Dienstag, 12. November 2013

Baobab

Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres 2013
110 Spielkarten müssen die Kinder auf einem Affenbrotbaum – Baobab – unterbringen, der eine besonders flache Baumkrone besitzt. Hier ist es ein Papp-Baum, der einem kleinen Tisch ähnelt. Je nach Abbildung kommen die Karten in unterschiedlicher Weise auf den Tisch. Blüten- oder Affenkarten müssen so platziert werden, dass ein oder zwei Kartenecken aus der Baumkrone hinausragen. Fledermäuse werden mit geschlossenen Augen gelegt, Schlangen zwischen zwei bereits liegende Karten geschoben. Karten, die vom Baum fallen, bedeuteten Minuspunkte.
Spielregel | Leopardenkarten werden aus zirka zehn Zentimeter Höhe fallen gelassen, Vögel werden wie ein Frisbee geworfen. Da entstehen schnell Zweifelsfälle, ob eine Karte korrekt gelegt wurde. Das lässt sich aber mit gutem Willen zwischen den Kindern klären. Ungeklärt ist jedoch, wohin ungenutzte Handkarten kommen, wenn man nur eine Karte auf den Baum legen möchte. Soll man diese einfach auf der Hand behalten, obwohl man immer drei Karten nachzieht? Irgendwann können die Kinder ihre anschwellende Kartenmasse nicht mehr festhalten.
Zielgruppe | Kinder ab etwa sehr Jahre.
Fazit | Es ist verblüffend, wie breit solch eine „Kartenbaumkrone“ werden kann, ohne dass sie einstürzt. Den Baobab wachsen zu sehen, bereitet den Kindern Freude. Getrübt wird der Spaß an diesem Geschicklichkeitsspiel leider durch die lückenhafte Spielanleitung.
Baobab
von Josep Maria Allué
Piatnik
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 6 Jahre
zirka 10 Euro

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Deutscher Spiele Preis 2013 verliehen

Der Gegensätze beim diesjährigen Deutschen Spiele Preis waren groß. An der Spitze waren mit Terra Mystica und Tzolk’in zwei sehr komplexe Spiele vertreten, und auch das drittplatzierte Brügge ist ein recht anspruchsvolles Spiel (auch wenn sich dessen vielfach prämierter Autor Stefan Feld für den Glücksfaktor beinahe entschuldigte). Fast schon rührend wirkt es, wenn in der gleichen Gala-Veranstaltung auch noch ein Kinderspiel prämiert wird, und dieses von dem gleichen vielspielenden Fachpublikum gewählt wurde, wie der komplexe Siegertitel.
Dominique Metzler vom veranstaltenden Friedhelm-Merz-Verlag versuchte im Gespräch mit Kakerlakak-Autor Peter-Paul Joopen eine Brücke zwischen dem Kinder- und den Erwachsenenspiel zu schlagen. Joopen wollte dem aber nicht folgen. Aus seiner Sicht ist Kakerlakak ein Kinderspiel, weil „das Medium der Bewegung“ für die Kleinen besonders attraktiv sei. Gerade die Kakerlake sorge für einen kindgerechten Glücksfaktor, so Peter-Paul Joopen.
Ravensburger-Produktmanager Thomas Zumbühl und Peter-Paul Joopen.

Kakerlakak >>

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Spielwarenhandel an Rhein und Ruhr vor dem Aus

Der Duisburger Spielwarenhändler Roskothen hat seine Schließung angekündigt. Damit zieht sich in der Rhein-Ruhr-Region ein weiteres Traditionsgeschäft zurück.
UPDATE: Noch hat Roskothen geöffnet – und so wird dies vermutlich noch das ganze Jahr 2013 bleiben. „Zwar hat sich die Situation nicht grundlegend verändert – zu schließen ist immer noch eine Option – jedoch prüfen wir derzeit auch andere Möglichkeiten“, heißt es von Seiten des Duisburger Spielwarenladens.
Offensichtlich ist die Zeit der großen, zentral gelegenen, Spielwarengeschäfte abgelaufen. Und zwar flächendeckend. Dabei hat Roskothen in Duisburg noch am längsten durchgehalten und ist bis zum Ende immer ein Familienbetrieb geblieben. Boris Roskothen führt das Geschäft in fünfter Generation. Er setzte über alle Jahre auf ein pädagogisch verantwortbares Programm, ohne in einer Holzspielnische gefangen zu sein. Viele Spielzeugtrends, die woanders ganze Regalreihen ausfüllen, hat Roskothen bewusst ignoriert. Anderes, wie die in den Neunzigern von Manchen süchtig gesammelten Magic-Karten, hat er unter dem Ladentisch verkauft.
Beeindruckend ist das ambitionierte Brettspielangebot, das von Spieleabenden begleitet wurde. Anfangs fanden sie im Geschäft selbst statt; seit einigen Jahren geht Boris Roskothen aber raus aus dem Laden, um in Kneipen oder auf Veranstaltungen Werbung für das Kulturgut Spiel zu machen. Bis 2011 war er zudem mit einem großen Verkaufsstand auf den Internationalen Spieltagen in der Messe Essen vertreten.
Der Laden widerstand der Blütezeit der großen Kaufhäuser, der Etablierung von Toys “R” Us genauso wie der Erfindung des Computerspiels. Selbst den in den achtziger Jahren einsetzenden Rückgang der Geburtenzahlen überlebte Roskothen. Doch wenn eine geburtenschwache Generation von (potenziellen) Müttern im Durchschnitt weiterhin nur 1,4 Kinder bekommt, vergrößert sich die Nachwuchslücke erheblich. Duisburg verzeichnet einen beträchtlichen Einwohnerrückgang.
Das Roskothen-Aus geht einher mit dem Boom des Onlinehandels. Mit den Preisen von Amazon und vielen kleineren Spezialversendern kann der stationäre Fachhandel oft nicht konkurrieren. Bemerkenswert ist, dass Boris Roskothen die Schließung ausgerechnet an dem Tag verkündet, an dem manch einer sein Amazon-Konto gelöscht hat. Dass der US-Konzern laut einer ARD-Reportage seine Profite auf dem Rücken von Wanderarbeitern erwirtschafte, missfällt Vielen.
Sobald Boris Roskothen für die familieneigene Immobilie am Sonnenwall einen Mieter gefunden hat, schließt das Spielwarengeschäft. Nach 134 Jahren.

