Dienstag, 20. August 2013

Gold am Orinoko

Ein mitreißendes Wettlauf- und Taktikspiel
Nominiert für das Kinderspiel des Jahres 2013

Zwei Würfel sorgen für die Bewegung. Mit dem einen Würfelergebnis wird einer der fünf Baumstämme flussabwärts geschoben. Und mit dem zweiten Würfel wird die Zugweite einer der drei Figuren des Spielers bestimmt. Diese „Pöppel“ müssen vom rechten Flussufer über die Baumstämme zu den wertvollen Goldmünzen auf dem linken Ufer laufen. Durch andere Figuren besetzte Felder werden dabei übersprungen und nicht mitgezählt.
Material | Das schön gezeichnete Orinoko-Spielbrett hat eine beindruckende Größe. Leider ist das für den Ablauf wichtige Raster etwas blass geraten.
Fazit | In der Praxis erweist sich der eher flache Spannungsbogen als weniger „mitreißend“ als versprochen. Gold am Orinoko ist im Kern ein nettes und ruhiges Denkspiel. Die Schachtelangabe „ab 7 Jahren“ weist darauf hin, dass das Spiel unschlüssig ist, ob es nun kindlich oder erwachsen sein möchte. Dies macht sich auch im Ablauf bemerkbar. Zwar ist die Regel an sich einfach, aber einen guten Zug hinzubekommen, ist eine für jüngere Kinder dann doch zu knifflige Herausforderung. Gleichzeitig bedeuten die Würfel einen derart erheblichen Glückfaktor, dass sich die taktischen Überlegungen älterer Kinder oft als unwichtig entpuppen. Diese unstimmige Balance führt dazu, dass das Spiel keine Zielgruppe vollständig befriedigen kann.



Gold am Orinoko
von Bernhard Weber
Haba
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 7 (besser: 8) Jahre
zirka 25 Euro

Freitag, 16. August 2013

Madagascar Catan Junior

Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres 2013
Der Ablauf orientiert sich am Klassiker Die Siedler von Catan. An den Kreuzungen zwischen den nummerierten Sechseckteilen werden Zirkuszelte gebaute. Wenn die Ziffer eines Sechsecks gewürfelt wird, bekommen die angrenzenden Zelte eine entsprechende Ressource, mit der die Kinder handeln oder weitere Zelte beziehungsweise Zirkuswagen bauen, die für ein Wegenetz sorgen.
Material | 2007 wurde schon einmal versucht, eine Junior-Version der Siedler von Catan zu etablieren. Leider war die Grafik damals viel zu unübersichtlich. Jetzt ist die grafische Gestaltung zumindest so gut, dass Landschaftsfelder und Rohstoffe auf einen Blick zuzuordnen sind – selbst die Unterscheidung zwischen Wirtschaftswald (Holz) und Apfelsinenbaumplantage (Fanta) gelingt den Kindern. Allerdings ist die thematische Festlegung auf den Film Madagascar eher unglücklich. Die „Tierkontrolleurin“ anstelle des Räubers kann überhaupt nicht gefallen.
Zielgruppe | Sechs- bis Achtjährige, die die Siedler von Catan noch nicht kennen.
Fazit | Das 2007er Junior-Catan war für Sechsjährige viel zu kompliziert und die Spieldauer deutlich zu lang. Jetzt in der Madagascar-Version sind Ablauf und Dauer so gestrafft, dass sie wirklich altersgerecht sind. Der Glücksanteil ist sehr hoch. Die Kinder nehmen die Ressourcen nicht verdeckt auf die Hand, sondern legen ihre Rohstoffplättchen offen vor sich aus. So können erwachsene Mitspieler den Kleinen helfen. Auf den Ereignisplättchen gibt es keinen zu lesenden Text. Getauscht wird 1:1 mit einem speziellen Markt und 2:1 mit dem Vorrat. Der Tausch mit den Mitspielern, den Kinder in dem Altern noch nicht sinnvoll beherrschen, ist in Madagascar den älteren „Profis“ vorbehalten. Schade ist nur, dass man das Spiel mit der Madagascar-Thematik umgesetzt hat. Dabei ist Catan doch selbst eine starke Marke, die sich wahrlich nicht hinter einem vergänglichen Film verstecken muss. Ein Junior-Siedler mit den Motiven und Akteuren des erwachsenen Catan, mit Rittern, Räubern und Siedlern – das wäre ein perfektes Kinderspiel. Vielleicht kommt das ja irgendwann mal auf den Markt. Eine fesselnde spielerische Grundlage ist gelegt.

Madagascar Catan Junior
von Klaus Teuber
Kosmos (Redaktion: Sandra Dochtermann, Lizenz: Catan)
für 2 bis 4 Kinder ab zirka 6 Jahre
zirka 27 Euro