fünfte Karte in die 6er-Reihe legen, weil dies eine Steilvorlage für den Gegner bedeutet. Und mal zwei 6er oder 7er auf der Hand zu haben, um richtig Punkte zu machen.
5 von 6 Punkten: schönAbsacker
von Leo Colovini und Dario di Toffoli
Amigo
für 2 bis 5 Kinder ab zirka 7 (besser: 6) Jahre
zirka 11 Euro

Sonntag, 26. April 2015

Kommentar: Kinderspiel-Jury rechtfertigt 2014-Entscheidung

Vermutlich ist Geister, Geister, Schatzsuchmeister die wohl umstrittenste Entscheidung, die die Jury Kinderspiel des Jahres jemals getroffen hat. Jedenfalls hat sie so viele Diskussionen ausgelöst, dass Jury-Koordinatorin Sabine Koppelberg die letztjährige Wahl in einem Artikel auf spieldesjahres.de rückblickend rechtfertigt.
Neben einer Kritik an der Verfügbarkeit des Spiels in den Geschäften, wofür ausschließlich Mattel verantwortlich ist, geht es dabei um die Alterszielgruppe. „Ab 8“ steht auf der Schachtel, und damit „wilderte“ die blaue Jury (die seine Siegerspiele mit einem blauen Pöppel auszeichnet) im Revier der roten Jury (die mit dem etablierten roten Pöppel). Mit Camel (C)up gewann den roten Hauptpreis nämlich ein Spiel, das ebenfalls mit „ab 8“ beworben wurde.
Koppelberg räumt ein, dass die „Kernzielgruppe“ von Kinderspielen im Alter zwischen vier und sieben Jahren liegt. Ihre Begründungen, warum bei Geister, Geister, Schatzsuchmeister davon abgewichen wurde, zielen in zwei gegensätzlich Richtungen: 1. Bei dem Spiel könnten auch Sechs- und Siebenjährige „problemlos mitfiebern“. 2. Die Kinderspiel-Jury behalte sich vor, auch empfehlenswerte Spiele für alle zu berücksichtigen, die „aus der Altersgruppe für das klassische Kinderspiel herausgewachsen“ sind. Was hier wie ein Angriff auf die Dominanz der roten Jury klingt, relativiert Koppelberg im nächsten Satz mit der Behauptung, dass es eine Lücke zwischen dem „klassischen Kinderspiel“ und den „klassischen Familienspiel“ gebe.
Ich halte diese These für gewagt. Aus meiner Sicht ist der Übergang zwischen dem Kinder- und Erwachsenenspiel fließend und wird von einigen Titeln gefüllt, die Groß wie Klein langandauernden Spaß bereiten. Hier tritt dann die Kategorisierung in den Hintergrund, weil die Qualität für sich spricht. Wer hingegen für ein Spiel erst eine Spezialzielgruppe in einer definierten Lücke finden muss, geht offenbar schon im Vorhinein von gewissen Einschränkungen aus.
In Abgrenzung zur Camel-(C)up-Entscheidung der roten Jury betont Sabine Koppelberg, dass das Kamelwettrennen „in reinen Kinderrunden noch überfordert“. Aber ist das bei Geister, Geister, Schatzsuchmeister nicht ganz ähnlich? Wenn behauptet wird, dieses Spiel fessele bereits Sechs- oder Siebenjährige, dann deshalb, weil in diesem kooperativen Spiel die Größeren den Kleineren sehr gut helfen können.
Geister, Geister, Schatzsuchmeister eigne sich nicht für reine Erwachsenenrunden, betont die Kinderspieljury-Koordinatorin. Ich frage mich, warum das so sein könnte. Was fehlt einem Erwachsenen, um den Reiz dieses Spiels zu durchdringen? Die Annahme, in diesem Mattel-Spiel sei etwas Ungewöhnliches verborgen, was nur Kinder entschlüsseln können, halte ich für falsch.
spieldesjahres.de: Nachgekartet: Gedanken zum Kinderspiel des Jahres 2014 >>
Kinderspiel des Jahres 2014 >>

Mittwoch, 1. April 2015

Sau-Bande!