AKTUALISIERTER BLOG-EINTRAG VOM 15. FEBRUAR 2013.

Montag, 7. Oktober 2013

Bim Bamm!

Das verflixte Kartengewusel
Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres 2013
Fünf Tiere – von Esel bis Schwein – sind dabei. Wenn ich einen Esel als Spielkarte auf der Hand habe, muss ich diesen unter den 15 doppelseitigen Memory-Kärtchen suchen, die auf dem Tisch liegen. Wenn ich an der Reihe bin, drehe ich eines dieser Kärtchen um, damit ein anderes Tier sichtbar wird. Sobald der Esel fünfmal auf dem Tisch liegt, rufe ich Bim Bamm, gewinne einen Siegpunkt und erhalte eine neue Spielkarte. Wenn mir eine Karte nicht gefällt, kann ich sie umtauschen, in dem ich das 16. Kärtchen auf dem Tisch umdrehe.
Material | Was fehlt? Eine Glocke! Wer Halli Galli oder ein anderes Reaktionsspiel mit einer Glocke besitzt, sollte sie auch bei diesem Spiel verwenden. Dann lässt sich nämlich vermeiden, dass ein Patt entsteht, weil zwei Spieler gleichzeitig Bim Bamm rufen. Zumal die Spielanleitung ein solches Unentschieden nicht regelt. Da dies aber nur selten vorkommt: Selbstverständlich kann auch ohne Glocke gespielt werden. Manche finden das sogar lustiger.
Zielgruppe | Ab sechs Jahre, und die Eltern spielen sehr gerne mit.
Fazit | Reaktionsschnelligkeit gepaart mit guten Gedächtnis und der Möglichkeit, auch mal den Mitspieler zu ärgern: Flott und eingängig präsentiert sich Bim Bamm als Memory-Variante, die den Kindern richtig Spaß macht.

Bim Bamm
von Lukas Zach und Michael Palm
Drei Hasen in der Abendsonne (Redaktion: Kathi Kappler)
für 2 bis 5 Kinder ab zirka 6 Jahre
zirka 13 Euro

Donnerstag, 26. September 2013

Frage: Sind alte Klassiker die besseren Spiele?

Antwort: Nein, sicherlich nicht. Mensch ärgere dich nicht, Spiel des Lebens und Monopoly sind zwar überaus beliebt Spiele. Aber wenn sie heute als Neuheit auf den Markt kämen, würde man von ihnen kaum Notiz nehmen. Sie würden in einer großen Menge besserer Neuerscheinungen untergehen. Mensch ärgere dich nicht ist insbesondere für Kinder viel zu destruktiv und frustrierend. Das Spiel des Lebens wäre zu banal. Und Monopoly würde wegen seiner unkalkulierbaren Spieldauer und seinem lauen Spannungsbogen auf wenig Gegenliebe stoßen. Der Beliebtheit der alten Klassiker beruht nicht auf spielerischer Qualität, sondern allein auf der Tatsache, dass viele Menschen die Spielregel kennen. Neuheiten kennenzulernen heißt hingegen, erst einmal die Anleitung zu lesen. Das ist weitaus mühsamer, als sich den Ablauf von jemandem zeigen zu lassen, der das Spiel schon kennt.

Dienstag, 17. September 2013

Kakerlakak

Dreht clever am Besteck, dann ist die Kakerlake weg!
Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres 2013

