Sprechen, merken, nacherzählen
Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres 2015
Ein Spieler deckt einen grünen und einen blauen Chip auf: Ein Elefant und ein Besen sind zu sehen. Dazu denkt sich das Kind einen Satz aus, beispielsweise „der Elefant fegt mit dem Besen sein Gehege“. Die Chips werden nun in die beiden Spielplanlöcher gelegt und der Drehmechanismus wird ein Stück weiterbewegt. Nun werden erneut ein Tier- und ein Motivchip aufgedeckt, und das nächste Kind sagt einen Satz, in dem beide Bilder vorkommen. Wenn 22 Chips mit solchen Merksätzen versehen im Räderwerk liegen, beginnt die Erinnerungsrunde. Das Motiv wird abgedeckt, eine Tierkarte gezogen und das Rad wird gedreht, bis das entsprechende Tier zu sehen ist. Welches Motiv gehört zu diesem Tier? Der Spieler sagt es, und es wird geschaut, ob es richtig ist. Bei einem Erfolg zieht die Affenfigur einen Schritt nach vorne. Wenn der Affe das Ziel erreicht, haben alle Kinder gewonnen.
Material | Der gut funktionierende Zahnradmechanismus sorgt dafür, dass in der Erinnerungsrunde Tier- und Motivchip so zugeordnet sind, wie sie in der Merkrunde vorkamen. Der Dreh an dem Rad macht den Kindern Spaß.
Spielregel | Sechs Seiten Anleitung sind zu lang für ein Kinderspiel. Zwei Spielideen, verknüpft mit einer leichteren Einstiegsmöglichkeit, Profivarianten, einem zweiten Kartenstapel und der zusätzlichen Herausforderung – das zu verstehen und richtig zuzuordnen wird vielen Eltern nicht leicht fallen. Der Sprach-Zoo entpuppt sich somit zunächst als Lernspiel für Eltern: Förderziel sinnentnehmendes Lesen. Völlig überflüssig sind die einleitenden Absätze der Spielregel, die eine Aneinanderreihung von modischen Pädagogikbegriffen wie „eigenständiges Lernen“, „ganzheitliche Entwicklung“, „Bildungsstandards“ und „Basisfähigkeiten“ enthalten, zumal insbesondere die versprochene „Einbeziehung aller Sinne“ von diesem Sprach-Zoo gar nicht erfüllt wird. Dass die Regel von den Kindern die Ausformulierung „verrückter“ Geschichten und Abenteuer verlangt, macht die Erwachsenenperspektive deutlich, aus der heraus dieses Spiel beschrieben wird. Kinder denken überhaupt nicht in solchen Kategorien.
Zielgruppe | Kinder ab 4, wenn sie bereits recht sprachgewandt sind, oder ab 5 Jahre. Das von Ravensburger angegebene Höchstalter „7“ ist zu niedrig gegriffen, es spielen auch etwas ältere Grundschulkinder gerne mit.
Fazit | Klar ist, dass das Formulieren der Merksätze nicht jedem Kind liegt. Aber diejenigen, denen das Ausdenken von kurzen Sätzen leicht fällt, macht dieses Spiel viel Spaß – obwohl die sich pädagogisch wertvoll gebende Spielregel den gegenteiligen Eindruck vermittelt. Der verdrehte Sprach-Zoo hat alles, was man von einem kooperativen Kommunikationsspiel erwartet: Manchmal ist es lustig, oft ziemlich spannend und die Kinder sind voll dabei, wenn es darum geht, dass der Affe ans Ziel kommt.
Der verdrehte Sprach-Zoo
von Klaus Kreowski
Ravensburger (Redaktion: Jutta Lehmberg, Helena Görres)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 4 Jahre
zirka 14 Euro
Sonntag, 24. Mai 2015
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