Das rasante Reaktionsspiel
Die Sau wird in den Waschzuber gedrückt. Nun beginnen die vier Ferkel in den Ecken des Spielfeldes, den Ball in und her zu werfen. Wenn sich die Kugel nähert, drückt der Spieler auf den Kopf des Ferkels, wodurch sich dessen Hände zusammenschlagen und der Ball ins Nachbarfeld gestoßen wird. Ein tickender Timer drückt das Mutterschwein inzwischen nach oben – bis es Klack macht, und die Sau aus dem Zuber schaut. Wer nun den schlammigen Ball in seinem Feld liegen hat, hat verloren.
Material | Sau-Bande ist ein pfiffig konstruiertes Flipper-Spiel. Leider passt es in aufgebautem Zustand nicht in die Schachtel. Dadurch verziehen sich die Pappelemente recht schnell und können den Mechanismus behindern, insbesondere wenn Kinder das Spiel selbst aufbauen.
Zielgruppe | Ab 4 oder 5 Jahre. Richtig gut ist es nur in voller Besetzung mit vier Kindern oder Jugendlichen.
Fazit | Sau-Bande ist ein Aktionsspiel, ein Mehr-Personen-Flipper, das den Kindern viel Spaß macht. Reaktionsschnelligkeit und ein wenig Geschick sind gefragt. Das unberechenbare Auftauchen der Sau sorgt für Spannung, und das das Hin und Her der Schlammkugel wird immer hektischer.
5 von 6 Punkten: schönSau-Bande
Ravensburger (Redaktion: Stefanie Fimpel)
für 2 bis 4 (besser: 4) Kinder ab zirka 4 (besser: 5) Jahre
zirka 26 Euro

Sonntag, 8. März 2015

Das Spiel beginnt! Museale Retro-Show im ZDF

Das Spiel beginnt! zur besten Sendezeit am Samstagabend: Das hätte eine großartige Werbung für das moderne Brettspiel werden können. Doch leider ist das Gegenteil der Fall. Das ZDF hat es mit einer unterirdischen Spieleauswahl geschafft, dass man sich um den Ruf des deutschsprachigen Brettspiels ernsthafte Sorgen machen muss.
Start war mit Spitz pass auf! Der Titel ist 75 Jahre alt, den hat man quasi aus dem Museum rausgeholt. Selbst wenn man das Ziel hatte, eine Sendung im Siebziger-Retro-Style zu machen, wäre das ein Fehlgriff gewesen. Oder gab es in den Siebzigern wirklich keine besseren und aktuelleren Spiele? Genauso museal endete die Sendung. Hüpf mein Hütchen ist in den frühen fünfziger Jahren erstmals bei Schmidt erschienen.
Auch ich wurde von der fürs ZDF arbeitenden Castingagentur gebeten, Kinder auf die Sendung aufmerksam zu machen, die an meinen Spielerunden teilnehmen. Ich hatte deshalb durchaus die Hoffnung, es würde wenigstens in Ansätzen um die Art von Spielen gehen, und die es mir geht. Später tauchte tatsächlich das Gerücht auf, das aktuelle Spiele des Jahres – Camel Cup – würde sich in der Sendung präsentieren können. Riesig groß, mit tollen Lichteffekten, vor großem Publikum.
Doch daraus wurde nichts. Stattdessen gab es Mikado, 4 gewinnt und Memory, was sicherlich keine schlechten Spiele sind. Aber es gibt eben auch genug ähnliche Spiele, die jünger, frischer und überraschender sind. Rush Hour vielleicht? Sicher nicht. Was hat ein Ein-Personen-Spiel in solch einem Wettbewerb verloren?
Trivial Pursuit war einer der jüngeren Titel, dieses US-Spiel ist seit 30 Jahren auf dem deutschen Markt. Leider wirkt das Brettspiel aber eh wie die Umsetzung einer TV-Gameshow, so dass die Rückübersetzung ins Fernsehen zum Ergebnis hatte, dass man sich in einer x-beliebigen Ratesendung wähnte.
Welche Spiele waren gut und machten Werbung für das weltweit beachtete Kulturgut „German Style Game“? Bumm Bumm Ballon, erschienen 2012, war das jüngste Spiel. Einen Autor, unerlässliches Merkmals eines deutschsprachigen Qualitätsspiels, hat es nicht. Und ihm ging in der Sendung buchstäblich die Luft aus. Richtig toll ist hingegen Looping Louie, 1994 mit einem Sonderpreis der Spiel-des-Jahres-Jury ausgezeichnet, obwohl es sehr amerikanisch ist. Längst gilt es als Kultspiel, insbesondere auch für Erwachsene.
Am Ende hielten eigentlich nur zwei Titel die Fahne des deutschsprachigen Autorenspiels hoch, auch wenn die jeweiligen Erfinder des Spiels – Andrew und Jack Lawson (USA) und Haim Shafir (Israel) – gar nicht aus Deutschland kommen: Ravensburgers Make ’n’ Break (von 2004) und Amigos Halli Galli (1990). Zwei erstklassige Spiele. Aber das reißt es nicht raus.