Deutscher Kinderspiele Preis 2013
Eine elektrisch angetriebene Kakerlake bewegt sich in dem Labyrinth. Jeder Spieler besitzt am Labyrinthrand eine Tür, hinter der die Falle lauert, in die Küchenschabe gehen soll. Das Labyrinth besteht aus Plastikbesteck, dessen Teile drehbar sind. Je nach Würfelwurf darf Messer, Gabel oder Löffel bewegt werden, um damit der Kakerlake den Weg in die eigene Falle zu bahnen.
Material | „Hex-Bug nano“ heißt die faszinierende Kakerlake. Nanotechnologie steckt zwar nicht drin, aber ist immerhin ein ziemlich winziger Elektromotor, der Vibrationen auf die Kunststoffbeinchen überträgt, die für die Fortbewegung sorgen.
Zielgruppe | Kinder ab zirka 5 Jahre, Jugendliche und Erwachsene.
Fazit | Kakerlakak ist vom Spiele-Fachpublikum mit dem Deutschen Kinderspiele Preis 2013 ausgezeichnet worden. Dieser Preis sagt nicht viel darüber aus, ob Kinder das Spiel gut finden, umso mehr aber über die Erwachsenentauglichkeit. Kakerlakak ist zweifelsohne das Kinderspiel, das Erwachsene sehr gerne auch ohne Kinder spielen. Zugegeben: Die riesige Anfangsbegeisterung normalisiert sich naturgemäß, wenn man sich an die überraschende Elektro-Kakerlake gewöhnt hat. Bei größeren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen geschieht dies sogar recht schnell. Dann bleiben aber immer noch die Kleinen bei der Stange. Sie entwickeln einen zunehmenden Ehrgeiz, das Insekt zu beherrschen und zu verstehen, wohin die manchmal unberechenbaren Vibrationen das faszinierende Wesen tragen.



Kakerlakak
von Peter-Paul Joopen
Ravensburger (Redaktion: Katja Volk)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 5 Jahre
zirka 30 Euro

Samstag, 14. September 2013

Pingo Pongo

Wettlauf zum Pol
Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres 2013

Drei Eisberge und Wege aus unterschiedlich stabilen Eisschollen liegen auf der Reise zum Südpol. Der Würfel entscheidet, wie viele Felder einer meiner Pinguine ziehen muss. Nicht gut ist es, wenn der Zug auf einer brüchigen Scholle endet. Dann muss ich zurück zu einem Eisberg, sobald ich von einem anderen Vogel überholt werde. Günstig ist es, wenn das Zielfeld besetzt ist. Dann hüpfe ich auf das nächste freie Feld. Wenn der blaue Punkt gewürfelt wird, darf ein Pinguin schnell zum nächsten Eisberg schwimmen – es sei denn, ein Orca blockiert den Wasserweg.
Zielgruppe | Kinder ab 5.
Fazit | Ein Laufspiel mag etwas altmodisch anmuten. Aber hier ist es gelungen, diese Wettlaufidee zeitgemäß umzusetzen. Welches Familienmitglied setze ich nach vorn, um brüchige Schollen zu vermeiden, rasant zu überholen und fürs Schwimmen startbereit zu sein? Bei Pingi Pongo gewinnt nicht zwangsläufig derjenige, der das größte Würfelglück hat. Stattdessen können die Kinder mit zunehmender Erfahrung einiges entdecken – nichts thematisch Spektakuläres, sondern spielerischen Tiefgang.



Pingi Pongo
von Peter Neugebauer
Noris (Redaktion: Kathi Kappler)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 5 Jahre
zirka 20 Euro

Dienstag, 20. August 2013

Gold am Orinoko

Ein mitreißendes Wettlauf- und Taktikspiel
Nominiert für das Kinderspiel des Jahres 2013

Zwei Würfel sorgen für die Bewegung. Mit dem einen Würfelergebnis wird einer der fünf Baumstämme flussabwärts geschoben. Und mit dem zweiten Würfel wird die Zugweite einer der drei Figuren des Spielers bestimmt. Diese „Pöppel“ müssen vom rechten Flussufer über die Baumstämme zu den wertvollen Goldmünzen auf dem linken Ufer laufen. Durch andere Figuren besetzte Felder werden dabei übersprungen und nicht mitgezählt.
Material | Das schön gezeichnete Orinoko-Spielbrett hat eine beindruckende Größe. Leider ist das für den Ablauf wichtige Raster etwas blass geraten.
Fazit | In der Praxis erweist sich der eher flache Spannungsbogen als weniger „mitreißend“ als versprochen. Gold am Orinoko ist im Kern ein nettes und ruhiges Denkspiel. Die Schachtelangabe „ab 7 Jahren“ weist darauf hin, dass das Spiel unschlüssig ist, ob es nun kindlich oder erwachsen sein möchte. Dies macht sich auch im Ablauf bemerkbar. Zwar ist die Regel an sich einfach, aber einen guten Zug hinzubekommen, ist eine für jüngere Kinder dann doch zu knifflige Herausforderung. Gleichzeitig bedeuten die Würfel einen derart erheblichen Glückfaktor, dass sich die taktischen Überlegungen älterer Kinder oft als unwichtig entpuppen. Diese unstimmige Balance führt dazu, dass das Spiel keine Zielgruppe vollständig befriedigen kann.



