Donnerstag, 27. September 2012

Kingdom Builder

Baue Dein Königreich
Spiel des Jahres 2012
Wer an der Reihe ist, setzt drei Siedlungen in das Gelände ein, welches die zufällig gezogen Karte anzeigt. Dabei muss möglichst angrenzend an bestehende eigene Siedlungen gebaut werden. Wer sich neben einer festen Ortschaft ansiedelt, bekommt ein Plättchen, das einem das Siedeln dauerhaft erleichtert.
Spielregel | Sie ist recht übersichtlich. Leider fehlt aber ein Einstiegsszenario, das den Beginn erleichtern würde.
Zielgruppe | Für spielerfahrene Kinder ab acht oder neun, die eine taktische Herausforderung suchen, sowie Jugendliche und Erwachsene.
Fazit | Obwohl die Regeln gar nicht so schwer sind, fällt es nicht leicht, sich in den Ablauf hineinzudenken. Doch wer die Starthürde überwunden hat, zeigt sich von einem Spiel beeindruckt, das strategische Momente mit einem angemessenen Zufallsanteil klug verzahnt. Der flexible Aufbau sorgt für Abwechslung und langandauernden Spielspaß.
KinderZEIT
Kingdom Builder ist als games we play Spieletipp in der Wochenzeitung DIE ZEIT (Nr. 40 / 2012, Seite 51) erschienen.



Kingdom Builder
von Donald X. Vaccarino
Queen Games
für 2 bis 4 SpielerInnen ab zirka 8 Jahre
zirka 43 Euro

Montag, 24. September 2012

Tempo, kleine Fische!

Ein roter und ein grüner Flussfischer stehen in ihrem Boot und jagen vier Fischen nach. Diese versuchen, aus dem Fluss ins offene Meer zu fliehen. Wird rot oder grün gewürfelt, rutscht das Fischerboot einen Schritt nach vorn, indem der nächste Flussabschnitt aus dem Spiel genommen wird. Wenn der Würfel eine der vier anderen Farben zeigt, schwimmt der entsprechende Fisch einen Abschnitt weiter. Sobald die Fischer ein Tier einholen, landet dieses gefangen im Boot.
Material | Schön. Das Leben am Flussufer ist lustig gezeichnet.
Zielgruppe | Für Spielanfänger ab drei oder vier Jahre.
Fazit | Das vielleicht beste Kinderspiel dieses Jahres befindet sich in einer sehr unauffälligen kleinen Schachtel und ist die Wiederauflage eines zwölf Jahre alten Titels. Damals erschien es unter dem Namen Avanti Mare weitgehend unbeachtet in kleiner Auflage bei Selecta. Tempo, kleine Fische ist ein erstklassiges Brettspiel mit brillant abgestimmten Mechanismen, was für eine Spiel für diese Altersklasse ziemlich einmalig ist. Die Spannung entsteht dadurch, dass die Kinder vorab wetten, welche Seite gewinnt: Fisch oder Fischer? Beeindruckend ist, wie hier die Elemente eines kooperativen Spiels mit denen eines Wettbewerbsspiels miteinander verwoben sind.

Tempo, kleine Fische!
von Günter Burkhardt
Ravensburger (Redaktion: Monika Gohl)
für 2 bis 6 Kinder ab zirka 3 Jahre
zirka 7 Euro

Freitag, 21. September 2012

Frage: Müssen Kinder beim Spielen etwas lernen?

Antwort: Mich ärgert es, wenn auf dem Cover eines Brettspiels „Förderziele“ aufgedruckt sind. Motorische Fertigkeiten, rechnen, schreiben, lesen, Farben erkennen: Alles scheint wichtig zu sein, nur das Spielen nicht. Die fex-Reihe von Haba will sogar die „exekutiven Funktionen“ eines Kindes trainieren (siehe spielbox 6/2011). Kann man die Kinder nicht einfach mal in Ruhe spielen lassen? Es gibt überhaupt keinen Grund, ein Spiel mit irgendwelche Erwartungshaltungen zu überfrachten. Denn: erstens wird das Spiel dadurch meistens nicht besser; zweitens ist Spielen an sich schon eine tolle Sache; und drittens lernen Kinder bei einem Brettspiel eh schon eine Menge. Sie müssen Regeln lernen und Regeln einhalten, sie müssen eine gewisse Zeit konzentriert still sitzen und gegebenenfalls verlieren. Allein das ist für die Kleinen manchmal anstrengende Arbeit – da brauchen sie nicht auch noch übermotivierte Eltern. Selbstverständlich ist ein Spiel nicht deshalb schlecht, wenn es nebenbei auch noch Geschick oder den Umgang mit Zahlen trainiert. Das ist aber niemals ein Kriterium für die Qualität – darüber entscheidet allein der spielerische Gehalt und der Spaß.

