Der kalifornische Spielzeug-Konzern
Mattel ist in erster Linie durch die
Barbie-Puppe bekannt geworden. Auf dem Gebiet des Brettspiels ist er seit einem gefühlten Vierteljahrhundert untergetaucht. Damals in den Neunzigern wurde
Café International Spiel des Jahres. Und danach kam lange nichts mehr. Bis
Mattel im Herbst letzten Jahres zwei nagelneue Autorenspiele vorlegte, die speziell für den deutschen Markt entwickelt wurden. Eines davon: Das soeben als
Kinderspiel des Jahres ausgezeichnete
Geister, Geister, Schatzsuchmeister von Brian Yu (Foto unten).
Die weltweit einmalige Liebe der Deutschen zu den Autorenspielen wird den Amerikanern weiterhin fremd vorkommen. Doch der zu erwartende Verkaufserfolg des
Geister, Geister, Schatzsuchmeister wird das überdecken. Zumal
Mattel sich mit Fritz Gruber einen PR-Mann ins Boot geholt hat, der wie kaum ein Anderer die Faszination des Brettspiels erklären kann. Gruber, der 2009 für eine kurze Zeit die Pressearbeit des
Spiel des Jahres e.V. verantwortet hat, war zwölf Jahre lang daran beteiligt, das Spieleprogramm des Stuttgarter
Kosmos-Verlags erfolgreich auszubauen. Dass
Geister, Geister, Schatzsuchmeister ausgerechnet als
Kinderspiel des Jahres ausgewählt wurde, dürfte auch für ihn eine Überraschung sein. Denn bislang wurden nur Spiele mit dem „blauen Pöppel“ ausgezeichnet, die ein Mindestalter „ab 6“ oder jünger auf der Schachtel vermerkt hatten. „Ab 8“ galt als Domäne für den „roten Pöppel“, also das „große“ Spiel des Jahres.
Das prämierte
Mattel-Spiel hat dieselbe Zielgruppe wie beispielsweise ein
Camel Cup, das von der „roten Jury“ für das im Juli zu kürende
Spiel des Jahres nominiert wurde. Beides sind Spiele, die nicht nur Erwachsenen, sondern auch Kindern im frühen Grundschulalter viel Spaß machen können. Der Unterschied zwischen den zwei Spielen liegt darin, dass
Camel Cup ein typisches Wettbewerbsspiel ist, während
Geister, Geister, Schatzsuchmeister kooperativ gespielt wird. Das heißt, dass Erwachsenen in einem gemeinsamen Spiel mit Kindern jederzeit dabei helfen können, den Ablauf zu bewältigen. Allerdings müssen Eltern aufpassen, dass sie nicht ständig bestimmen, was als Nächstes zu tun ist. Denn dann werden die Kinder den Spaß verlieren.
Mit
Geister, Geister, Schatzsuchmeister verlässt die „blaue Jury“ den Kindergarten als primäres Betätigungsfeld und emanzipiert sich ein Stück weit von der „roten Jury“. Das
Mattel-Spiel schlage eine Brücke zwischen den Generationen, betonen die Jurorinnen und Juroren in ihrer Begründung. Damit legen sie ihren Focus nicht mehr ausschließlich auf die Kinder, sondern eben auch auf die mitspielenden Erwachsenen. Bislang war dies das Leitbild des „roten Pöppels“: Die Förderung des Kulturgut Spiels auch generationsübergreifend in der Familie.
Spielebesprechung von Sandra Lemberger >