Gold am Orinoko
von Bernhard Weber
Haba
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 7 (besser: 8) Jahre
zirka 25 Euro

Freitag, 16. August 2013

Madagascar Catan Junior

Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres 2013
Der Ablauf orientiert sich am Klassiker Die Siedler von Catan. An den Kreuzungen zwischen den nummerierten Sechseckteilen werden Zirkuszelte gebaute. Wenn die Ziffer eines Sechsecks gewürfelt wird, bekommen die angrenzenden Zelte eine entsprechende Ressource, mit der die Kinder handeln oder weitere Zelte beziehungsweise Zirkuswagen bauen, die für ein Wegenetz sorgen.
Material | 2007 wurde schon einmal versucht, eine Junior-Version der Siedler von Catan zu etablieren. Leider war die Grafik damals viel zu unübersichtlich. Jetzt ist die grafische Gestaltung zumindest so gut, dass Landschaftsfelder und Rohstoffe auf einen Blick zuzuordnen sind – selbst die Unterscheidung zwischen Wirtschaftswald (Holz) und Apfelsinenbaumplantage (Fanta) gelingt den Kindern. Allerdings ist die thematische Festlegung auf den Film Madagascar eher unglücklich. Die „Tierkontrolleurin“ anstelle des Räubers kann überhaupt nicht gefallen.
Zielgruppe | Sechs- bis Achtjährige, die die Siedler von Catan noch nicht kennen.
Fazit | Das 2007er Junior-Catan war für Sechsjährige viel zu kompliziert und die Spieldauer deutlich zu lang. Jetzt in der Madagascar-Version sind Ablauf und Dauer so gestrafft, dass sie wirklich altersgerecht sind. Der Glücksanteil ist sehr hoch. Die Kinder nehmen die Ressourcen nicht verdeckt auf die Hand, sondern legen ihre Rohstoffplättchen offen vor sich aus. So können erwachsene Mitspieler den Kleinen helfen. Auf den Ereignisplättchen gibt es keinen zu lesenden Text. Getauscht wird 1:1 mit einem speziellen Markt und 2:1 mit dem Vorrat. Der Tausch mit den Mitspielern, den Kinder in dem Altern noch nicht sinnvoll beherrschen, ist in Madagascar den älteren „Profis“ vorbehalten. Schade ist nur, dass man das Spiel mit der Madagascar-Thematik umgesetzt hat. Dabei ist Catan doch selbst eine starke Marke, die sich wahrlich nicht hinter einem vergänglichen Film verstecken muss. Ein Junior-Siedler mit den Motiven und Akteuren des erwachsenen Catan, mit Rittern, Räubern und Siedlern – das wäre ein perfektes Kinderspiel. Vielleicht kommt das ja irgendwann mal auf den Markt. Eine fesselnde spielerische Grundlage ist gelegt.

Madagascar Catan Junior
von Klaus Teuber
Kosmos (Redaktion: Sandra Dochtermann, Lizenz: Catan)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 6 Jahre
zirka 27 Euro

Montag, 10. Juni 2013

Feder oder Magnet, Holz oder Plastik

Der verzauberte Turm ist das Kinderspiel des Jahres 2013
Manchmal ist es gut, wenn sich ein Verlag von alten Prinzipien abwendet, falls dies der spielerischen Sache dient. Amerikanisch inspirierte Kinderspiele setzen auf viel Kunststoff, und an jeder Ecke hüpft, springt oder trötet es. Drei Magier Spiele sind das Gegenteil. Hier findet sich viel Holz, etwas Metall, und solide Pappe. Als „Gimmick“ ist eigentlich nur ein Effekt erlaubt: der Magnetismus. Man glaubt, dass dieses unsichtbare physikalische Phänomen von der anspruchsvolle Elternzielgruppe akzeptiert wird, die natürlich anmutendes Holzspielzeug bevorzugt.
Bei Der verzauberte Turm sind die Drei Magier Spiele, die seit fünf Jahren zum Schmidt-Verlag gehören, von ihren Materialpräferenzen abgewichen. Hier springt die Prinzessin mittels einer Feder aus dem Schlossturm. Damit dies technisch reibungslos funktioniert, sind sowohl der Turm als auch die Figur aus Plastik.
Das war keine Idee des Autorenpaares Brand und Brand (Foto oben), die sich in ihrem Entwurf an die alte Drei-Magier-Tradition gehalten hatten. Bei ihnen sei die Ursprungs-Prinzessin noch durch gegenpolige Magneten rausgehüpft, erzählte Markus Brandt am Rande der Preisverleihung. Das sei aber in der Herstellung sehr kompliziert gewesen, weshalb die Drei-Magier-Redakteurin einen Kunststoffturm vorschlug.
Besonders schön sieht das nicht aus. Denn der Kontrast zwischen der Plastikprinzessin und dem Holzprinzen sowie dem Holzzauberer (die beide einen magnetische Fuß besitzen) ist auffällig. Der spielerischen Qualität tut das aber keinen Abbruch. Und das ist entscheidend.
Der verzauberte Turm kann sich mit gutem Grund als das beste Kinderspiel des aktuellen Jahrgangs feiern lassen. Die Suche von Prinz und Zauberer nach dem Schlüssel ist ein fesselndes Wettrennen. Dabei wird kein zufälliges Versteck gesucht, sondern ein vom Mitspieler bewusst ausgewähltes. Das ist ein schönes Spielelement, bei dem eine besondere Interaktion entsteht. Und wenn der Schlüssel gefunden ist, muss er auch noch passen (dass man mit Hilfe einer Lupe erkennen könnte, wo das passende Schlüsselloch ist, wird bei der nächsten Auflage vermutlich beseitigt).
Im Prinzip ist Der verzauberte Turm nur ein Zwei-Personen-Spiel. Doch dieser vermeintliche Nachteil kann auch ein Vorteil sein. Kinderspiele werden in Privathaushalten sicherlich häufiger zu zweit (meistens ein Elternteil mit einem Kind) gespielt als zu viert. Da ist es besser, wenn ein Spiel in dieser Konstellation seine ganze Klasse ausspielen kann – und nicht erst in große Runde für den ganzen Spaß sorgt. Die Entwicklung einer echten Mehr-Spieler-Variante, bei der alle eine eigene Figur besitzen, wäre eine lohnende Herausforderung für die Erweiterungen, die für jedes Spiel des Jahres anstehenden.
Der verzauberte Turm richtet sich an die Kernzielgruppe des Kinderspiels. Das sind alle die, die über das pure regelgeleitete Tun auch erste spielerisch-taktische Entscheidungen treffen können. Zwar sind viele Fünfjährige zunächst noch davon überfordert, sich auf den wuselig wirkenden Wegen dieses bildschön gezeichneten Spiels zurechtzufinden. Aber sie haben die Chance, in den Ablauf „hineinzuwachsen“. Was dann letztlich für lang anhaltenden Spaß sorgt.
Foto: Spiel des Jahres e.V.
Der verzauberte Turm >>