Montag, 17. September 2012

Mogel Motte

Schummeln erlaubt
Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres 2012
Deutscher Kinderspiele Preis 2012
Eigentlich geht es nur darum, Zahlenkarten reihum abzulegen. Der Kartenwert muss jeweils eins höher oder eins niedriger sein als die zuvor gelegte Karte. Um das Loswerden seiner Karten zu beschleunigen, kann man sie auch auch verschwinden lassen, auf den Boden werfen, in die Hemdtasche stecken und so weiter. Aber Vorsicht: Ein Mitspieler ist „Wächter“. Wenn er einen beim Verschwindenlassen erwischt, gibt es eine Strafkarte und man muss die „Wächter“-Rolle selbst übernehmen.
Spielregel | Laut Anleitung sei mogeln, schummeln und „alles, was Spaß macht“ bei diesem Spiel erlaubt. Wer etwas weiter liest, merkt jedoch, dass dies leicht misszuverstehen ist. Denn es gibt wichtige Regeln, an die man sich zu halten hat, obwohl diese von den Mitspielern kaum zu kontrollieren sind: Man darf nie mehr als eine Karte gleichzeitig verschwinden lassen, und man muss das Spiel sofort unterbrechen, wenn ein Mitspieler erwischt wird.
Material | Rolf Vogt hat die Karten bildschön illustriert.
Zielgruppe | Erwachsene, Jugendliche und ältere Grundschulkinder mit viel Spielerfahrung, die sich auch dann an die Regeln halten, wenn ein Spiel mit dem Motto „Schummeln erlaubt“ auf dem Tisch liegt.
Fazit | Beim Deutschen Kinderspiele Preis gewinnt das Spiel, das vielspielenden Erwachsenen ganz besonders auffällt und bei dem sie selbst auch gerne eine Runde mitspielen. Ein derart originelles Aktionsspiel wie Mogel Motte, das augenzwinkernd die Regelbesessenheit von Spielern aufs Korn nimmt, bietet sich da an. Für Mogel Motte zeichnen die Kinder des Autorenpaares Inka und Markus Brandt verantwortlich. Die Eltern räumen mit Village den am Vorabend der Essener Spieltage verliehenen Preis für die Erwachsenen ab, während Emely und Lukas gleichzeitig die Kindertrophäe erhalten. Das passt.



Mogel Motte
von Emely Brand und Lukas Brand
Drei Magier Spiele (Schmidt) (Redaktion: Claudia Geigenmüller)
für 3 bis 5 Kinder ab zirka 7 (besser: 8) Jahre
zirka 10 Euro

Dienstag, 11. September 2012

Klack!

Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres 2012
36 magnetische Scheiben liegen auf dem Tisch. Auf jeder befinden sich drei farbige Symbole. Die beiden Würfel rollen. Der eine Würfel zeigt ein Symbol, der andere eine Farbe. Jetzt müssen alle Kinder gleichzeitig nach den Scheiben greifen, auf denen Symbol und Farbe in der erwürfelten Kombination abgebildet sind. Hektisch wird es, wenn ein Würfel eine weiße Seite zeigt. Das ist der Joker, und man kann noch mehr Scheiben in Windeseile einsammeln. Gewinner ist, wer am Ende den höchsten Scheibenturm gesammelt hat.
Material | Die Magnetscheiben sind perfekt für Kinderhände. Klack macht es, wenn die Platten aneinanderhaften. Das fühlt sich schön an. In der fehlerhaften Erstauflage verblasste der Würfelaufdruck, ab der zweiten Auflage ist alles o.k.
Zielgruppe | Kindergartenkinder, die möglichst gleich alt sind. Denn die Jüngeren haben gegen die Älteren oft keine Chance.
Fazit | Klack ist das perfekte Kindergartenspiel, das bereits Vierjährige ohne die Hilfe der Erzieher spielen können. Der Ablauf ist eingängig und das Material sehr robust. Gleichzeitig macht das „Aneinanderklacken“ viel Spaß und fordert die Reaktionsschnelligkeit der Kleinen.

Klack
von Haim Shafir
Amigo
für 2 bis 6 Kinder ab zirka 4 Jahre
zirka 15 Euro

Montag, 10. September 2012

Frage: Wer entscheidet? Die Kinder?

Antwort: Spielekritik ist keine Publikumsbefragung. Die Bewertung eines Spiels muss ein Spielekritiker selbst vornehmen und verantworten. Und zwar mit seiner ganzen Erfahrung und Subjektivität. Zugegeben: Eine subjektive Kinderspielkritik ist eine Gratwanderung. Denn ich bin nun einmal kein Kind. Aber ich spiele alle hier besprochenen Titel zusammen mit Kindern. Mal schaue ich nur zu, mal moderiere ich, mal spiele ich richtig mit. Entscheidend ist, dass es mir gelingt, die Perspektive der Kinder einzunehmen. Der daraus gewonnene Eindruck plus die Maßstäbe, die ich als Rezensent von Erwachsenenspielen gesammelt habe, ergeben schlussendlich das Urteil. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob das Spiel den Kindern Spaß macht. Doch das allein reicht nicht. Ohne dass ich mehrere dutzende Partien spielen kann muss ich einschätzen, ob es die Kinder auch langfristig fesselt. Oder gibt es Brüche im Ablauf, die irgendwann auch den Kleinen auffallen? Bei manchen Titeln sorgt gar nicht der Spielmechanismus für Aufmerksamkeit, sondern ein auffallender Gimmick, sinnfreie Elektronik, ein Soundeffekt oder ein durchs TV gepuschtes Thema. Hier darf sich ein Kritiker nicht täuschen lassen.

Dienstag, 4. September 2012

Frage: „Testen“ Sie Spiele?

Antwort: Ich bin kein Spieletester. Ich bin Spielekritiker; ich rezensiere (bespreche) Neuerscheinungen. Es ist kein Test, weil sich Spielspaß nun einmal nicht testen lässt. Spaß, Freude und Gefallen sind subjektiv. Die Qualität des Materials, die Verständlichkeit der Anleitung – also objektivierbare Aspekte – machen den kleineren Teil einer Besprechung aus. Subjektivität bedeutet aber nicht, dass die Bewertungsergebnisse beliebig oder willkürlich sind. Mehr als ein Literatur- oder Filmkritiker bin ich auf das gemeinsame Erleben eines Spiels zusammen mit anderen Menschen angewiesen. Das und die jahrzehntelange Erfahrung mit Spielen fließen in mein Urteil mit ein.