Montag, 23. Juni 2014

Kinderspiel des Jahres 2014: Geister, Geister, Schatzsuchmeister!

Der kalifornische Spielzeug-Konzern Mattel ist in erster Linie durch die Barbie-Puppe bekannt geworden. Auf dem Gebiet des Brettspiels ist er seit einem gefühlten Vierteljahrhundert untergetaucht. Damals in den Neunzigern wurde Café International Spiel des Jahres. Und danach kam lange nichts mehr. Bis Mattel im Herbst letzten Jahres zwei nagelneue Autorenspiele vorlegte, die speziell für den deutschen Markt entwickelt wurden. Eines davon: Das soeben als Kinderspiel des Jahres ausgezeichnete Geister, Geister, Schatzsuchmeister von Brian Yu (Foto unten).
Die weltweit einmalige Liebe der Deutschen zu den Autorenspielen wird den Amerikanern weiterhin fremd vorkommen. Doch der zu erwartende Verkaufserfolg des Geister, Geister, Schatzsuchmeister wird das überdecken. Zumal Mattel sich mit Fritz Gruber einen PR-Mann ins Boot geholt hat, der wie kaum ein Anderer die Faszination des Brettspiels erklären kann. Gruber, der 2009 für eine kurze Zeit die Pressearbeit des Spiel des Jahres e.V. verantwortet hat, war zwölf Jahre lang daran beteiligt, das Spieleprogramm des Stuttgarter Kosmos-Verlags erfolgreich auszubauen. Dass Geister, Geister, Schatzsuchmeister ausgerechnet als Kinderspiel des Jahres ausgewählt wurde, dürfte auch für ihn eine Überraschung sein. Denn bislang wurden nur Spiele mit dem „blauen Pöppel“ ausgezeichnet, die ein Mindestalter „ab 6“ oder jünger auf der Schachtel vermerkt hatten. „Ab 8“ galt als Domäne für den „roten Pöppel“, also das „große“ Spiel des Jahres.
Das prämierte Mattel-Spiel hat dieselbe Zielgruppe wie beispielsweise ein Camel Cup, das von der „roten Jury“ für das im Juli zu kürende Spiel des Jahres nominiert wurde. Beides sind Spiele, die nicht nur Erwachsenen, sondern auch Kindern im frühen Grundschulalter viel Spaß machen können. Der Unterschied zwischen den zwei Spielen liegt darin, dass Camel Cup ein typisches Wettbewerbsspiel ist, während Geister, Geister, Schatzsuchmeister kooperativ gespielt wird. Das heißt, dass Erwachsenen in einem gemeinsamen Spiel mit Kindern jederzeit dabei helfen können, den Ablauf zu bewältigen. Allerdings müssen Eltern aufpassen, dass sie nicht ständig bestimmen, was als Nächstes zu tun ist. Denn dann werden die Kinder den Spaß verlieren.
Mit Geister, Geister, Schatzsuchmeister verlässt die „blaue Jury“ den Kindergarten als primäres Betätigungsfeld und emanzipiert sich ein Stück weit von der „roten Jury“. Das Mattel-Spiel schlage eine Brücke zwischen den Generationen, betonen die Jurorinnen und Juroren in ihrer Begründung. Damit legen sie ihren Focus nicht mehr ausschließlich auf die Kinder, sondern eben auch auf die mitspielenden Erwachsenen. Bislang war dies das Leitbild des „roten Pöppels“: Die Förderung des Kulturgut Spiels auch generationsübergreifend in der Familie.
Spielebesprechung von Sandra Lemberger >