Samstag, 8. Juni 2013

Mucca Pazza

nominiert für das Kinderspiel des Jahres 2013
Kopf, Körper und Beine von zehn Tieren liegen in drei Zeilen bunt durcheinandergemischt auf dem Spielplan. Die Kinder versuchen, durch Verschieben der Plättchen für jeweils ein Tier die richtige Ordnung herzustellen. Wem dies in drei Zügen gelingt, der bekommt die zum Tier gehörenden Kärtchen als Siegpunkte. Außerdem kann man noch drei Sterne einsetzen, die für Zusatzzüge sorgen.
Material | Die prägnant-bunte Grafik mit den Tieren des Planenten „Kuhpiter“ gefällt den Kindern. Doch was eine „Teleportation“ ist – die Ursache des Durcheinanders – konnte mir kein einziger Sechsjähriger erklären. Der Schachteleinsatz ist leider fünf Millimeter zu hoch, um ausreichend Platz für das fertig zusammengebaute Spielbrett zu lassen.
Spielregel | Die Anleitung beschreibt zunächst die Regel für Vierjährige, und anschließend die für Sechsjährige. Das ist immer dann in Ordnung, wenn eine gute Grundregel um ein paar Kleinigkeiten für die Älteren erweitert wird. Wenn das eigentliche Spiel aber die „große“ Regel benötigt, ist eine umgekehrte Beschreibung besser: erst den Gesamteindruck vermitteln, und anschließend die abgespeckte Variante.
Zielgruppe | Für ältere Kindergartenkinder ab etwa sechs Jahren und für Grundschüler. Die Basisvariante für Vierjährige ist weniger empfehlenswert.
Fazit | Bei der Regel für Vierjährige kommt es fast allein auf das Können an, ein Tier richtig zusammenzuschieben. Hier fehlt ausgerechnet das spielerische Taktik- und Glückselement. Die Variante für Sechsjährige besticht hingegen durch ihre schöne Kombination aus Können (Plättchen schieben), Taktik (Holzsterne einsetzen) und dem Glück, für manches Tier besonders viele Kärtchen zu gewinnen. Mucca Pazza (so heißt die „Kuhpiteraner“-Kuh) ist ein eher ruhiges Spiel für konzentrierte Spieler.

Mucca Pazza
von Iris Rossbach
Zoch (Noris)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 4 (besser: 6) Jahre
zirka 25 Euro

Freitag, 31. Mai 2013

Make ’n’ Break Party

Welches Team baut in den 4 Disziplinen am schnellsten?
Die Spieler treten in Teams gegeneinander an. Ein Spieler nimmt eine verdeckte Aufgabenkarte und erklärt seinem Teampartner, wie dieser die zehn Holzklötze zu stapeln Manchmal müssen beim Erklären bestimmte Tabuwörter vermieden werden, oder der Baumeister mit einer Maske vor den Augen. Oder es gibt Begriffe, die mit den Klötzen nachgebaut werden, damit der Partner sie errät. Dabei sind hilfreiche Gesten und Geräusche erlaubt.
Material | Die farbigen Bauklötze kennen wir genauso wie den nervös ratternden Timer aus der bewährten Erstauflage des Basisspiels Make ’n’ Break. Daran gibt es nichts auszusetzen. Nicht so praktisch ist die Pappmaske – weil sie meist nicht richtig blickdicht ist. Da hilft nur: fair spielen!
Zielgruppe | Schon Acht- oder Neunjährigen macht dieses anspruchsvolle Spiel viel Spaß. Am besten, es treten zwei oder drei Zwei-Personen-Teams gegeneinander an. Für alle anderen Konstellationen ist das Spiel eher ungeeignet. Insbesondere die scheinbar „partytaugliche“ Neun-Personen-Variante ist zu langatmig.
Fazit | 2004 brachten Andrew und Jack Lawson mit Make ’n’ Break einen Bestseller auf den Markt, zu dem bereits einige Varianten erschienen sind. Jetzt haben die Österreicher Steinwender und Lepuschitz eine überaus gelungene Kombination verschiedener Spielideen – wie dem beliebten Tabu – kreiert. So wurde aus dem Aktionsspiel Make ’n’ Break ein Kommunikationsspiel, bei dem hektisch und viel geredet wird.
KinderZEIT
Make ’n’ Break Party ist als games we play Spieletipp in der Wochenzeitung DIE ZEIT (Nr. 23 / 2013, Seite 37) erschienen.