www.spielbar.com: Brettspielabend mit Kerner – Eine Geschichte voller Missverständnisse >>

Mittwoch, 25. Februar 2015

Sushi Dice

Auf den Spielkarten sind Tabletts mit je sechs identischen Sushi-Häppchen abgebildet. Drei Spielkarten liegen offen aus. Zwei Spieler treten zum Duell an, bekommen je sechs Würfel und werfen diese schnell und beliebig oft. Auf den Würfeln befinden sich bunte Sushi-Symbole. Ziel ist es, einen Sechsling zu würfeln, der zu einer der Karten passt. Wer es zuerst schafft, haut auf die Glocke. Wenn der Würfel ein schwarzes „Bäh“-Symbol zeigt, darf der gegnerische Duellant „Bäh“ rufen und seinen Mitspieler zum Neustart zwingen. „Zack“ rufen die nicht am Duell Beteiligten, wenn beide Spieler zeitgleich das schwarze Symbol würfeln.
Material | Kindern gefällt die aus Halli Galli bekannte Rezeptionsglocke und sprechen deshalb vom Würfel-Halli-Galli.
Zielgruppe | Kinder ab sechs Jahre, Jugendliche und Erwachsene.
Fazit | Obwohl viele Erstklässler weder Sushi kennen noch Dice verstehen, lieben sie Sushi Dice. Kinder mögen erwachsen aussehende Spiele, die trotzdem kinderleicht sind. Einen Sechsling zu würfeln – das versteht jeder. Und da der Ablauf so kämpferisch und hektisch ist, wie es das Coverbild verspricht, ist der Spaß garantiert.

5 von 6 Punkten: schönSushi Dice
von Henri Kermarrec
Sit Down! (Vertrieb: Asmodee, Redaktion: Sebastian Rapp)
für 2 bis 6 Kinder ab zirka 6 Jahre
zirka 20 Euro

Montag, 9. Februar 2015

Daddy Cool

Nominierungsliste Kinderspiel des Jahres 2005
Die kleinen Eisbären haben ihr Fell mit Farbe bekleckert – und müssen nun in den Waschzuber. Der Weg der kleinen Eisbären zum Waschzuber führt über eine Kette mit Eisschollen. Papa Eisbär – genannt Daddy Cool – geht vor. Der Spieler wirft die sechs Würfel. Die Zahl der Schollen gibt an, wie weit der große weiße Eisbär geht. Jetzt muss man sich entscheiden: den kleinen Eisbär in der eigenen Farbe sofort nachholen? Dann ist der Spielzug beendet. Oder die Würfel, die keine Scholle zeigen, erneut würfeln? Doch wenn dieser Wurf keine weitere Eisscholle enthält, ist der komplette Zug verloren.
Zielgruppe | Ab 5 Jahre. Das Spiel macht auch Älteren Spaß.
Fazit | Keiner der kleinen Eisbären rutscht bei diesem spannenden Wettrennen von der Scholle, wenn es mal nicht klappt. Daddy Cool ist ein hervorragendes Spiel, damit auch schon kleine Kinder schwierige Abwägungsentscheidungen spielerisch kennenlernen: Risiko oder kein Risiko? Was bekanntlich sehr schwer ist – bei Spielen für Erwachsene spricht man nicht umsonst vom Can’t stop-Effekt. Daddy Cool ist eine empfehlenswerte Neuauflage für alle, die das Original nicht haben.
5 von 6 Punkten: schönDaddy Cool
von Heinz Meister
Huch & friends
für 2 bis 6 Kinder ab zirka 5 Jahre
zirka 15 Euro