Samstag, 21. Juni 2014

Flizz & Miez

Das rasante Kinderspiel
Nominiert für das Kinderspiel des Jahres 2014
Die Katze verfolgt das Rennauto, das mit drei Feldern Vorsprung startet. Der Rennfahrer muss aus einem Berg von Plättchen diejenigen nehmen, mit denen er von links nach rechts Autoabbildungen so zusammensetzt, dass die Farben der Karosserien zusammenpassen. Immer wenn dies klappt, ruft er „Wrohm“ und das Auto rückt ein Feld nach vorne. Der Gegner hat einen Würfel. Immer wenn er eine Katze würfelt, ruft er „Miau“ und die Katze rückt dem Auto ein Stück näher. Wenn die Tierfigur das Fahrzeug einholt, ist es gefangen und muss stehen bleiben. Anschließend bringt der nächste Spieler sein Rennauto aufs Spielbrett und jemand anders muss die Verfolgung aufnehmen. Die gerade nicht beteiligten Spieler sind als Rennleiter für die Bewegung auf der Bahn verantwortlich.
Material | Viele Väter werden sich über die schicke Abbildung der Carrera-Bahn auf dem Spielbrett freuen. Leider gibt es aber keine Parkbuchten neben den Streckenfeldern, in denen man sein Auto abstellt, wenn es von der Katze gefangen wurde oder volle zehn Schritte geschafft hat. Denn dort muss das Auto warten, um später zur zweiten Etappe zu starten. Die Rennwagen sehen billig aus und errinnern gar nicht an eine Carrera-Auto.
Spielregel | Zwei Regelvarianten erschweren dem Rennfahrer seine Arbeit, was das Spiel auch für ältere Kinder attraktiv machen kann. Die Anleitung ist zwar bunt gestaltet, aber etwas unpräzise geschrieben.
Zielgruppe | Ab 5 oder besser 6 Jahre. Am schönsten lässt sich Flizz & Miez zu zweit spielen – denn es ist im Kern ein Zwei-Personen-Spiel – mit einem Erwachsenen, der als neutraler Rennleiter fungiert.
Fazit | Hektisch puzzeln gegen hektisch würfeln: Das ist zwar keine innovative Spielidee, trotzdem kann Flizz & Miez bei konzentriert spielenden Kindern viel Freude machen. Voraussetzung ist, dass die Spieler ungefähr gleich alt sind und gleich schnell puzzeln können. Die Rolle des Rennleiters ist für viele Kinder nicht leicht auszufüllen, weil der Wechsel zwischen Wettkampf und Neutralität sie überfordert. Insgesamt ist dem internationalen Autorentrio Franz, Gierke und Yu ein bemerkenswertes Spiel gelungen. Ärgerlicherweise hat es der österreichische Verlag versäumt, die drei als Autoren auf dem Schachtelcover zu benennen.

Flizz & Miez
von Klemens Franz, Hanno Girke und Dale Yu
Carrera Tabletop Games (Stadlbauer)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 5 (besser: 6) Jahre
zirka 20 Euro

Freitag, 13. Juni 2014

Richard Ritterschlag

Drachen schlagen, Riesen jagen – ein abenteuerliches Legespiel
Nominiert für das Kinderspiel des Jahres 2014
Ein zufällig gezogenes dreieckiges Landschaftsplättchen muss passend angelegt werden: eien Grünfläche an eine Grünfläche, ein Tortenstück des runden Turnierplatzes an ein Tortenstück und ein Aufgabenfeld passend an ein Aufgabenfeld, das mit derselben Farbe angekreuzt ist. Wenn letzteres gelingt, darf man dort ein farblich passendes Aufgabenkärtchen ablegen. Auf fertige Turnierplättchen kann ein beliebiges Kärtchen gelegt werden. Wer neben der Figur des Ritter Ratlos die Landschaft erweitert, wird mit einem Doppelzug belohnt.
Spielregel | Sehr übersichtlich und vorbildlich illustriert. Außerdem enthält die Anleitung eine interessante Solo-Spielvariante, für die mehrere Rätselpuzzle vorgeschlagen werden.
Zielgruppe | Ab fünf Jahre. Ritterschlag ist besonders als Zwei-Personen-Spiel zu empfehlen. Zu viert ist es weniger gut, weil dann die Turnierplätze verkümmern.
Fazit | Richard Ritterschlag hat unverkennbare Ähnlichkeiten mit Carcassonne – was positiv gemeint ist. Zwar gibt es bereits ein bei Hans im Glück erschienenes Kinder-Carcassonne, was aber taktisch so kniffelig ist, dass es erst ab dem Grundschulalter interessant ist. Ganz anders Ritterschlag: Durch die Reduktion der quadratischen Plättchen auf dreieckige Landschaften ist ein überaus attraktives Legespiel entstanden, das bereits Kindergartenkinder begeistert.

Richard Ritterschlag
von Johannes Zirn
Haba
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 5 Jahre
zirka 10 Euro