Make ’n’ Break Party
von Arno Steinwender und Wilfried Lepuschitz
Ravensburger (Redaktion: Lothar Hemme) (Lizenz: White Castle)
für 3 bis 8 (besser: 4 oder 6) SpielerInnen ab zirka 10 (besser: 8) Jahre
zirka 30 Euro

Mittwoch, 22. Mai 2013

Kinderspiel des Jahres 2013 – nominiert und empfohlen

13 Titel hat die Kinderspieljury für dieses Jahr auserwählt. Einer mehr als im Vorjahr, was der Qualität des Jahrgangs sicherlich gerecht wird. Gold am Orinoko, Mucca Pazza und Der verzauberte Turm haben es dabei aufs Treppchen geschafft. Welcher Titel dabei auf den ersten Platz landet, wird bereits am 10. Juni bekanntgegeben. Die Jury hat folglich so wenig Zeit wie noch nie, um die drei Nominierten genauer unter die Lupe zu werden. Allerdings ist die Zahl der stimmberechtigten Jurorinnen und Juroren auf nun acht angewachsen, zwei mehr als Vorjahr. Damit hat der Spiel des Jahres e.V. die richtige Konsequenz aus dem sehr großen Kinderspielangebot gezogen, und gleichzeitig wird die Entscheidungsbasis so verbreitet, wie es der Bedeutung des Preises entspricht.
Welcher der drei Titel den begehrten Hauptpreis erhält ist müßig zu spekulieren. Alle drei haben Chancen, auch wenn zwei mit einem kleinen Handicap antreten: Der verzauberte Turm ist eigentlich „nur“ ein Zwei-Personen-Spiel. Und Gold am Orinoko richtet sich an eine ältere Zielgruppe und könnte folglich auch auf der Liste der „roten Jury“ stehen, die über das „erwachsene“ Spiel des Jahres entscheidet.
Die Abgrenzung zwischen Kinder- und Erwachsenenspiel ist oft nicht eindeutig festzulegen. Klar ist, dass die „rote Jury“ kein bedeutendes Kinderspiel für sich „okkupiert“ hat. In 2012 landete das vielleicht beste Kinderspiel nämlich noch auf der „roten“ Empfehlungsliste: das Kartenspiel Drecksau.
Dieses Jahr hat die blaue Jury sogar ein Spiel für Star-Wars-Fans auf die Liste genommen, das mit der Alterangabe „ab 8“ den bisherigen Altersrahmen sprengt. Denn bislang war für ältere Grundschulkinder allein die Liste der „roten Jury“ Maßstab, die auch in diesem Jahr einige empfehlenswerte Titel für dieses Alter umfasst – allen voran das Würfelspiel Qwixx.  
Spiel des Jahres >

NOMINIERT FÜR DAS KINDERSPIEL DES JAHRES 2013
Gold am Orinoko von Bernhard Weber (Haba) ab 7
Mucca Pazza von Iris Rossbach (Zoch) ab 4
Der verzauberte Turm von Inka Brand und Markus Brand (Drei Magier) ab 5  

EMPFEHLUNGSLISTE KINDERSPIEL DES JAHRES 2013
Baobab von Josep Maria Allué (Piatnik) ab 6
Bim Bamm von Lukas Zach und Michael Palm (Drei Hasen in der Abendsonne) ab 6
Kakerlakak von Peter-Paul Joopen (Ravensburger) ab 5
Kuddelmuddel von Haim Shafir und Günter Burkhardt (Amigo) ab 5
Linus – Der kleine Magier von Wolfgang Dirscherl (Drei Magier) ab 3
Madagascar Catan Junior von Klaus Teuber (Kosmos) ab 6
Mix Fix von Andrew Lawson und Jack Lawson (Piatnik) ab 7
Move & Twist von Kerstin Wallner und Klaus Miltenberger (Beleduc) ab 5
Pingi Pongo von Peter Neugebauer (Noris) ab 5
Star Wars – Battle of Hoth von Bastiaan Brederode und Cephas Howard (Lego) ab 8

Donnerstag, 2. Mai 2013

Rally Fally

Auf einer schiefen Ebene, die den Himmel darstellt, ist ein schachbrettähnliches Muster eingezeichnet. Die Spielfiguren, unsere Teppichflieger, müssen nach einander zu den Eckfeldern gezogen werden. Wie weit und in welche Richtung die Figur zieht, entscheidet die ausgewählte Spielkarte. Doch wenn sich am Ziel ein Luftloch befindet, rutscht die Spielfigur rasch das schiefe Brett hinunter. Denn die Teppichflieger haben einen Magnetkern – und das Brett ist an vielen Stellen magnetisch, an einigen aber nicht.
Material | Der magnetische Effekt funktioniert sehr gut. Weniger gelungen ist die wackelige Pappkonstruktion mit einem Keil, der das Brett schief stellt. Der Keil passt leider nicht in die Schachtel und muss deshalb immer wieder auseinandergefaltet werden, was das Pappmaterial nicht gut findet.
Zielgruppe | Zwei Schritte geradeaus, zwei Schritte nach rechts: diese Pfeilangabe der Flugkarte auf das Spielbrett zu übertragen, fällt vielen Kindern nicht leicht – egal ob sie fünf Jahre oder älter sind. Manche Kinder verstehen es schnell, für andere ist das ein längerer Lernprozess.
Fazit | Man sollte sich gut merken, wo die Luftlöcher sind, die Flugkarten klug einsetzen und mit abstürzenden Fliegern auch noch den Gegner ärgern: Rally Fally ist ein gelungenes Spiel, das mit einer interessanten Kombination von Spielelementen aufwartet.