Freitag, 23. Januar 2015

Selecta-Spiele erscheinen neu bei Pegasus

Drei Jahre war Selecta weg, jetzt sind die Spiele wieder da. Pegasus hat 13 alte Selecta-Titel übernommen und wird damit groß ins Kinderspiel-Segment einsteigen.
„Wir sehen für unsere qualitativ sehr hochwertigen Kinderspiele, die von Premium-Qualität ,Made in Bayern‘ ausgeht, mittelfristig keine Besserung“, begründete Selecta-Vorstand Matthias Menzel 2011 den Ausstieg aus dem Brettspielmarkt. Doch Beobachter bezweifelten, dass dies an mangelnder Nachfrage für gute Kinderspiele lag. Sondern die chronische Vertriebsschwäche des Edlinger Unternehmens schien die wesentliche Ursache zu sein. Die Brettspiele waren immer nur ein Anhängsel der pädagogisch hochwertigen Holzspielzeugpalette und wurden nahezu ausschließlich über entsprechende Läden verkauft. So blieb selbst bei Spielen, die als Kinderspiel des Jahres ausgezeichnet waren, die Auflagenhöhe kläglich. Matthias Menzel scheint das inzwischen erkannt zu haben. Ein einer Pressemitteilung freut er sich, dass die von Pegasus neu veröffentlichten Selecta-Titel „zukünftig von einem starken Vertrieb profitieren“.
Für den hessischen Pegasus-Verlag ist der Zugriff auf den „Backkatalog“ von Selecta ein Glücksfall. Kaum ein Verlag hatte bei den Kinderspielen hinsichtlich der Zahl der Highlights eine bessere Quote als Selecta. So muss Pegasus den Einstieg ins Kinderspiel-Segment nicht bei null beginnen, sondern hat sofort einige etablierte Titel in Angebot.
„Wir hatten uns schon länger vorgenommen, Kinderspiele ins Programm aufzunehmen“, erklärt Pegasus-Sprecher Michael Kränzle gegenüber kids.gamesweplay.de. Nach den großen Erfolgen mit Camel up und Istanbul sei jetzt genau der richtige Zeitpunkt dafür, weist er auf die gestiegene Aufmerksamkeit für Pegasus Spiele hin. Die alten Selecta-Titel seien dabei nicht die einzigen Kinderspiele. Mit Crazy Coconut, das in der Tradition von Looping Louie steht, werde bereits auf der Nürnberger Spielwarenmesse ein Spiel gezeigt, nennt Kränzle ein Beispiel. Diese Aktionsspiel gefallte Kindern wie Erwachsenen gleichermaßen.
Pegasus werde in Kürze seine Spieleredaktion erweitern, kündigt Kränzle an. So wolle man nicht nur die Neuauflage der alten Selecta-Spiele begleiten, sondern insbesondere auch für Neuheiten sorgen. Mit Selecta habe man vereinbart, dass von dort die bayerngefertigten Holzfiguren für die Kinderspiele zugeliefert werden, betont Michael Kränzle die hohe Qualität der Pegasus-Kinderlinie. Allerdings gebe es keine Beschränkung auf Holz-Kinderspiele, wies er auf Crazy Coconut hin, das aus Kunststoff besteht.
Das Pegasus-Selecta-Programm startet im zweiten Halbjahr mit Maskenball der Käfer (Kinderspiel des Jahres 2002), Viva Topo (Kinderspiel des Jahres 2003), Nino Conillo und Zoowaboo (Nominierungsliste 2009). Die Schachtelgestaltung steht noch nicht fest, die als „Preview“ veröffentlichten Abbildungen sind lediglich Vorüberlegungen.
Schwer nachvollziehbar: Selectas Ausstieg >>

Dienstag, 13. Januar 2015

Honigbienchen

Sechs farbige Bienenfiguren sind unter den becherförmigen Bienenkörben versteckt. Eine Karte wird aufgedeckt, und das Kind muss den Korb mit der Figur in der entsprechenden Farbe hochheben. Wenn dies gelingt, wird der Bienenstock zum erfolgreichen Spieler geschoben. Er ist aber kein sicherer Gewinn, da die Mitspieler ihn wieder wegnehmen können, sobald die passende Spielkarte kommt. Auch dann, wenn das Kind die Sonderkarte „Bär“ zieht, verliert es einen Korb. Hingegen bedeutet die Sonderkarte „Korb“ einen mühlelosen Gewinn.
Material | Schönes Material für ein Hütchenspiel: Stabile Becher, unter denen die Bienen gut versteckt sind.
Zielgruppe | Ohne die beiden Sonderkarten wäre das Spiel für Anfänger ab 4 Jahre. Mit den Sonderkarten sollten sie ein paar Monate älter sein oder brauchen Hilfe durch Erwachsene.
Fazit | Memory trifft Hütchenspiel: Merkspiele begeistern die Kleinsten eh, und mit dem Hin und Her der Becherkörbe kommt Dynamik ins Spiel.

5 von 6 Punkten: schönHonigbienchen
von Reiner Knizia
Amigo
für 2 bis 5 Kinder ab zirka 4 (besser: 5) Jahre
zirka 16 Euro