Donnerstag, 22. Oktober 2015

Crazy Coconuts

Jeder Spieler hat eine Affenfigur, die als Katapult für die Kokosnüsse dient. Genau zielend versuchen sie reihum, die Wurfgeschosse in die Becher zu befördern. Wenn die Nuss in einem der Behältniss liegen bleibt, wird dieser auf das eigene Tableau gesetzt. Wer es schafft, sechs Becher zu gewinnen und zu einer Pyramide zu stapeln, gewinnt die Partie. Da mit Kokosnusstreffern auch bereits gewonnene Becher von den Gegnern erobert werden können, ist dies gar nicht so einfach.
Material | Die Affenkatapulte funktionieren beim Nüsseschießen sehr gut. Nicht so schön sind die sich wellenden Spielertableaus aus zu dünner Pappe und die billige Schachtel.
Zielgruppe | Kinder ab zirka 5 oder 6 Jahre und Erwachsene.
Fazit | Die gummiummantelten Nüsse liegen weder stabil in der Flugbahn, noch bleiben sie immer in dem Becher liegen, in den sie sollen. Das sorgt für einen schönen Glückseffekt, der bei Crazy Coconuts mit Geschicklichkeit kombiniert wird. Das Ganze ist sicherlich irgendwie eher ein Spielzeug und nicht so sehr ein Spiel. Dem Spaß tut das keinen Abbruch.

schönCrazy Coconuts
von Walter Schneider
Pegasus (Redaktion: Klaus Ottmaier, Lizenz: Korea Board Game)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 5 Jahre
zirka 25 Euro

Sonntag, 18. Oktober 2015

Nach neun Jahren am Ziel: Das Geheimnis des Zauberers

Neun Jahre lang brauchten Guido Hoffmann und Jens-Peter Schliemann (Foto) bis zur Fertigstellung ihres Das Geheimnis des Zauberers, die wohl beeindruckendste Kinderspiel-Neuerscheinung der Essener Spieltage 2015. Zaubererfiguren, die unter ihrem Umhang die beiden Symbole ihres magischen Spruches tragen, werden in einen Raum mit verspiegelten Wänden gestellt. Die Spieler öffnen die Wand auf ihrer Seite und versuchen, zu erkennen, welche Symbole sich auf dem zuletzt hinzugekommenen Magiers befinden.
Das Spiel sei ihr „Findungsprojekt“ gewesen, erzählen die beiden Autoren gut gelaunt am Mattel-Messestand. Schliemann ist Mathematiker und Hoffmann Künstler. Dies sei eine perfekte Kombination, um Spiele zu entwickeln.
Die neunjährige Entwicklungszeit, in der viele verschiedene Prototypen entstanden, hatte einen wesentlichen Grund: Hoffmann und Schliemann fanden für das aufwändig gestaltete Spiel lange Zeit keinen Verlag, weil allen die Produktion zu teuer erschien. Bis jetzt der US-Konzern Mattel zugriff. Der verwendet statt sehr teurer Teile aus Pappe einen Kunststoffaufbau als Basis, der es ermöglicht, das Spiel zu einem angemessenen Preis auf den Markt zu bringen. „Die denken im Sinne von Spielzeug“, erläutert Jens-Peter Schliemann den Prozess, der zur Marktreife geführt hat. „Der Spielwert ist genauso“, sagt er auf die Frage, ob ein Spiel aus Holz und Pappe nicht schöner sei.
Für Mattel ist Das Geheimnis des Zauberers genauso ein Kinder- wie ein Erwachsenenspiel, weshalb die Altersangabe „ab 7“ aufgedruckt ist. Ein deutscher Verlag hätte maximal „ab 6“ angegeben und darauf verzichtet, die Spielkarten mit zu lesendem Text zu bedrucken und sich stattdessen auf die Abbildung von Symbolen beschränkt. Auch die ungeschickt formulierte Spielanleitung macht den Unterschied zu der Kinderspiel-Erfahrung vieler deutscher Verlagshäuser deutlich.
Trotzdem bleibt unter dem Strich: Das Geheimnis des Zaubers ist eine schöne Innovation. Die neun Jahre Entwicklungs- und Wartezeit haben sich gelohnt.

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Spinderella ist Doublegewinner

Das Erfolgsteam: Walter Scholz, Roberto Fraga, Albrecht Werstein.

Spinderella hat das Double geschafft. Nach dem Kinderspiel des Jahres hat es auch den Deutschen Kinderspiele Preis gewonnen. Dies war nicht überraschend. Denn das Fachpublikum, das beim Deutschen Spiele Preis abstimmt, mag komplexe Spiele. So gewann bei den Erwachsenenspielen das Schwergewicht Auf den Spuren von Marco Polo (Hans im Glück) und bei den Kinderspielen das überaus anspruchsvolle Spinderella.
Die Preise wurden am Vorabend der Essener Spieltage während der feierlichen Eröffnungsgala überreicht. Der französische Spinderella-Autor Roberto Fraga erzählte auf der Bühne, dass er im Bett auf die Idee für sein Spiel gekommen sei. „Ich habe gesehen, wie sich eine Spinne herabgelassen hat.“ Seit das Spiel fertig ist, finde er in seinem Haus immer mehr echten Spinnen, merkte Fraga schmunzelnd an.
Spieleredakteur Walter Scholz, der das Spiel im Zoch-Verlag betreut hat, war bereits vom allerersten Prototyp überzeugt. „Wow, was für einen Idee“, sei seine damalige Reaktion gewesen. Beeindruckt sei er davon gewesen, dass im Raum zwischen den beiden Spielbrettern unsichtbare Spielfelder entstehen. Scholz dankte dem französischen Spieleverlag Gigamic dafür, dass er sich an der Erstausgabe beteiligt habe, damit sich das Risiko der aufwändigen Produktion reduziert.
Verleger Albrecht Werstein verriet, dass Zoch seinen Standort von München nach Fürth verlagern werde, wo Noris-Spiele seinen Sitz hat. Seit 2010 gehört Zoch zu Noris und ist damit ein Teil der Simba Dickie Group geworden. „Das Tolle an der Zusammenarbeit mit Noris ist, dass wir völlig frei in der Entscheidung sind, was wir machen“, erläuterte Werstein auf der Bühne in der Messe Essen das Erfolgskonzept.

Spinderella >>

Samstag, 3. Oktober 2015

Frage: Darf man beim Bewerten von Kinderspielen großzügig sein?

Antwort: Nein, denn ich nehme Kinder und Kinderspiele ernst. „Das merken die Kinder doch eh nicht“ – diesen Spruch habe ich schon häufiger gehört, wenn ich ein Spiel als mäßig oder schlecht bewertet habe. Irgendein Knackpunkt in der Regel, ein Logikfehler, ein undurchdachter Schlenker im Ablauf – da bin ich konsequent und werte das Spiel ab. Da kann man noch so oft rufen: „Aber den Kindern macht es doch Spaß.“ Ich finde, man muss sich auf mich verlassen können. Wenn etwas nicht stimmt, dann habe ich es zu benennen. Zumal es sein kann, dass die Kinder früher oder später genau diese Unwucht im Spiel ebenfalls finden. Und dann ist Schluss mit dem Spaß.

Frage: Wer entscheidet? Die Kinder? >>