Rally Fally
von Michael Schackert
Oberschwäbische Magnetspiele / Huch & friends (Vertrieb: Hutter)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 5 Jahre
zirka 30 Euro

Samstag, 30. März 2013

Dragi Drache

Von schwebenden Feuerbällen und pustestarken Drachen
Ein Luftstrom lässt den kleinen orangen Ball über dem Vulkan schweben. Die Kinder versuchen reihum, den Ball in den Abschnitt der Spieleschachtel zu pusten, in dem sich ein Gewinnchip in ihrer Farbe befindet.
Material | Verblüffend: ein Art Föhn lässt den Ball tatsächlich stabil über der Schachtel fliegen, so dass er gut wegzupusten ist.
Zielgruppe | Vier- oder Fünjährige.
Fazit | Viel Spiel ist in Dragi Drache nicht enthalten, aber der Schwebeeffekt allein macht den Kindern reichlich Spaß. Übrigens: das Pusten hilft beim Sprechenlernen.



Dragi Drache
von Anja Wrede und Christoph Cantzler
Ravensburger (Redaktion: Stefanie Fimpel)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 4 Jahre
zirka 25 Euro

Dienstag, 19. März 2013

Las Vegas

Zocken bis zum letzten Würfel
nominiert für das Spiel des Jahres 2012
An jedem der sechs Kasinos gibt es einen beachtlichen Geldbetrag zu gewinnen. Reihum wird gewürfelt. Man muss sich für eine geworfene Zahl entscheiden und alle diese Würfel an das Kasino dieser Nummer legen. Wenn sämtliche Würfel ausgelegt sind, wird gewertet. Wer die Mehrheit in einem Kasino hat, gewinnt das Geld. Doch Vorsicht bei einem Patt. Dann ist der Unterlegene der lachende Dritte.
Spielregel | Sehr kurz und betont einfach zu verstehen.
Zielgruppe | Für Kinder ab zirka acht Jahre und für Erwachsene. Am besten zu viert.
Fazit | Erst hieß das Spiel Vegas. Für das Weihnachtsgeschäft musste es aus namensrechtlichen in Las Vegas umbenannt werden und diese Zweitauflage war anschließend prompt ausverkauft. Zurecht. Denn es ist ein brillantes Zockerspiel: selten hat man sich mehr über seine Würfel geärgert. Jetzt ist das Spiel glücklicherweise wieder lieferbar.
KinderZEIT
Las Vegas ist als games we play Spieletipp in der Wochenzeitung DIE ZEIT (Nr. 12 / 2013, Seite 41) erschienen.

Las Vegas
von Rüdiger Dorn
Alea Ravensburger (Redaktion: Stefan Brück) (Vertrieb: Heidelberger Spieleverlag)
für 2 bis 5 SpielerInnen ab zirka 8 Jahre
zirka 25 Euro

Donnerstag, 31. Januar 2013

Hanabi

Spiel des Jahres 2013
Wir haben die Karten allesamt falsch rum auf der Hand, so dass nur unsere Mitspieler ihre Farbe und Ziffer sehen können. Ziel ist es, die Karten so durchnummeriert auf dem Tisch auszulegen, dass ein farblich sortiertes Feuerwerk entsteht. Um die richtige Karte auszuspielen, geben sich die Spieler untereinander Tipps. Man darf beim Mitspieler die Karten mit einer bestimmten Zahl oder eine bestimmten Farbe antippen.
Zielgruppe | Alle, die ein absolut ungewöhnliches und deshalb gar nicht so einfaches Spiel ausprobieren möchten: Ältere Grundschulkinder, Jugendliche und Erwachsene.
Fazit | Hanabi ist das unkommunikativste Kooperationsspiel, das man sich denken kann. Ständig muss man sich auf die Zunge beißen. Insgesamt dürfen sich die Spieler zunächst maximal acht Tipps geben. Für jeden weiteren muss man eine womöglich wertvolle Karte auf den Anlagestapel legen. Jeder Hinweis muss also ein Maximum an Information enthalten – obwohl ich nur eine Zahl oder eine Farbe sagen darf. Und ich muss meinem Mitspieler vertrauen können, dass wir beide bei einem Tipp an das Selbe denken. Hanabi ist trotz einfacher Regel ein anspruchsvolles Spiel.
KinderZEIT
Hanabi ist als games we play Spieletipp in der Wochenzeitung DIE ZEIT (Nr. 6 / 2013, Seite 39) erschienen.

