Donnerstag, 17. Oktober 2013

Spielwarenhandel an Rhein und Ruhr vor dem Aus

Der Duisburger Spielwarenhändler Roskothen hat seine Schließung angekündigt. Damit zieht sich in der Rhein-Ruhr-Region ein weiteres Traditionsgeschäft zurück.
UPDATE: Noch hat Roskothen geöffnet – und so wird dies vermutlich noch das ganze Jahr 2013 bleiben. „Zwar hat sich die Situation nicht grundlegend verändert – zu schließen ist immer noch eine Option – jedoch prüfen wir derzeit auch andere Möglichkeiten“, heißt es von Seiten des Duisburger Spielwarenladens.
Offensichtlich ist die Zeit der großen, zentral gelegenen, Spielwarengeschäfte abgelaufen. Und zwar flächendeckend. Dabei hat Roskothen in Duisburg noch am längsten durchgehalten und ist bis zum Ende immer ein Familienbetrieb geblieben. Boris Roskothen führt das Geschäft in fünfter Generation. Er setzte über alle Jahre auf ein pädagogisch verantwortbares Programm, ohne in einer Holzspielnische gefangen zu sein. Viele Spielzeugtrends, die woanders ganze Regalreihen ausfüllen, hat Roskothen bewusst ignoriert. Anderes, wie die in den Neunzigern von Manchen süchtig gesammelten Magic-Karten, hat er unter dem Ladentisch verkauft.
Beeindruckend ist das ambitionierte Brettspielangebot, das von Spieleabenden begleitet wurde. Anfangs fanden sie im Geschäft selbst statt; seit einigen Jahren geht Boris Roskothen aber raus aus dem Laden, um in Kneipen oder auf Veranstaltungen Werbung für das Kulturgut Spiel zu machen. Bis 2011 war er zudem mit einem großen Verkaufsstand auf den Internationalen Spieltagen in der Messe Essen vertreten.
Der Laden widerstand der Blütezeit der großen Kaufhäuser, der Etablierung von Toys “R” Us genauso wie der Erfindung des Computerspiels. Selbst den in den achtziger Jahren einsetzenden Rückgang der Geburtenzahlen überlebte Roskothen. Doch wenn eine geburtenschwache Generation von (potenziellen) Müttern im Durchschnitt weiterhin nur 1,4 Kinder bekommt, vergrößert sich die Nachwuchslücke erheblich. Duisburg verzeichnet einen beträchtlichen Einwohnerrückgang.
Das Roskothen-Aus geht einher mit dem Boom des Onlinehandels. Mit den Preisen von Amazon und vielen kleineren Spezialversendern kann der stationäre Fachhandel oft nicht konkurrieren. Bemerkenswert ist, dass Boris Roskothen die Schließung ausgerechnet an dem Tag verkündet, an dem manch einer sein Amazon-Konto gelöscht hat. Dass der US-Konzern laut einer ARD-Reportage seine Profite auf dem Rücken von Wanderarbeitern erwirtschafte, missfällt Vielen.
Sobald Boris Roskothen für die familieneigene Immobilie am Sonnenwall einen Mieter gefunden hat, schließt das Spielwarengeschäft. Nach 134 Jahren.

AKTUALISIERTER BLOG-EINTRAG VOM 15. FEBRUAR 2013.

1 Kommentar:

  1. Das scheinen wir ja in Münster auf der Insel der Glückseligen leben. Das MuKK in Münster ist mittlerweile ein sehr großer schöner Spielwarenladen, der über die letzten Jahre ständig gewachsen ist.

    https://www.facebook.com/deinMuKK

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