Hanabi
von Antoine Bauza
Abacusspiele (Lizenz: Cocktail Games)
für 2 bis 5 SpielerInnen ab zirka 8 Jahre
zirka 7,50 Euro

Blogeintrag aktualisiert Juli 2013

Montag, 28. Januar 2013

Sind die drei Hasen verzauberte Magier?

Schon im Herbst bahnte es sich mit Spieleneuheiten an, jetzt ist es vertraglich besiegelt. Die Nürnberger Noris-Spiele versichern sich der dauerhaften redaktionellen Unterstützung ihrer neuen Qualitätskinderspiele durch die Drei Hasen in der Abendsonne, gleichzeitig übernimmt Noris den Vertrieb und die Produktion für den neuen fränkischen Kleinstverlag.
Ein neuer Verlag? Nicht so ganz. Denn der von Kathi Kappler und Johann Rüttinger gegründete Drei-Hasen-Verlag hatte zuvor bereits Bücher verlegt. Und noch wichtiger: „Wir zwei waren die drei Magier“, sagt Kappler im Gespräch mit dem Kinderspiele-Blog. 2008 hatten Rüttinger und Kappler ihren renommierten Kinderspiele-Verlag an den damaligen Vertriebspartner Schmidt verkauft. Dieser Berliner Verlag pflegt die Drei-Magier-Marke bis heute erfolgreich und lässt sie weiterhin von Rolf „Arvi“ Vogt prägnant bebildern.
Der damalige Verkauf der Drei Magier Spiele beruhte auf gesundheitlichen Gründen. „Wir hätten es gerne weitergemacht“, erläutert Kathi Kappler. Aber als kleiner Familienbetrieb hätten sie den langwierigen Ausfall einer Person nicht auffangen können.
Aber so ganz wollten Kappler und Rüttinger auf eine verlegerische Tätigkeit nicht verzichten. Gegenüber Schmidt hatten sie sich vertraglich verpflichtet, zwei Jahre lang keine Spiele zu verlegen. Also starte man mit einem kleinen Buchverlag. Der Name war schon zwei Jahre zuvor gefunden worden: Im Anschluss an die Preisverleihung zum Kinderspiel des Jahres 2006, bei der das nominierte „Dunkelspiel“ Nacht der Magier gegen Habas Der schwarze Pirat unterlegen war. Sie seien von Berlin ins fränkische Uehlfeld zurückgefahren, erzählt Kathi Kappler, „und wir haben zwischendrin auf einer Lichtung drei Hasen gesehen – im Abendlicht. Die saßen da und haben sich in der untergehenden Sonne gewärmt.“
Drei Hasen in der Abendsonne >>

Samstag, 12. Januar 2013

Das versunkene Logik-Land

tiptoi | Finde die Orte und löse die Aufgaben!
Die Kinder setzen ihre U-Boot-Figur auf den sechs mal sechs Felder großen Meeresabschnitt, um einen der zehn Orte zu finden, an denen sich eine Logikaufgabe befindet. Dabei gibt der tiptoi Tipps, ob man im Umfeld des Startposition des U-Boots eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit hat. Manchmal ist es besser, sein Tauchboot ganz woanders hin zu schicken. Dabei sollten sich die Kinder gut merken, wo sie oder ihre Mitspieler bereits erfolglos getaucht sind. Die Logikaufgaben werden vom tiptoi mit Hilfe von 27 Spielkarten gestellt. Eines von drei Motiven, drei Farben und die Anzahl 1 bis 3 befinden sich auf jeder Karte. Ein Beispiel: Bei der Sandbank-Aufgabe werden Karten aufgedeckt, die sich das Kind merken muss. Die Karten werden gemischt und dann fast alle wieder aufgedeckt. Nur die letzte Karte bleibt verdeckt, und der tiptoi stellt nun die Frage zu ihrem Motiv, ihrer Farbe oder Zahl.
Zielgruppe | Kindern werden sich solch ein Lernspiel vermutlich nicht selbst „erquengeln“. Deswegen zielt Logik-Land in erster Linie auf Eltern und Pädagogen mit Kindern zwischen fünf und zehn Jahre.
Fazit | Logik-Land ist ein Lernspiel, bei dem es um Konzentration, mathematische Übungen und in einem Fall um das Erkennen von Tonhöhen geht. Einige der zehn Aufgabentypen sind pfiffig, andere nicht so. So schwankt der Ablauf immer ein wenig zwischen spielerisch interessant und pädagogisierend anstrengend, wobei der sprechende tiptoi die Kinder immer bei der Stange hält. Empfehlenswert ist das Spiel aus einem besonderen Grund: Jeder Spieler kann individuell eine von vier Schwierigkeitsstufen für sich einstellen, die das Altersspektrum „ab 5“ bis „ab 9“ abdecken. So können Kinder mit ganz unterschiedlichen Kenntnissen gegeneinander antreten. Das funktioniert recht gut, wenn auch nicht perfekt. Leider ist der tiptoi nicht intelligent genug, um „nachzuregulieren“ und sichtlich über- oder unterforderten Kindern im weiteren Spielverlauf den Schwierigkeitsgrad anzupassen.



Das versunkene Logik-Land
von Ulrich Blum
Ravensburger (Redaktion: Jens Voigtländer)
für 1 bis 4 Kinder ab zirka 5 Jahre
zirka 28 Euro